Neuer DFB-Präsident Auf Grindel kommt viel Arbeit zu

Frankfurt/M. · Es gibt einen großen Wunsch beim Deutschen Fußball-Bund. Am liebsten soll es nur noch schöne Bilder geben. Und weil sich ein Blumenstrauß auf einem Foto besonders schön macht, wird nach jedem Wahlgang an diesem Mittag im Frankfurter Kongresscenter beim außerordentlichen Bundestag ein buntes Gesteck gereicht – und zwar immer dasselbe.

Reinhard Grindel zum neuen DFB-Präsidenten gewählt
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Grindel zum neuen DFB-Präsidenten gewählt

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Es gibt einen großen Wunsch beim Deutschen Fußball-Bund. Am liebsten soll es nur noch schöne Bilder geben. Und weil sich ein Blumenstrauß auf einem Foto besonders schön macht, wird nach jedem Wahlgang an diesem Mittag im Frankfurter Kongresscenter beim außerordentlichen Bundestag ein buntes Gesteck gereicht — und zwar immer dasselbe.

Kurzes Lächeln in die Kameras, danach das Ganze von vorn. So ist das bei Reiner Koch und Reinhard Rauball, die dafür beglückwünscht werden, dass sie bis gestern die Geschicke des größten Sportfachverbands der Welt geleitet haben. Bei Reinhard Grindel, der nun das Amt von den 255 Delegierten mit beinahe nordkoreanischer Geschlossenheit und nur vier Gegenstimmen übertragen bekommt. Und auch beim neuen Generalsekretär Friedrich Curtius und dem neuen Schatzmeister Stephan Osnabrügge.

Reaktionen zur Wahl von Grindel zum DFB-Präsidenten
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Wolfgang Niersbach bekommt keinen Blumenstrauß. Dafür etwas für ihn vermutlich deutlich Wertvolleres. Die Gesandten der Landesverbände und Profivereine applaudieren für ihn — so lang und lautstark wie für keinen anderen. Es ist ein deutliches Signal an den im vergangenen November zurückgetretenen DFB-Präsidenten: "Du bist weiter einer von uns." Hinter nicht ganz so vorgehaltener Hand wird immer wieder betont, Niersbach habe genug gelitten. Sein Lebenswerk, die 28-jährige Tätigkeit für den Verband, solle nicht auf wenige Wochen und eine verunglückte Pressekonferenz rund um die Aufklärungsarbeit zu den Unregelmäßigkeiten bei der WM 2006 reduziert werden. Der Vergangenheitsbewältigung habe man sich ausreichend gewidmet, keine andere Sportorganisation sei so schonungslos mit eigenen Verfehlungen umgegangen und habe immerhin eine Kanzlei (Freshfields) mit der Aufklärung beauftragt.

Dementsprechend hält es Nachfolger Grindel für keinen Widerspruch, dass an einem Tag, der für den Neuanfang beim DFB stehen soll, ein Spitzenvertreter aus dem alten System noch einmal herzlich gefeiert wird. "Es geht nicht darum, inhaltlich irgendetwas von den Geschehnissen zu relativieren. Es geht darum, dem Menschen Niersbach gerecht zu werden", sagt der 54-Jährige. Andere erfahren derartige Milde nicht. Stefan Hans, ehemaliger Finanzchef, ist zum Beispiel aus dem Kreis ausgeschlossen worden.

Reinhard Grindel - ehemaliger DFB-Präsident
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Das ist Reinhard Grindel

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Der außerordentliche Bundestag ist indes weit entfernt von einer Friede-Freude-Eierkuchen-Veranstaltung. Dafür sorgt Ligapräsident Rauball. Der 69-Jährige ruft in Erinnerung, dass die Profiklubs sehr verschnupft waren über das Verhalten der Amateurverbände. "Uns hat irritiert, wie die Landesverbände ohne Rücksprache einen Präsidenten vorgeschlagen haben", sagt er. Und auch bei anderen Themen habe man sich mehr Miteinander gewünscht. "Wir mussten den Eindruck gewinnen, es geht einigen nicht um die Sache, sondern vor allem um Machtspielchen." Damit sich derartige Alleingänge nicht wiederholen, soll eine Kommission gegründet werden, die bei Personalentscheidungen ein Mitspracherecht hat. Rauball will diesen Vorstoß natürlich nicht als Kritik an Grindel verstanden wissen. Er lässt aber durchblicken, sich den Kurs unter Grindel anschauen zu wollen. Die Rede ist von einer Probezeit bis zum regulären Bundestag am 3. und 4. November, bei dem sich Grindel erneut zur Wahl stellen muss.

Bis dahin gibt es einige große Dinge, die noch im Weg stehen. In Erfurt steht der Grundlagenvertrag zwischen DFB und DFL zur Abstimmung an. Das Profilager pocht darauf, mehr Freiheiten zu bekommen. Ihm schwebt unter anderem ein Freilos in der ersten Runde des Pokals vor, um im Sommer auf ausgedehntere Marketingreisen gehen zu können. Grindel will sich dem nicht unbedingt verweigern. Ihm bleibt im Poker mit der DFL auch keine andere Wahl, wenn er nicht riskieren will, dass es zu einer Abspaltung wie in England kommt. Gleichwohl muss er auch die Interessen der Amateure einbringen, diese Positionen zusammenzubringen, ist ein sportliches Ziel. "Es gibt mehr, das uns eint, als das uns trennt", findet er. Unklar ist, mit welcher Vehemenz Koch als oberster Vertreter der Amateure die Interessen seines Lagers vertreten wird.

Grindel wird sich in den kommenden Wochen von seinem Bundestagsmandat trennen. Den Zeitpunkt will der CDU-Politiker am 21. April in seinem Wahlkreis verkünden. Ein Übergangsgeld steht ihm nicht zu, weil der ehemalige leitende Redakteur des ZDF vom DFB für seine ehrenamtliche Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung bekommt - insgesamt 14.400 Euro. Kurz nach seiner Wahl wird Grindel gefragt, welcher Moment ihn besonders bewegt habe. "Als mir Uwe Seeler und Horst Eckel gratuliert haben und viel Erfolg für diese Aufgabe gewünscht haben", sagt er.

Es wird sich zeigen, wie viel Unterstützer er in den kommenden Monaten noch dazugewinnen wird.

(gic)
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