Überzeugender Sieg gegen Tschechien DFB-Elf strahlt wieder Spielfreude aus

Der Start in die WM-Qualifikation verläuft deutlich weniger holprig, als das vor zwei Jahren in der Qualifikation für die Europameisterschaft der Fall war. Das Hamburger Publikum feierte die DFB-Auswahl zu Recht.

Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels überragend bei Sieg gegen Tschechien
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Deutschland - Tschechien: Einzelkritik

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Nach 70 Minuten gab es den ersten Klatschmarsch, dann lief die Begeisterungswelle ausdauernd über die Ränge des Hamburger Volksparkstadions. Nicht etwa, weil sich das Publikum in Ermangelung sinnvollerer Beschäftigungen selbst feierte, was gelegentlich vorkommt bei Länderspielen, sondern aus ehrlicher Freude über ein sehr gutes Spiel der deutschen Mannschaft. Mit 3:0 bezwang sie Tschechien, und sie ist damit auch im zweiten WM-Qualifikationsspiel ohne Gegentor geblieben. Zum Auftakt hatte es in Norwegen ebenfalls ein 3:0 gegeben. Das Hamburger Publikum feierte die DFB-Auswahl zu Recht. Und auch das will etwas heißen, denn die Zuschauer von der Waterkant gelten als kritische Wegbegleiter der Nationalmannschaft.

Diesmal hatten sie von Anfang an ihren Spaß. Die Deutschen gingen konzentriert sofort in den Vorwärtsgang, und sie entwickelten ihr Spiel auch deshalb hervorragend, weil bereits aus der Deckung gegen die früh attackierenden Tschechen mit großer Sicherheit nach vorn gespielt wurde. Die Innenverteidiger Mats Hummels und Jerome Boateng spielten reihenweise glänzende Pässe in den Angriff. Staunenden Mitmenschen verriet Boateng das Geheimnis dieser Präzisionsarbeit. "Ich habe das immer geübt, und ich versuche, mich ständig zu verbessern", sagte er. So einfach ist das also.

Götze deutlich verbessert

Die Führung des Weltmeisters fiel allerdings nicht nach einem langen Pass, sondern nach einem Ballgewinn im Mittelfeld. Der im Vergleich zu einer aus seiner Sicht wenig erfreulichen Europameisterschaft deutlich verbesserte Mario Götze nutzte den Freiraum, den die aufgerückten Tschechen gewährten, spielte im Strafraum quer, Mesut Özil streichelte den Ball eine Station weiter, und Thomas Müller tat, was Thomas Müller immer tut, wenn nicht gerade EM ist: Er traf zum 1:0.

Seine Elf blieb dran, hatte bis zur Pause weitere gute Gelegenheiten und ließ den Tschechen ihrerseits keine Chancen. "Das war sehr gut", stellte Boateng fest, "die Tschechen kamen erst ein bisschen besser vor unser Tor, als wir ihnen mehr Raum gegeben haben nach der Pause." Die deutsche Elf interpretierte ihren Job allerdings erst ein wenig gelassener, als Toni Kroos sie kurz nach der Pause auf Zuarbeit von Joshua Kimmich mit einer Kostprobe seiner überragenden Schusstechnik mit 2:0 nach vorn gebracht hatte. Wenn irgend jemand noch von Zweifeln geplagt gewesen sein sollte, schloss Müller mit seinem zweiten Tor, diesmal nach einer flachen Hereingabe von Jonas Hector, auch diese Akte. Bei der Entwicklung des Treffers hatte wieder der überragende Özil den Fuß im Spiel.

Özil tobt sich nach Lust und Laune aus

Der Mittelfeldspieler tobte sich "zwischen den Linien" der tschechischen Mannschaft, wie die Trainer immer so gern sagen, nach Herzenslust aus. Özil bestimmte den Rhythmus der Aktionen, er hatte immer die richtige Idee, er machte eines seiner besten Länderspiele - und er hat bestimmt schon einige ziemlich gute gemacht.

Seine Vorstellung stand exemplarisch für die Spielfreude der Mannschaft, die ganz anders wirkte als vor zwei Jahren beim Start in die EM-Qualifikation. Diesmal stand ein Team auf dem Rasen, das nicht den frischen Ruhm der Weltmeisterschaft verarbeiten musste, sondern eines, das noch viel erreichen will. Der Start in die WM-Qualifikation verlief deswegen längst nicht so holprig. Trotzdem schaltete Boateng schon mal in den Warnmodus. "Gegen Nordirland am Dienstag wird es auch nicht leicht, Nordirland wird defensiv spielen. Da müssen wir schnell spielen und unsere Torchancen nützen", erklärte der Verteidiger. So etwas hört sein Trainer natürlich gern.

Joachim Löw lässt andere weiter in die deutsche Zukunft schauen. Seinen Kollegen Karel Jarolim zum Beispiel. "Es ist keine Frage, wer Erster in der Gruppe wird", sagte der tschechische Coach, "Deutschland ist der Topfavorit. Für uns geht es nur um den zweiten Platz." Nach dem Spiel in Hamburg ist das keine gewagte Prognose.

(pet)
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