Vor Argentinien-Spiel Viel Rauch um Maradona

München (RP). Der Trainer der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft gibt sich vor dem Länderspiel am Mittwoch (20.45 Uhr/Live-Ticker) gegen Deutschland betont gelassen und stolziert mit Zigarre über den Trainingsplatz. Joachim Löw will im Test gegen die Südamerikaner "viele neue Dinge ausprobieren".

 Diego Maradona mit Gonzalo Higuain.

Diego Maradona mit Gonzalo Higuain.

Foto: AP, AP

Die Neuturmstraße ist eine feine Adresse in München. Nicht weit vom Platzl, an der Rückfront des weltberühmten Hofbräuhauses, liegt das exklusive Hotel "Mandarin Oriental". In diesen Tagen ist es besonders attraktiv. Selbst im oberbayerischen Nieselregen belagern Scharen von Fußball-Fans die Nobelherberge. Sehnsuchtsvoll richten sie ihre Blicke nach oben, vielleicht erscheint ja Diego Armando Maradona am Fenster — wenn er nicht gerade auf dem Trainingsplatz ein baumdickes Zigärrchen qualmt.

Joachim Löw ist schon ganz neidisch auf seinen argentinischen Amtsbruder. Dennoch wird der Bundestrainer heute beim Testspiel (20.45 Uhr, live im ZDF) in der Münchner Arena auf keinen Fall publikumswirksame Rauchopfer auf der Trainerbank bringen. Und er drückt sich auch vornehm um eine Bewertung von Maradonas öffentlichen Auftritten. "Seine Arbeit", sagt Löw, "kann ich noch nicht so gut beurteilen. Ich glaube, wir werden ein spektakuläres Spiel erleben."

Es ist der erste Test im WM-Jahr und der einzige gegen einen der Hochkaräter im Weltfußball. "Sehr wichtig" findet Löw das Spiel, aber er will ihm öffentlich nicht zu viel Wert beimessen. "Ich möchte, dass die Mannschaft beginnt, sich einzuspielen", erklärt der Bundestrainer, "aber ich möchte einige Dinge testen. Den Spagat muss ich hinbekommen." Es gilt als sicher, dass er auf der rechten offensiven Mittelfeldposition einen Debütanten aufbieten wird. Kandidaten sind Thomas Müller (Bayern München) und Toni Kroos (Bayer Leverkusen).

Sie profitieren davon, dass Bastian Schweinsteiger neben Michael Ballack in die Zentrale rücken wird. Unabhängig von taktischen Varianten erwartet Löw "von allen, dass sie in der Defensive zur Verfügung stehen, wenn Argentinien den Ball gewinnt". Und wenn er sich das ausgeprägte Pressing der Südamerikaner vorstellt, wird Löw vor fachlicher Begeisterung richtig aufgeregt. "Wir müssen taktisch enorm klug sein", ruft er, und er wiederholt: "Enorm klug, ganz, ganz klug."

Nur in diesem kleinen Augenblick während einer Pressekonferenz in der edlen Mercedes-Niederlassung hoch über den Dächern von München wird deutlich, dass Löw die wegweisende Bedeutung dieses ernsten Tests im Frühjahr sicher mehr Sorgen macht, als er verraten will. Schließlich war er vor vier Jahren dabei, als Deutschland in einer ähnlichen Vorbereitungsphase in Italien mit 4:1 verhauen wurde und sein Vorgänger Jürgen Klinsmann durch ein Gewitter der Kritik musste, das ihn beinahe vom Trainerstuhl geweht hätte.

Dergleichen will Löw sich ersparen. Eine bemerkenswerte Niederlage gegen die Argentinier würde die Diskussion um seine Vertragsverlängerung aufflammen lassen. Auch deshalb ist der Bundestrainer bemüht, den vielleicht letztgültigen Schluss-Strich zu ziehen. Obwohl Generalsekretär Wolfgang Niersbach in einem Interview betonte, dass der DFB sich neuen Gesprächen vor dem Turnier in Südafrika nicht verschließen würde, wenn Löw sie denn wolle, erklärt der Trainer: "Es ist alles gesagt. Weitere Gespräche gibt es erst nach der WM."

(RP)
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