Trainerwechsel in der Bundesliga Hoffenheim sucht Stabilität — Huub Stevens hilft

Meinung | Düsseldorf · Als sich Huub Stevens Ende der vergangenen Saison aus Stuttgart verabschiedete, schlug er den Journalisten vor, ihn doch auf seinem Domizil auf Mallorca zu besuchen. Dort wollte er ihnen über seine Zukunftspläne Auskunft geben. Daran, dass Stevens (Branchenname "Knurrer von Kerkrade"), ein paar Monate später bei der TSG Hoffenheim anheuert, dachte wohl niemand. Er selbst wohl am allerwenigsten.

Huub Stevens: Bundesliga-Hopper mit Oranje-Gen
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Das ist Huub Stevens

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Foto: dpa, bt hpl

Der auf Zukunft getrimmte, traditionsarme Klub und der im besten Sinne konservative und traditionsreiche Trainer — darauf muss man erst einmal kommen.

Stevens steht nicht für große Entwürfe oder für Visionen. Der Niederländer steht viel mehr für solides Handwerk ohne großen Schnickschnack. Er predigt nicht nur Disziplin, sondern lebt sie auch und lässt sie leben. So wie in der vergangenen Winterpause, als er den arg selbstbewussten Jungprofi Moritz Leitner morgens um 6 Uhr zur Sonderschicht in den Fitnessraum holte, während der Rest der Mannschaft bis 7.30 Uhr schlafen durfte. Wer Stevens holt, weiß, was er bekommt. Der etwas abgegriffene Begriff "ehrlicher Arbeiter" trifft auf den 62-Jährigen wie auf kaum einen anderen Kollegen zu. Wenn Stabilität gefragt ist, ist Stevens als Trainer immer eine gute Lösung. Also jetzt auch in Hoffenheim.

Stevens bringt mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung mit. Er lässt sich von niemandem etwas vormachen. Von Einflüsterern und Schlaumeiern, die jeden Bundesligisten umschwirren nicht. Und schon gar nicht, von verhätschelten Bubis, die für ihren Sport einen Haufen Geld bekommen. Den VfB Stuttgart hat er so zuletzt zweimal vor dem Abstieg bewahrt. Das sollte ihm — angesichts des Potenzials seiner Mannschaft — auch mit den Kraichgauern gelingen. Dass er seinen ersten Auftritt im neuen Trainingsanzug (er gehört zu den Coaches, die mit dieser Kleidung auch am Spieltag die Nähe zur Mannschaft betonen) am Samstag bei seinem Ex-Klub 1. FC Köln hat, ist eine hübsche Begebenheit am Rande.

Der Spruch "die Null muss stehen", den er in seiner ersten Schalker Zeit prägte, beschreibt aber nur noch bedingt seine Auffassung des Spiels. Im Stuttgarter Abstiegskampf nutzte er die Fähigkeiten seiner Profis und ließ sie durchaus offensiv spielen. Es kann gut sein, dass die Hoffenheimer ihren Kollegen aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt vorweggekommen sind. Offensivspiel gepaart mit Stabilität in der Abwehr bekommt Stevens' Nachfolger beim VfB gerade nicht hin. Mit seinem wilden Fußball (zuletzt gesehen bei der 3:4-Niederlage am Samstag in Leverkusen) gerät Alexander Zorniger immer mehr in Bedrängnis.

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