Kriselnder Bundesligist Gisdol bei Hoffenheim offenbar entlassen — Stevens Nachfolger

Zuzenhausen · Nun also doch: Der seit Wochen umstrittene Trainer Markus Gisdol muss seinen Posten bei der TSG 1899 Hoffenheim offenbar räumen. Der Coach wurde am Montag nach Informationen des Senders "Sky Sport News HD" freigestellt. Auch ein Nachfolger soll schon bereitstehen: Huub Stevens.

Markus Gisdol: Als Amateur zum Bundesliga-Coach
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Das ist Markus Gisdol

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Hoffenheimer verwiesen nur auf eine geplante Pressemitteilung am Nachmittag. Der 46 Jahre alte Gisdol hatte Hoffenheim am 2. April 2013 als Tabellenvorletzter übernommen und durch einen spektakulären 2:1-Auswärtssieg bei Borussia Dortmund am letzten Spieltag Fortuna Düsseldorf noch überholt und in die 2. Bundesliga geschickt, während er mit Hoffenheim die Relegation erreichte. In der Relegation setzte sich Gisdol mit seiner Mannschaft gegen den 1. FC Kaiserslautern durch. In den folgenden zwei Jahren führte er die Kraichgauer auf die Plätze neun und acht.

Mit nur einem Sieg aus zehn Spielen stehten die Kraichgauer derzeit in der Bundesliga-Tabelle mit sechs Punkten nur auf Platz 17. Am Sonntag hatte der Verein bereits durch die Freistellung von Geschäftsführer Peter Rettig auf die sportliche Talfahrt reagiert.

Gisdol hatte bereits im Anschluss an die Pleite gegen den Hamburger SV (0:1) am Freitag Resignation erkennen lassen. Von einem Rücktritt wollte Gisdol, der am Samstag beim Auslaufen noch auf dem Platz stand, aber nichts wissen.

Die Aussagen der Spieler um Kapitän Pirmin Schwegler und Nationalspieler Kevin Volland hatten sich dagegen nach Abschied angehört. Volland, Schwegler und Eugen Polanski waren schon vor dem HSV-Spiel von Hopp hinter dem Rücken Gisdols zu einem Treffen gebeten worden. Die Profis stärkten dabei dem Trainer zwar den Rücken, das Tischtuch zwischen Gisdol und Hopp war aber endgültig zerschnitten.

Die sportliche Krise ist ohnehin nicht der einzige Grund für das Ende der Gisdol-Ära. Der Coach manövrierte sich bereits zu Jahresbeginn ins Abseits. Damals verärgerte Gisdol seinen Boss Dietmar Hopp bei den Vertragsverhandlungen mit hohen Gehaltsforderungen. Am Ende wurde der Vertrag zwar verlängert, das Verhältnis zwischen dem gebürtigen Geislinger und Hopp galt seit dieser Zeit dennoch als angespannt.

Zeitgleich begannen in der Rückrunde der vergangenen Saison die sportlichen Probleme. Am Ende verspielte das Team leichtfertig einen Europacup-Platz. Es folgte der von Gisdol forcierte Umbruch mit den Abgängen von Roberto Firmino, Kapitän Andreas Beck, Sejad Salihovic, Anthony Modeste und Sven Schipplock. Die Neuzugänge, allen voran Kevin Kuranyi, enttäuschten bisher.

Nach dem Rauswurf Gisdols muss Hopp allerdings aufpassen, nicht in alte Gewohnheiten zu verfallen. Schließlich hatte der Milliardär den Verein vor der Gisdol-Ära durch das ständige Feuern von Trainern (Holger Stanislawski, Markus Babbel, Marco Kurz), Managern (Ernst Tanner, Andreas Müller) und Spielern ("Trainingsgruppe 2") zwischenzeitlich zu einem Chaosklub gemacht.

Huub Stevens hatte zuletzt den VfB Stuttgart trainiert und die Schwaben vor dem Abstieg gerettet. Das Ende der Gisdol-Ära bedeutet den zweiten Trainerwechsel in der laufenden Saison nach dem Rücktritt von Lucien Favre bei Borussia Mönchengladbach.

(areh/sid)
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