Weltmeister-Macher bleibt bis 2020 Der ewige Jogi ist voller Tatendrang

Frankfurt/Main · Joachim Löw hat seinen Vertrag als Fußball-Bundestrainer verlängert. Danach sah es in den vergangenen Monaten nicht immer aus.

Die Vertragsverlängerungen von Joachim Löw
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Es gab da diesen Moment, nach dem EM-Aus am 7. Juli in Marseille, da wirkte Joachim Löw amtsmüde. Das unglückliche 0:2 (0:1) im Halbfinale gegen den Gastgeber nagte am Fußball-Bundestrainer. Löw zeigte sich nachdenklich, ließ seine Zukunft offen. Doch nur 116 Tage später war von alledem nichts mehr zu sehen. Als der 56-Jährige am Montag seine Vertragsverlängerung bekannt gab, war der ewige Jogi voller Tatendrang - nur der schwarze Rollkragenpullover erinnerte irgendwie noch an die EM-Trauer.

Löw war nach seiner Unterschrift bis zum Jahr 2020 so gut gelaunt, dass er sich sogar Scherze auf Kosten seiner Schützlinge erlaubte. "Wenn die Mannschaft Wert auf die Zusammenarbeit legt, sollte sie besser die nächsten Spiele gewinnen", sagte der Schwarzwälder, der dabei ein breites Grinsen im Gesicht hatte.

Und dann erklärte Löw in epischer Breite, warum er sich auch nach zwölf Jahren beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) im Schoß des Verbands so unglaublich wohl fühlt. Er spüre das uneingeschränkte Vertrauen, er habe Visionen, es mache ihm Spaß. "Wenn Kopf und Herz gemeinsam ja sagen", äußerte der Coach mit großem Pathos: "Dann gibt es nicht allzu viel zu überlegen."

Das war vor zwölf Jahren noch ganz anders. Die DFB-Auswahl lag nach dem blamablen Vorrunden-Aus bei der EM-Endrunde in Portugal am Boden. Als Jürgen Klinsmann das Ruder übernahm, musste der damalige Klubtrainer Löw erst einmal darüber nachdenken, ob er wirklich als Assistent mit an Bord kommen will.

Bereut hat der gebürtige Schönauer ("Ich habe meinen Horizont erweitert - als Vereinstrainer hätte ich das nicht geschafft") seine Zusage nie. Nach dem Halbfinal-Aus bei der Heim-WM 2006 löste Löw seinen Mentor Klinsmann ab und prägte seit dieser Zeit eine äußerst erfolgreiche Ära. Unter Löw erreichte die Nationalmannschaft bei allen Turnieren mindestens die Vorschlussrunde - gekrönt wurde die Arbeit des Trainers durch den WM-Triumph 2014 in Rio.

Und genau dieses Glücksgefühl will Löw, der zuletzt auch durch sein Privatleben für Schlagzeilen sorgte, noch einmal erleben. "Das große Ziel ist es, dieses Erfolgserlebnis zu wiederholen. Und auch die erste EM in verschiedenen Ländern ist eine Herausforderung", sagte der Bundestrainer: "Ich fühle die gleiche Motivation wie zu Beginn meiner Amtszeit beim DFB."

Nun soll diese Amtszeit noch vier weitere Jahre andauern. Dann ist Löw, dessen Gehalt angeblich auf vier Millionen Euro pro Jahr angehoben worden wurde, 60 Jahre alt. Und er wäre mit 14 Jahren ebenso wie Helmut Schön (1964 bis 1978) der Bundestrainer mit der zweitlängsten Amtszeit. Nur Sepp Herberger (1936-1964), der Deutschland 1954 zum ersten WM-Triumph geführt hat, war noch länger auf dem Chefsessel.

Doch der Bundestrainer weiß ganz genau, dass Vertragslaufzeiten in der heutigen Zeit nicht viel zu sagen haben. Falls es bei der WM-Endrunde 2018 in Russland "schiefgehen" sollte, dann werde "man offen darüber reden", gab Löw zu Protokoll - und zeigte dabei noch einmal seine überaus gute Laune an diesem Montag in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main.

"Nur ein knapper Sieg im Finale", antworte der Coach schmunzelnd auf die Frage, was denn ein Misserfolg wäre, der zum vorzeitigen Ende der Ehe mit dem Verband führen könnte. Falls Löw tatsächlich dieser "Misserfolg" gelingen sollte, dürfte sich auf dem Gelände der neuen DFB-Zentrale bestimmt noch ein Plätzchen für ein Denkmal finden.

(sid)
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