Nach zwölf Jahren Lukas Podolski tritt aus der Nationalmannschaft zurück

Düsseldorf · Lukas Podolski beendet seine Karriere in der Nationalmannschaft. Das teilte der Stürmer über die sozialen Medien mit. "Danke Fans! 129 Spiele, 12 Jahre. Es war gigantisch, es war großartig. Und es war mir eine Ehre!", twitterte er.

Twitter-Reaktionen zum Rücktritt von Podolski
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Foto: dpa, ges nic

Bei Instagram schrieb der 31-Jährige: "Ich habe dem Bundestrainer gesagt, dass ich ab sofort nicht mehr für die Nationalmannschaft spielen werde. Ich trete kürzer und widme mich mehr anderen Dingen. Am meisten natürlich meiner Familie." Podolski war kurz vor Beginn der EM zum zweiten Mal Vater geworden.

Die Entscheidung sei sehr emotional für ihn, schrieb "Poldi". "Die Nationalmannschaft war für mich immer Herzenssache, und das wird sie auch immer bleiben. Ich habe aber nach der Euro/Urlaub gespürt, dass sich mein Fokus verschoben hat. Alles hat seine Zeit – und meine Zeit beim DFB ist vorbei."

Liebe Fans, bevor die Saison und die Länderspiele bald wieder starten, wollte ich euch etwas mitteilen: Ich habe dem Bundestrainer gesagt, dass ich ab sofort nicht mehr für die Nationalmannschaft spielen werde. Ich trete kürzer und widme mich mehr anderen Dingen. Am meisten natürlich meiner Familie. Ich bin sicher, dass sie sich nicht beschweren werden, wenn ich künftig mehr Zeit für sie habe. Und darauf freue ich mich sehr. Die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen. Die Nationalmannschaft war für mich immer Herzenssache, und das wird sie auch immer bleiben. Ich habe aber nach der Euro/Urlaub gespürt, dass sich mein Fokus verschoben hat. Alles hat seine Zeit – und meine Zeit beim DFB ist vorbei. Für mich ist dieser Abschied sehr emotional. Ich bin stolz darauf, was ich mit dem DFB erleben durfte. Nichts kann mir ersetzen, was mir die Zeit mit dem DFB-Team an Freude, Leidenschaft und Zusammenhalt gegeben hat. Vom zweijährigen polnischen Jungen, der quasi nur mit einem Ball unter dem Arm nach Deutschland kam, zum Weltmeister - das ist mehr, als ich mir erträumen konnte. Mit dem DFB habe ich auf dem Platz große Erfolge gefeiert. Aber nicht nur das. Ich habe auf der ganzen Welt Länder und Städte gesehen, habe auch neben dem Platz viel erlebt. Ich habe tolle Menschen kennen gelernt und viele Freunde gefunden. Es war einfach gigantisch. Danke an den DFB. Danke an das Team hinter dem Team! Danke an meine Mitspieler. Und Danke Trainer. Danke Rudi Völler. Danke Jürgen Klinsmann. Und ganz besonders: Danke Joachim Löw! Der größte Dank gilt aber Euch: Ihr Fans habt immer zu mir gehalten, auch in schlechten Zeiten. Auf Euch konnte ich mich immer verlassen, die Verbindung zwischen mir und Euch war mir extrem wichtig. Wenn ich jetzt gehe, wird mir genau das am meisten fehlen: die Nähe zu Euch❤️ Ich hoffe, dass ich Euch ein Teil von dem zurückgeben konnte, was ich von Euch erhalten habe! Für alles: vielen Dank! Ich wünsche der Nationalmannschaft eine erfolgreiche Zukunft - der Pott soll auch 2018 nach Deutschland gehen. Ich werde ab jetzt die Daumen drücken – als großer Fan dieses tollen Teams. Machts gut! Es war mir eine Ehre! Eure Nummer 10 Poldi ⭐️⭐️⭐️⭐️ #danke

Ein von Lukas Podolski (@poldi_official) gepostetes Foto am 15. Aug 2016 um 3:09 Uhr

Wenige Wochen nach dem Rücktritt von Bastian Schweinsteiger am 29. Juli beendete damit der letzte schon beim deutschen Sommermärchen 2006 beteiligte Profi seine Laufbahn im DFB-Team. Podolski hatte am 6. Juni 2004 noch unter Teamchef Rudi Völler für Deutschland in Kaiserslautern beim 0:2 gegen Ungarn sein Debüt gegeben.

