WM-Qualifikation gegen Norwegen Neuer Kapitän, neuer Anlauf

Düsseldorf · Am Sonntagabend startet die deutsche Nationalelf in Norwegen in die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2018. Manuel Neuer führt die DFB-Elf erstmals in seiner neuen Rolle als Kapitän an.

Norwegen - Deutschland: die Fakten
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Foto: dpa, fg

Viel Wissen über norwegischen Fußball besitzt Manuel Neuer nicht. Zumindest noch nicht. Auf den ersten Gegner in der WM-Qualifikation am Sonntag (20.45 Uhr/Live-Ticker) angesprochen, wich der Torhüter mehrmals gekonnt aus und verwies auf die anstehende Analyse mit dem Trainerstab heute in Oslo. Bei seinem ersten Auftritt als Kapitän der Nationalmannschaft glänzte Neuer somit nicht als Fachmann für skandinavischen Fußball, dafür aber mit staatsmännischen, unverfänglichen Antworten.

Auch abseits der Fragen nach Qualität und Personal der Norweger ließ Neuer wenig Überraschendes verlauten: "Es macht mich unendlich stolz, Kapitän zu sein" etwa. Oder "Ich hoffe, in die Fußstapfen von Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger zu treten". Aber genau diese Art, einen Ruhepol zu verkörpern, dürfte mitentscheidend dafür gewesen sein, dass ihn Joachim Löw für das Kapitänsamt ausgewählt hat.

Neuer soll junge Akteure an die Hand nehmen

"Ich suche direkten Zugang zum Team", sagte Neuer in Bezug auf seine Art, Führung zu übernehmen. Öffentliche Kritik gehöre hingegen nicht zu seinem Repertoire. "Ich glaube nicht, dass es eine große Veränderung sein wird. Wir haben es auch vorher schon zusammen geschultert. Und so wird es auch bleiben", erklärte der 30-Jährige. Mit zusammen meint Neuer vor allem den Mannschaftsrat, in dem neben ihm Sami Khedira, Thomas Müller, Jerome Boateng, Mats Hummels und neuerdings Toni Kroos sitzen. Diese sechs sollen die jungen Akteure an die Hand nehmen. "Als Profi bist du Vorbild für Kinder und Jugendliche", sagte Neuer über sein Leitbild: "Du musst dich auf und außerhalb des Platzes gut verhalten und optimal benehmen. Dass bestimmte Sachen nicht gehen, weiß man."

Nach 71 Länderspielen seit 2009 trägt Neuer die Binde nun dauerhaft. Vorher war er schon 13 Mal als Ersatz für Schweinsteiger eingesprungen. Großes Bohei um die Ernennung machte Neuer nicht. Für Teammanager Oliver Bierhoff wird die Rolle des Kapitäns ohnehin "überbewertet". Bierhoff betonte aber auch, dass in Schweinsteiger, Lukas Podolski, Per Mertesacker, Miroslav Klose und Philipp Lahm nun nach dem Triumph 2014 fünf Weltmeister mit reichlich Erfahrung zurückgetreten seien. Es müssten sich nun neue Hierarchien bilden, woran die Spieler nach seinen Beobachtungen aber sichtlich Spaß hätten.

Eher humorlos analysierte Neuer die Qualifikationsrunde zur EM. Das Team habe sie "nicht perfekt" gespielt. Der Anspruch an die WM-Qualifikation sei nun ein anderer. "Wir streben bis Weihnachten vier Siege an", bekundete Neuer. Vor den Spielen gegen Tschechien, Nordirland und San Marino wartet die Aufgabe in Oslo. Auch Bierhoff erhob den Anspruch, "die Qualifikation wieder klarer zu dominieren".

Sieg in Norwegen ist Pflicht

Ein Sieg gegen Norwegen, die Nummer 50 der Fifa-Weltrangliste, eine Mannschaft ohne große Namen, ist Pflicht. Für das aufgeblähte EM-Teilnehmerfeld hatte es für die Norweger schon mal nicht gereicht. Das Team um Kapitän Per Skjelbred, der bei Hertha BSC unter Vertrag steht, wird der deutschen Elf auch im Heimspiel sicher nicht den Gefallen tun, eine offensive Ausrichtung zu wählen. So dürfte sich aller Voraussicht nach das mittlerweile gewohnte Bild bei Auftritten der Nationalelf bieten: ein Geduldsspiel beim Lückensuchen rund um des Gegners Strafraum.

Für Neuer dürfte es hingegen — passend zum Gemüt — ein ruhiger Abend werden. Die Frage, ob er zum Einstand einen ausgeben muss, beantwortete Neuer ebenfalls kühl: "Normalerweise macht man das ja nach dem ersten Spiel. Da ich jetzt aber schon zum 14. Mal als Kapitän auflaufe, hat die Mannschaft den Moment ein bisschen verpasst."

(erer)
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