2:2 gegen Australien Krisenkind Podolski bewahrt DFB-Team vor Niederlage

Kaiserslautern · Erst trifft Marco Reus zum 1:0, dann verhindert Lukas Podolski die Niederlage gegen Australien. Der Auftakt des Länderspieljahres 2015 zeigt einige Schönheitsfehler beim Weltmeister.

Deutschland gegen Australien: Sami Khedira und Marco Reus fallen positiv auf
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Deutschland - Australien: Einzelkritik

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An diesem Abend in der Pfalz fällt es vielen schwer, an Fußball zu denken. Benedikt Höwedes demonstriert das sichtbar. Der 27-Jährige hält bei der Nationalhymne ein Schild vor seine Brust — "Haltern trauert". Während der Schweigeminute ist er sichtlich ergriffen. Der Abwehrspieler stammt aus der Kleinstadt, die um 16 Schüler und zwei Lehrerinnen trauert, die beim Flugzeugabsturz in den Alpen ums Leben gekommen sind. Zuvor gedachte der DFB auch Wolfram Wuttke, der vor vier Wochen mit nur 53 Jahren verstorben war. Unter diesen Umständen ist es ein Länderspiel mit vielen leisen Tönen. Am Ende steht es 2:2 zwischen Deutschland und Australien. Aber was bedeutet das schon? Es gibt wichtigere Dinge.

Joachim Löw hatte im Vorfeld ein paar Einblicke in sein Seelenleben gewährt. Der Bundestrainer sprach davon, den Weltmeister neu erfinden zu wollen. Er umschreibt das mit einem Wort: Flexibilität. Und in der praktischen Umsetzung konnte man gegen Asienmeister Australien schon eine ungefähre Vorstellung davon bekommen, was er damit meint. Löw plant eine System-Veränderung nach Vorbild von Pep Guardiola beim FC Bayern München. Die DFB-Elf soll in der Lage sein, munter von Dreier-Vierer-Fünfer-Kette umschalten zu können. Das Model mit offensiven Außenverteidigern ist mangels geeigneter Kandidaten ad acta gelegt. Und damit nicht zu schnell bei Rückschlägen Unruhe aufkommt, hat Löw seinem Personal ausdrücklich Fehler erlaubt.

So gesehen dürfte ihm vieles gegen Australien sehr gut gefallen haben. Denn es wurde kräftig umgeschaltet. Und Fehler sind dabei auch gleich eine ganze Reihe passiert. Sogar ziemlich haarsträubende. Das war allerdings schon deshalb absehbar, weil er auf eine bunt zusammengewürfelte Startelf gesetzt hatte. Arrivierte Kräfte wie Mats Hummels, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, Jerome Boateng und Toni Kroos bekamen ein Verschnaufpäuschen eingeräumt. Am Sonntag steht das wichtige EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien, das gestern gegen Malta mit 2:0 siegte auf dem Programm.

Die Schwächen in der Defensive konnten eine ganze Weile durch bemühte Aktionen der Offensivakteure einigermaßen kaschiert werden. Der lange verletzte Ilkay Gündogan vermochte dem Spiel Struktur zu geben, hatte selbst eine gute Möglichkeit zur Führung. Nach einer Viertelstunde scheiterte Marco Reus aus spitzem Winkel an Mathew Ryan, wenig später versuchte es der Kölner Jonas Hector aus der Distanz.

Die Gastgeber versuchten immer wieder, das Mittelfeld schnell zu überbrücken und Löws Forderung nach dem sogenannten vertikalen Spiel umzusetzen. Bei Ballverlusten zeigten sich aber vor allem große Lücken zwischen den Mannschaftsteilen. Reus glückte nach feinem Zuspiel von Sami Khedira das 1:0 (17.).

Das Ergebnis hielt indes nicht lange, weil die Australier deutlich den Druck erhöhten. Nach einem Einwurf setzte sich Nathan Burns gegen den falsch stehenden Mesut Özil durch und flankte unbehindert in die Mitte. Dort kam James Troisi schneller als Hector an den Ball und traf zum Ausgleich. Fünf Minuten nach dem Seitenwechsel musste Ron-Robert Zieler ein weiteres Mal hinter sich greifen, als Mile Jedinak einen Freistoß direkt verwandelte. Der Hannoveraner war noch mit den Fingerspitzen dran, konnte aber den Ball nicht mehr entscheidend abwehren.

Als man sich schon mit einer Niederlage anfreundete, traf der acht Minuten zuvor eingewechselte Lukas Podolski. Ausegrechnet Podolski, der im Ligaalltag bei Inter Mailand einen schweren Stand hat, der aber einmal mehr demonstrierte, weshalb Löw an ihm festhält.

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