Streichs unorthodoxe Teambuilding-Maßnahme Freiburgs Pokal-Aus war einkalkuliert

Freiburg · Christian Streich hat den SC Freiburg mit Ansage aus dem DFB-Pokal rotiert. Kritik ließ der Trainer dennoch nicht gelten - die Pleite war einkalkuliert.

 Christian Streich, sonst ein schlechter Verlierer, nahm die Niederlage gegen Sandhausen ungewöhnlich gelassen hin.

Christian Streich, sonst ein schlechter Verlierer, nahm die Niederlage gegen Sandhausen ungewöhnlich gelassen hin.

Foto: dpa, pse jai

Christian Streich war völlig entspannt. Mit einem Lächeln im Gesicht und seinem üblichen Espresso in der Hand verließ der Trainer des SC Freiburg, der eigentlich nur ganz schlecht verlieren kann, den Ort der Niederlage.

Der unaufgeregte Abgang Streichs war um so erstaunlicher, weil er es war, der seinem Klub die Pleite in der 2. Runde des DFB-Pokals gegen den SV Sandhausen eingebrockt hatte. Doch obwohl der Coach wusste, dass seine Reservisten-Zockerei in die Hose gehen kann, nahm er das Aus in Kauf. Für Streich war das 3:4 im Elfmeterschießen (3:3 n.V.) eine Teambuilding-Maßnahme der unorthodoxen Art.

"Es haben einige gespielt, die derzeit nicht so oft spielen. Aber das wollten wir so. Sie haben es sich verdient, weil sie im Training alles geben", sagte der Trainer des Bundesligisten, der im badischen Derby gegen den Zweitliga-Neunten acht Profis im Vergleich zum zurückliegenden Punktspiel gegen den FC Augsburg (2:1) aus der Mannschaft rotiert hatte: "Die Spieler, die wir haben, machen viel - und ich verlange viel. Sie haben deshalb meinen Respekt verdient. Sie sollten die Möglichkeit bekommen, sich zu zeigen."

Dass diese Maßnahme den Aufsteiger die Prämie von rund 500.000 Euro für den Achtelfinal-Einzug gekostet hat, war Streich egal. Der 51-Jährige, dessen Team zuvor zehn Punktspiele in Folge zu Hause gewonnen hatte, erstickte die Kritik nach der verdienten Niederlage unter den Augen des DFB-Präsidenten Reinhard Grindel im Keim.

"Ich stehe voll hinter dieser Entscheidung. Sie war richtig. Wir sind ein Verein, der Spieler entwickeln muss. Das geht nur, wenn sie in solchen Drucksituationen auch spielen", äußerte der Trainer: "Wir haben viele Erkenntnisse gewonnen. Ich habe gesehen, wo der ein oder andere steht. Und der ein oder andere hat gesehen, warum er derzeit nicht so oft im Einsatz ist."

"Der Trainer musste das so machen"

Dass Streich bei seinem einkalkulierten Scheitern die Rückendeckung der Chefetage hatte, machte der Präsident deutlich. "Wir haben verdient verloren - eigentlich hätten wir schon nach 90 Minuten verlieren sollen", sagte Fritz Keller dem SID: "Aber der Trainer musste das so machen. Das ist sein Team. Und wer weiß, ob es die anderen besser gemacht hätten."

Schlechter hätten es die Stammkräfte allerdings kaum machen können. Nach der Freiburger Führung durch Mats M¢ller Dæhli (21.) brachten die Tore von Tim Kister (39.), Andrew Wooten (53.) und Richard Sukuta-Pasu (64.) den SVS vor 14.600 Zuschauern auf die Siegerstraße.

Dass sich die Gastgeber nach dem Anschlusstreffer von Vincenzo Grifo (76.) überhaupt noch in die Verlängerung retten konnten, hatten sie Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) zu verdanken. Der Unparteiische erkannte nach einem Zusammenprall von SVS-Profi Philipp Klingmann mit Janik Haberer auf Strafstoß - eine Fehlentscheidung. Nils Petersen verwandelte vom Punkt (82.).

Am Ende war es ausgerechnet Haberer, der (ungewollt) für Gerechtigkeit sorgte. Er scheiterte beim Elfmeterschießen an Gäste-Torhüter Marco Knaller, der damit Sandhausen zum ersten Mal seit 31 wieder ins Achtelfinale brachte.

(sid)
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