Podolski hatte 2004 sein Debüt in der Nationalmannschaft gegeben. Er 129 Länderspiele absolviert, mit 48 Toren liegt er in der ewigen DFB-Torjägerliste auf Rang drei hinter Miroslav Klose und Gerd Müller. Für die DDR hat zudem Joachim Streich noch mehr Tore erzielt als Podolski.

Schlaglichter der DFB-Karriere von Lukas Podolski
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Foto: dpa, hrad hae

Zuletzt war der Weltmeister unter Bundestrainer Joachim Löw nicht mehr erste Wahl. Bei der EM in Frankreich kam er nur im Spiel gegen die Slowakei zum Einsatz. Podolski erspart sich mit seinem Rücktritt wohl einen Zwangs-Abschied. Zwar schätzt Löw ihn sehr. Doch seit 2012 ist Podolski im DFB-Team allenfalls Ergänzungsspieler, gerade auf seiner Position drängen zahlreiche Jungstars nach, bei seiner Nominierung für die EURO in Frankreich wurde er als Gute-Laune-Onkel und Maskottchen bezeichnet.

Letztes verbat sich Podolski, er bezeichnete es als "respektlos". Dass er mehr sein konnte, bewies er bei der EM aber nicht. Er wurde von den Fans gefordert und gefeiert und nahm Löw mit einem humorvollen Spruch ("80 Prozent von euch und ich auch kraulen sich auch mal an den Eiern") gegen Spott nach der "Hosen-Affäre" in Schutz. Nur gespielt hat er kaum. Weitere Nominierungen Podolskis wären bei allen Verdiensten nur noch schwer zu rechtfertigen gewesen. Doch Podolski wird als Gesicht der Nationalmannschaft in Erinnerung bleiben. Seit der EM 2004 war er bei allen sieben Turnieren dabei.

Bundestrainer Joachim Löw würdigte die Leistungen von Podolski. "Lukas war genauso wie Basti (Schweinsteiger, d.Red) immer eine feste Größe für mich. Auf ihn war und ist Verlass, bei aller Lockerheit und Leichtigkeit, für die er steht, ist er ein Vorbild an Professionalität und Einstellung, dem Erfolg hat er immer alles untergeordnet, auch sich selbst", sagte der 56-Jährige in einer offiziellen Erklärung des DFB.

Löw weiter: "Gemeinsam sind wir in Brasilien Weltmeister geworden, mich verbindet als Trainer ein sehr langer Weg mit ihm, wir haben zusammen gefeiert, Poldi hat aber immer auch Verantwortung übernommen, wenn es mal nicht so gut lief. Für seine Loyalität, seinen Einsatz, den Spaß und die Freude, die er immer wieder in unseren Kreis gebracht hat, kann ich mich nur bedanken."

Auch Teammanager Oliver Bierhoff lobte den Ex-Kölner und -Münchner: "Er hat seinen Eintrag in den Geschichtsbüchern mehr als verdient. Aber Poldi hat sich auch neben dem Platz zu einer echte Marke entwickelt und ist sich dabei immer treu geblieben." In Podolski verliere die Nationalmannschaft "einen leidenschaftlichen Fußballer und riesigen Sympathieträger, der uns und den Fans im Nationaltrikot fehlen wird", so der EM-Held von 1996.

DFB-Präsident Reinhard Grindel sagte: "Besonders hat mich beeindruckt, wie er sich zuletzt bei der EM in Frankreich um die jüngeren Spieler in der Mannschaft gekümmert hat. Ein Weltmeister im Teambuilding."

(areh/sid)
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