Kritik an Rene Adler Kahn: "Den muss ein Torwart haben"

Düsseldorf (RPO). Rene Adler ist die Nummer eins im deutschen Tor. Darauf hat sich Bundestrainer Joachim Löw festgelegt. Doch im ersten Spiel als Stammtorhüter leistete sich der Leverkusener einen dicken Patzer. Hält der 25-Jährige dem Druck stand?

Rene Adler kommt einen Schritt zu spät
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Es passierte in der 45. Minute, als Argentiniens Linksverteidiger Gabriel Heinze seinen Mannschaftskameraden Gonzalo Higuain auf die Reise in die deutsche Hälfte schickte. Adler verließ seinen Kasten, um den den Ball zu klären, kam jedoch den berühmten Schritt zu spät und Higuain konnte den Ball aus gut 25 Metern ins leere Tor zum Sieg für die Gauchos einschieben.

Ausgerechnet bei seiner Premiere als feste Nummer eins machte Adler an manchen Stellen keine gute Figur. Allerdings stand die Abwehr beim Gegentreffer auch alles andere als gut. Die Viererkette war sehr weit ausgerückt, Per Mertesacker für Real Madrids Torjäger Higuain zu langsam. "Ich war der Meinung der Lange erreicht den Ball nicht mehr und ich den Ball bekomme. Aber dann war ich eine Zehntelsekunde zu langsam, das wird auf diesen Niveau sofort bestraft," gab sich Adler nach dem Spiel gewohnt selbstkritisch.

"Da gibt es keine Diskussion"

Ex-Nationalkeeper und ZDF-Experte Oliver Kahn sprach nach per Partie vor laufenden Kameras das aus, was sich wohl auch die meisten der Zuschauer gedacht haben dürften. "Wenn der Torwart die Linie verlässt, muss er den Ball haben. Er muss ihn wegschlagen oder er bleibt auf der Linie - da gibt es keine Diskussion", sagte die langjährige Torwartinstitution von Bayern München.

Besonders in der zweiten Halbzeit merkte man Adler die Nervosität in einigen Szenen deutlich an. "Adler steht jetzt als Nummer eins mehr unter Beobachtung und unter Druck. Das ist eine neue Situation für ihn und er muss beweisen, dass er dem Druck standhält, die Nerven behält", hatte Kahn bereits vor der 0:1-Niederlage gegen Argentinien geunkt.

Kurz nach der Pause stand Adler ein weiteres Mal im Blickpunkt, als er per Fußabwehr Juan Sebastian Veron bediente, dieser aber das verwaiste Tor mit einem sehenswerten Lupfer nur knapp verfehlte. "Jungen Torleuten wird immer gesagt, sie sollen modern spielen und dies wollen sie auch auf Teufel komm raus zeigen", fügte Kahn hinzu, wohlwissend das ihm das Fehlen genau dieser Eigenschaft im Vergleich zu Jens Lehmann vor vier Jahren den Stammplatz im Tor der Nationalmannschaft bei der WM im eigenen Land gekostet hat.

Keine Torwart-Diskussion

Obwohl die nahezu gleichwertigen Manuel Neuer von Schalke 04 und Tim Wiese von Werder Bremen mit den Hufen scharren, sollte die Torwartdiskussion nicht aufs Neue entbrennen. Rene Adler wirkte zuletzt zwar auch bei Bayer Leverkusen nicht immer souverän, besonders seine Flutschfingerattacke beim Treffer zum 1:1 in Bremen vor eineinhalb Wochen sorgte in Fußball-Deutschland für kollektives Stirnrunzeln.

Doch auch die Konkurrenz kann sich von Fehlern nicht freisprechen, wenn man ihnen genau auf die Finger schaut. Bei Neuer beispielsweise gesehen beim 2:2 gegen die Elfenbeinküste, als er den Ivorer Eboue mit einem Abschlag in den Bauch zu einem spektakulärem Billardtor verhalf oder bei Tim Wieses erfolglosem Ausflug beim 3:4 seiner Bremer in Mönchengladbach.

Dass Adler ein sehr talentierter Torwart ist, steht außer Frage. Er hat für Leverkusen eine bärenstarke letzte Saison gespielt, in den beiden Schlüsselspielen gegen Russland überragend gehalten. Auch gegen Argentinien ließ er seine Klasse in der 39. Minute aufblitzen, als er einen satten Schuss von Angel di Maria mit den Fingerkuppen noch an die Latte lenkte.

Deutschland hat bei weitem kein Torwartproblem, wird an Rene Adler noch viel Freude haben und der Keeper wird bei der WM in Südafrika mit Sicherheit den ein oder anderen Sieg festhalten.

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