VdV-Camp in Duisburg Neururer und 14 vertragslose Profis kämpfen für neue Chance

Duisburg · Der Star ist der Trainer: Peter Neururer macht derzeit in Duisburg die vertragslosen Profifußballer für neue Engagements fit – und hofft dabei selbst auf ein Comeback.

Peter Neururer – Kulttrainer, Schnauzbartträger, Ex-Schalke-Mitglied
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Das ist Peter Neururer

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Foto: dpa, a nic

Der Star ist der Trainer: Peter Neururer macht derzeit in Duisburg die vertragslosen Profifußballer für neue Engagements fit — und hofft dabei selbst auf ein Comeback.

Peter Neururer ist voll in seinem Element. "Stooopp!", brüllt der Trainer über den Fußball-Platz im Sportpark Wedau in Duisburg. Neururer - Trillerpfeife in der Hand, kurze Sporthose, Goldkettchen und Silberuhr am Arm - unterbricht die Übung und gibt deutliche Anweisungen. Kurzer Klaps. Weiter geht's.

"Die Spieler, die hier auflaufen, sind natürlich alle höchst motiviert. Für sie ist es möglicherweise die letzte Chance, irgendwo unterzukommen", sagte Neururer dem SID am Rande des Trainingscamps für vereinslose Profis. Doch nicht bloß für die Fußballer geht es um die Fortsetzung ihres Traums. Auch Neururer kämpft tief im Westen um ein Comeback auf der großen Bühne.

Zuletzt war es still geworden um den Mann mit dem Schnauzbart. Seit seiner Entlassung beim VfL Bochum im Dezember 2014 ist das Bundesliga-Urgestein, das mehr als 500 Spiele als Coach in erster und zweiter Liga absolviert hat, ohne Engagement bei einem Fußball-Klub.

Neururer kann sich auch Job als Sportdirektor vorstellen

"Mir geht es hervorragend", sagt Neururer, der noch bis Mittwoch das Camp der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV) leitet. Die Worte sprudeln förmlich aus ihm heraus. "Natürlich" habe er das Bedürfnis, "noch im Profibereich arbeiten zu wollen. Weil ich diesen Job liebe. Ob als Sportdirektor oder als Trainer spielt keine Rolle, aber es muss von vorne bis hinten zu 100 Prozent stimmen."

Doch seine Person, das beteuert Neururer immer wieder, stehe dieser Tage nicht im Mittelpunkt. "Ich bin nicht hier, um für mich selbst zu werben", sagt Neururer. Es gehe einzig und allein um die Spieler. "Ich sehe dieses Camp nicht als Perspektive. Ich kann mir den Luxus erlauben, nicht jedes Angebot annehmen zu müssen."

Und doch merkt man Neururer das Wohlgefühl an, endlich mal wieder im Scheinwerferlicht zu stehen. Es ist der Wunsch, gebraucht zu werden, und die Sehnsucht nach öffentlicher Anerkennung, die ihn antreibt. China kam für ihn trotz zweier "finanziell unglaublicher" Angebote nicht infrage. "Entweder ein Traditionsverein, der unbedingt wieder ganz nach oben will", sagt Neururer, "ansonsten würde ich Amateurfußball nicht machen". Auch ein Verein in der 2. Liga, "der unbedingt wieder in die Erste möchte, wäre mit Sicherheit interessant, wenn die Strukturen stimmen". Und, na klar: "Über erste Liga müssen wir nicht reden."

VdV-Camp als "Bewerbungsschreiben"

Für die 14 teilnehmenden vertragslosen Fußballer scheint die Bundesliga noch ein ganzes Stück weiter entfernt. Seit Montag vergangener Woche trainieren sie auf Kosten der Spielergewerkschaft VdV, um sich unter professionellen Bedingungen im Mannschaftstraining fit zu halten und sich in Testspielen gegen starke Gegner für neue Jobs zu empfehlen — darunter mit Fabian Stenzel auch einer der Rekordspieler der 3. Liga (269 Einsätze).

"Im letzten Jahr haben fast 90 Prozent der Teilnehmer einen Verein gefunden", sagte VdV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky. In der Vergangenheit haben immer wieder auch namhafte Profis wie beispielsweise die früheren A-Nationalspieler Christian Rahn oder Lukas Sinkiewicz ihre Karriere mit Hilfe des Camps fortgesetzt.

Auf ein ähnliches Happy End hoffen auch alle 14 aktuellen Teilnehmer. Und Peter Neururer.

(sid)
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