Wagner gegen Gomez Zwei Brecher kämpfen um einen Platz

Düsseldorf · Das Duell zwischen Mario Gomez und Sandro Wagner um einen Platz im deutschen WM-Sturm erlebt in dieser Woche eine Zuspitzung. Jupp Heynckes hat einen Lösungsvorschlag.

Porträt: Das ist Sandro Wagner
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Foto: dpa, chc htf wst

Die kleine Luca-Marie Wagner und ihr Bruder Hugo werden womöglich etwas enttäuscht sein. Zwischen Wassereis und Weingummi-Schnullern werden am Kiosk vor der Fußball-WM in Russland wieder hastig die beliebten Klebebild-Tütchen aufgerissen, doch ihr Papa ist nicht dabei. Selbst der Hersteller Panini konnte sich im Sturm der deutschen Nationalmannschaft nicht zwischen Sandro Wagner und Mario Gomez entscheiden - er ließ daher gleich beide weg.

Joachim Löw wird das anders lösen. Sowohl Wagner im Angriff von Bayern München als auch Gomez, der den VfB Stuttgart mit inzwischen sechs Toren aus dem Abstiegskampf schoss, drängen sich dem Bundestrainer für den wahrscheinlich einen vakanten Platz neben Timo Werner auf. Er würde Löw "ganz uneigennützig empfehlen", diesen Sandro Wagner mitzunehmen - sagt Sandro Wagner.

Mario Gomez würde nicht so frech daher reden, dafür ist er nicht der Typ. Er hat sich seit längerer Zeit Demut und Zurückhaltung auferlegt, er spricht immer wieder davon, welches Glück alleine die Reise nach Russland für ihn wäre. Möglicherweise könnte dies von Vorteil sein, wenn Löw einen Stürmer ohne Anspruch auf einen Stammplatz sucht. Der Bundestrainer könne die Lage "sehr gut einschätzen. Er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann. Zu wissen, wo im Sechzehner der Ball hinkommt, ist meine absolute Stärke", sagt Gomez.

Mario Gomez: Ehemaliger Nationalstürmer und Angreifer des VfB Stuttgart
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Das ist Mario Gomez

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Foto: afp

Diese führte er Löw am Freitag noch mal höchstpersönlich vor, als es darauf ankam. Seine beiden Tore für den VfB beim 2:1 in Freiburg dürften den Bundestrainer nachhaltig beeindruckt haben. Gomez blüht auf, drei Monate vor dem WM-Start schlägt das Formbarometer ganz hoch aus.

Somit ist es ein bisschen wie früher in der TV-Sendung Herzblatt: Wen nun also nominieren? Sandro Wagner, 30, den etwas lauteren, aber frischen, klassischen Mittelstürmer? Der beim FC Bayern bereits bereitwillig den Joker gibt, der in der Nationalmannschaft unbelastet ist? Oder Mario Gomez, 32, ebenfalls ein Brecher, leiser, zurückhaltender, aber noch erfahrener? Bei dem nach der ersten vergebenen Torchance jedoch schnell das Gemurre losgeht?

Jupp Heynckes hat einen Lösungsvorschlag. "Ich würde es beiden gönnen, dabei zu sein", sagte der Bayern-Trainer der "Bild"-Zeitung, und er schob hinterher: "Warum nicht?" Ja, warum eigentlich nicht?

Weil Löw es sich kaum leisten können wird, derart ähnliche Stürmertypen mitzunehmen. Die Plätze im WM-Kader sind extrem heiß umkämpft, besonders im Mittelfeld, wo es vor Klasse nur so wimmelt. Timo Werner, pfeilschnell und ein Mann für den Pass in die Tiefe, hat sich als Angreifer Nummer eins etabliert. Ist der zweite Mann ein großer, abschluss- und kopfballstarker Spieler, würde sich für mehr Variation noch eher der flinke und kombinationssichere Lars Stindl anbieten.

Nun sind Wagner und Gomez gegen Spanien und Brasilien dabei, Löw schickt seine Gladiatoren in den direkten Vergleich. Ein Kampf der Zankhähne wird es aber nicht werden. "Die Welt wäre für mich nicht untergegangen, wenn ich nicht dabei gewesen wäre", sagt Gomez, und beide versichern unisono, sie könnten sich im Sommer selbstverständlich auch als Team bewähren.

Die Wahl liegt bei Löw, der genauestens abwägen wird. So oder so: Höchstwahrscheinlich wird das Klebebildchen-Album bei der deutschen Mannschaft nicht ganz authentisch sein.

(sid)
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