U21-EM in Schweden Hrubesch setzt auf Teamgeist

Göteborg (RP). Im Kader des DFB-Trainers bei der U21-Europameisterschaft in Schweden stehen fünf Spieler, die schon in Löws A-Team zum Einsatz kamen. Erster Gegner der deutschen Mannschaft ist heute Spanien.

U21 vor dem EM-Spiel gegen Spanien
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Horst Hrubesch gehört zu den Typen, die gerne hoch in die Tasten greifen. "Wir sind bereit, Geschichte zu schreiben", sagt der Trainer der deutschen U-21-Fußballer. Eine andere Zielsetzung als der Titel bei der heute beginnenden Europameisterschaft in Schweden ist für ihn und sein Team nicht vorgesehen. Obwohl eine deutsche U21 noch nie Europameister werden konnte und die Nachwuchs-Mannschaften des DFB über Jahrzehnte auf internationaler Ebene als Randnotiz verkümmerten, ist es Hrubeschs Auswahl zuzutrauen, die historische Mission erfolgreich zu beenden.

Selten verfügte der DFB über einen so starken Perspektivkader wie bei dieser EM. Für DFB-Sportdirektor Matthias Sammer wäre der von ihm ausdrücklich geforderte Triumph ein weiterer Meilenstein in der Gesamtentwicklung. "Als deutscher Fußball müssen wir uns auch im Juniorenbereich an der Weltspitze orientieren", sagt Sammer. Seit seinem Amtsantritt vor rund drei Jahren müht er sich, neue Strukturen in der Ausbildung zu schaffen, und mischte zudem den deutschen Übungsleiterstab ordentlich auf. Trainer wie Erich Rutemöller oder sogar Dieter Eilts, der zwar die EM-Qualifikation schaffte, auf diesem Weg aber nur destruktiven Fußball spielen ließ, mussten gehen. Hrubesch, der zu Beginn der Sammer-Ära noch als Auslaufmodell galt, durfte bleiben.

"Wenn einer unserer U21 Wettbewerbsschliff geben kann, dann Hrubesch, der enorm ehrgeizig und akribisch arbeitet", adelte Sammer bereits den 58 Jahre alten Ex-Profi, der im vergangenen Sommer die U19 zum EM-Titel führte und eine 16 Jahre währende Durststrecke ohne internationalen Pokal für den deutschen Nachwuchs beendete. Mit dem EM-Triumph der deutschen U 17 in diesem Mai in Magdeburg setzte sich ein Trend fort, der in Schweden bestätigt werden soll. Vor allem achtet Sammer aber darauf, dass sich nur Spieler das DFB-Trikot überstreifen dürfen, die Leidenschaft und Siegermentalität mitbringen. "Die Gier nach dem Titel muss ständig spürbar sein", fordert der Europameister von 1996.

Es ist ein Indikator für die aufstrebende Juniorenarbeit, dass Hrubesch über einen Kader verfügt, aus dem sich mehr als ein halbes Dutzend Spieler perspektivisch für die A-Nationalmannschaft von Coach Joachim Löw anbieten. Mussten deutsche Nachwuchsteams vor 15 Jahren mangels Alternativen noch mit teilweise drittklassigen Fußballern zu Endrunden reisen, haben die 23 Profis des aktuellen Teams zusammen bereits 916 Bundesligaspiele absolviert und verfügen über die entsprechende Qualität. Torwart Manuel Neuer kam ebenso schon bei Löw zum Einsatz wie Andreas Beck, Marko Marin, Gonzalo Castro und Mesut Özil.

Zudem hat U21-Kapitän Sami Khedira vom VfB Stuttgart von Hrubesch die feste Zusage, noch vor der WM 2010 in Südafrika seine Chance bei Löw zu erhalten. Dort könnte er den umstrittenen Torsten Frings ablösen. Auch Benedikt Höwedes (Schalke), Ashkan Dejagah (Wolfsburg) und Patrick Ebert (Berlin) stehen im Notizbuch des Bundestrainers. "Wir verfügen endlich in der Breite über Spieler, die international mithalten können", sagt Sammer. Nicht von ungefähr kann Hrubesch auf den angeschlagenen Dortmunder Kevin-Prince Boateng und den Mönchengladbacher Alexander Baumjohann verzichten. "Wir haben ein Überangebot an guten Jungs", findet der Coach, der bei der Zusammenstellung der Mannschaft — wie bei Löw gelernt — stark auf den Faktor Teamgeistfähigkeit setzte und bei einigen Kandidaten Defizite ausmachte.

(RP)
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