Löw von Niersbach-Rücktritt "sehr betroffen" "Mission EM-Titel" startet mit Schock

Der Start der "Mission EM-Titel" der Weltmeister wird überschattet vom Rücktritt des DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach. Bundestrainer Joachim Löw reagiert geschockt.

EM-Kader 2016: Joachim Löw hat sich entschieden
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Joachim Löws EM-Kader

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Foto: dpa, woi lof

Joachim Löw blickte aschfahl in die vielen Kameras vor dem Hilton-Hotel am Münchner Tucherpark. Der Rücktritt seines Freundes Wolfgang Niersbach hatte den Bundestrainer geschockt. "Ich bin sehr betroffen, überrascht und sehr traurig darüber", sagte Löw sichtlich mitgenommen.

Statt über den Beginn seiner "Mission EM-Titel" mit dem Länderspiel am Freitag (21.00 Uhr/im Live-Ticker) in Paris gegen EURO-Gastgeber Frankreich zu plaudern, musste er vor dem Quartier der Weltmeister das Ende einer aus seiner Sicht viel zu kurzen Ära als DFB-Präsident kommentieren.

"Unabhängig von allen juristischen Fakten, die es gibt, denke ich, dass der Wolfgang ein fantastischer Mensch war, auch ein fantastischer Präsident für uns", sagte der emotional äußerst angegriffene Löw: "Er hat den Fußball immer geliebt, er hat für den Fußball alles getan. Er war für uns jederzeit ein hervorragender Ansprechpartner und deswegen tut es mir persönlich sehr, sehr leid, dass er zurückgetreten ist."

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Foto: AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Niersbach, der sich wegen der Affäre um die WM 2006 zurückzog, hatte immer einen sehr guten Draht zur Nationalmannschaft, vor allem zu Löw. Nach der WM 2014 mit dem Triumph von Rio war es ihm gelungen, Erfolgscoach Löw bis 2018 zu binden. Löw hatte sein Bleiben auch mit der besonders guten Beziehung zu Niersbach begründet. Und jetzt das! Löw war die Lust auf das "Rendezvous in Paris" und den Klassiker gegen die Niederlande vier Tage später in Hannover (20.45 Uhr/im Live-Ticker) vorerst vergangen.

Wenige Stunden zuvor war er noch entspannt mit Sonnenbrille und modischem Schal ins Hotel geschlendert, wo er sich im Foyer beim Gespräch mit Assistent Thomas Schneider erst einmal einen Espresso gönnte. Die beiden hatten viel zu besprechen. Denn auch Löw selbst hat Sorgen, vor allem personelle. In Karim Bellarabi sagte bereits am Sonntag der erste Spieler verletzungsbedingt ab, weitere Stars wie Jerome Boateng, Christoph Kramer oder Max Kruse sind nicht restlos fit. Kramer wird deshalb auch erst am Dienstag anreisen.

Den Weltmeistern Mesut Özil und Toni Kroos gönnt Löw eine schöpferische Pause, beide reisten nur zu den Marketing- und Sponsorenterminen am Montag und Dienstag an. Zudem fehlen die verletzten Marco Reus und Mario Götze. Mit denen, die da sind, müsse er "erst einmal kurz sprechen", sagte Löw mit Blick auf die Einsatzchancen: "Den Spagat müssen wir schaffen: Auf der einen Seite haben wir eine klasse Aufgabe gegen einen starken Gegner vor uns, auf der anderen Seite die Chance, ein paar Spieler zu testen und Veränderungen vorzunehmen. Ungeachtet dessen wollen wir uns dort gut verkaufen."

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Foto: Markus Gilliar/DFB/dpa

Auch Niersbach wollte mitkommen - bis Montag. Das Duell mit der Equipe Tricolore soll mehr sein als ein Freundschaftsspiel. Löw will erfahren, "was uns dort im kommenden Sommer erwartet. Wir spielen im Stade de France, hier wird der Europameister ermittelt. Für uns alle ist es auch eine gute Gelegenheit, die Atmosphäre in diesem Stadion schon einmal zu erleben." Die Rückkehr ist spätestens für 10. Juli 2016 geplant - den Tag des EM-Endspiels.

Einen kleinen Vorgeschmack auf die EM erhielten drei DFB-Stars am Montagabend in Berlin bei der Vorstellung des neuen weißen EM-Trikots. Das Auswärtsdress soll am Donnerstag in Paris präsentiert werden. Tags darauf steht nach Löws jüngstem Hilferuf ("wir sind nicht mehr tödlich") vor allem der Sturm im Fokus - und damit Rückkehrer Mario Gomez sowie Neuling Leroy Sane.

Während der erst 19 Jahre alte Schalker Sane forsch betonte, er wolle sich "zeigen", hielt Gomez im kicker ein Plädoyer für den klassischen Strafraumstürmer. "Spieler, die den tödlichen Pass spielen können, hat Deutschland genügend. Aber ich finde, in manchen der letzten Spiele hätte ein Stürmer gut getan", sagte der 30-Jährige, der erstmals seit September 2014 wieder dabei ist.

(sid)
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