DFB-Team in der Qualifikation Müller trifft wieder — die Probleme bleiben

Oslo · Nach mehr als zehn Stunden trifft Thomas Müller wieder im Trikot der Nationalmannschaft. Die drängenden Probleme aber werden dadurch nicht gelöst.

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Foto: dpa, fg nic

Thomas Müller sah ganz und gar nicht aus wie einer, dem gerade ein Stein, eine Zentnerlast oder sonstwas vom Herzen gefallen war. War was? Ja, und ob! Mehr als zehn Stunden hatte Müller nicht mehr getroffen im Nationaltrikot, vor allem nicht bei der EM in Frankreich, wo er sich, wie er hinterher gestand, "nutzlos" vorkam im verlorenen Halbfinale gegen die Gastgeber (0:2). Und nun: Den ersten und den dritten Treffer beim 3:0 (2:0) gegen Norwegen zum Auftakt der WM-Qualifikation selbst erzielt, den zweiten vorbereitet. Es müllert wieder. Endlich.

Müller? Reagierte gelassen auf das Ende seiner torlosen Zeit. Ach, war und ist doch alles halb so wild, wollte er damit wohl signalisieren, und so bedurfte es der Einschätzung von Joachim Löw um zu erahnen, dass Müller in Oslo sehr wohl ein Gefühl der Erlösung verspürte.

"Ich glaube", berichtete der Bundestrainer, "dass ihn das ein bisschen erleichtert, das erste Tor in der Nationalmannschaft nach langer Zeit." Genau genommen hatte der Angreifer von Bayern München 603 Minuten lang kein Tor mehr für die DFB-Elf erzielt.

"Hat an ihm genagt"

Müller tat, als sei es so vorhersehbar wie Sand in der Sahara, dass er eben mal eine Zeit lang nicht getroffen habe. "Das ist ganz normal bei Torjägern", behauptete er, "es gibt immer mal so Phasen, da trifft man besser und mal weniger." Aber, nein, versicherte er, "ich habe nie an der grundsätzlichen Qualität meines Abschlusses gezweifelt." Was nichts daran ändert, dass es ihm trotzdem nahe ging, dass er bei der EM Chancen hatte, aber sie eben nicht zu verwerten wusste. "Natürlich hat das an ihm genagt", sagte Löw.

Warum es nun in Oslo wieder klappte? Schwer zu sagen, selbst für den wortgewandten Müller. Das 1:0 (15.) war mit links irgendwie noch reingestöpselt mit dem Innenpfosten als Beistand, seine Vorlage zum 2:0 des ausgezeichneten Joshua Kimmich (45.) ein kleiner Geniestreich, das 3:0 (60.) dann ein zielgenauer Kopfball nach einer Flanke von Sami Khedira. "Manchmal hat man ein bisschen Glück, manchmal trifft man die richtigen Entscheidungen, der Pass muss im richtigen Moment kommen ..." So läuft das eben, wollte Müller damit sagen.

Stürmer-Diskussion hält an

Was umgehend die Frage aufwerfen muss: Was, wenn Müller in Oslo nicht zurückgefunden hätte zu jener alten Treffsicherheit, die ihn in der ewigen DFB-Torschützenliste mit den Toren 33 und 34 am legendären Fritz Walter vorbeiziehen ließ?

Die Abhängigkeit von Müller scheint vorerst nur Mario Gomez abfedern zu können. Gomez sei ein Unikat, aber "so lange er fit ist", sagte Müller, "ist das auch absolut ausreichend, weil mehr als einen Stürmer können wir eh nicht gebrauchen". Aber den einen, den Gomez, den vermissen sie schon sehr. Vor allem bei Flanken.

Die Diskussion um die Stürmer, befürchtet Müller, "werden wir noch ein paar Jahre haben, denn ich sehe jetzt aktuell keinen, der da nachkommt und die Mittelstürmer-Attribute mitbringt. Und deswegen müssen wir da immer ein bisschen diese Zwitterlösungen finden." So lange es müllert, ist trotzdem alles gut. Aber wehe, wenn nicht.

(ems/sid)
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