Freiburg-Coach Streich "Wir haben Angst, bald nicht mehr konkurrenzfähig zu sein"

Freiburg · Christian Streich nimmt selten ein Blatt vor den Mund, auch zu gesellschaftskritischen Themen äußert er sich immer wieder. Nun hat der Trainer des SC Freiburg die Entwicklung auf dem Transfermarkt kritisiert.

Christian Streich: Das ist der Trainer des SC Freiburg
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Das ist Christian Streich

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Foto: AFP/INA FASSBENDER

Im malerischen Montafon hatte Christian Streich eigentlich allen Grund zu großer Freude gehabt. Seine Mannschaft lieferte ein vielversprechendes Trainingslager ab, die Kulisse war wie aus dem Bilderbuch und die Lust auf das bevorstehende Abenteuer Europa League greifbar. Doch Streich wirkte alles andere als glücklich, die Entwicklung im Profifußball bedrückte den Trainer des SC Freiburg.

"Die Spirale dreht sich immer schneller", klagte Streich bei Sky Sport News HD über die wahnwitzigen Summen, die mittlerweile schon für teilweise unbekannte Profis gezahlt werden. Auch junge Spieler, die sich der Sport-Club in der Vergangenheit raffiniert geangelt hatte und mit deren Hilfe er im Kampf gegen die Großen überlebte, werden immer teurer. "Wir haben Angst", sagte Streich, "bald nicht mehr konkurrenzfähig zu sein."

Freiburg sehr konservativ auf dem Transfermarkt

Die Breisgauer wirtschafteten auch in dieser Sommerpause vernünftig, vielleicht sogar ein bisschen zu vernünftig. Die Abgänge von Maximilian Philipp (Borussia Dortmund) und Vincenzo Grifo (Borussia Mönchengladbach) spülten mehr als 25 Millionen Euro in die Vereinskassen, von denen bislang nur etwa ein Viertel reinvestiert wurde.

"Wir haben hier Rahmenbedingungen, die wir nicht verlassen dürfen, sonst gehen wir ein unkalkulierbares Risiko ein", rechtfertigte Streich die Zurückhaltung auf dem Transfermarkt: "Das geht nicht. Alleine aus der Tradition heraus bei uns."

Der junge Offensivspieler Cengiz Ünder (Streich: "Wir wollen die Jungs doch nur weiterentwickeln") war zuletzt schon auf dem Weg nach Freiburg, ehe der AS Rom mitbot und den Türken nach Italien lockte - für 13 Millionen Euro plus Bonuszahlungen.

"Es hat ein Tempo angenommen, das ist atemberaubend. Und wenn die Spirale sich so schnell dreht, musst du aufpassen, dass du nicht rausgehauen wirst", sagte Streich, der sich in der Vergangenheit immer wieder zu gesellschaftskritischen Themen geäußert hatte.

Ob die Freiburger in dieser Saison den Klassenerhalt schaffen, ist trotz der herausragenden abgelaufenen Spielzeit keinesfalls garantiert. Vieles wird davon abhängen, wie lange der Sport-Club in der Europa League vertreten sein und mit den zusätzlichen Strapazen umgehen wird. Und davon, ob Streich aus einem Haufen talentierter Spieler wieder ein Überraschungsteam formen kann.

Die Fähigkeiten dazu hat er zweifellos, nicht umsonst wurde er kürzlich erst von den Sportjournalisten zum zweitbesten Trainer der Saison gekürt. Gerade einmal zwölf Stimmen lag Streich hinter Hoffenheims Julian Nagelsmann - auch wegen seiner häufig kritischen und erfrischenden Sicht auf die wichtigen Dinge.

(sid)
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