DFB-Team Fünf Jungs für Löws Mission Titelverteidigung

Düsseldorf/Nürnberg · Auch wenn die großen Namen fehlen, hat Joachim Löw mit seinem Team ein Fernziel im Blick: Confed-Cup und U 21-Europameisterschaft sind Testläufe für das WM-Turnier 2018 in Russland.

 Bundestrainer Joachim Löw hat stets die WM 2018 im Blick.

Bundestrainer Joachim Löw hat stets die WM 2018 im Blick.

Foto: dpa, dka fdt

Irgendwann zwischen Mai und Juni muss Joachim Löw Frieden geschlossen haben mit der Veranstaltung Confederations-Cup. Er "wäre wahrscheinlich nicht traurig", wenn der Fußball-Weltverband diesen Wettbewerb als Vorbereitung auf die WM eines nicht allzu fernen Tages abschafft, hat der Bundestrainer noch im Frühjahr gesagt. Inzwischen findet er den Confed-Cup "spannend", und er hält ihn für eine gute Gelegenheit, "einige Spieler auf dem Weg in die Weltspitze weiterzubringen". Sein großes Ziel bleibt nämlich die Titelverteidigung bei der WM im nächsten Jahr. "Und dem", sagt Löw, "wird alles untergeordnet." Dabei hebt er die Stimme und schaut ein bisschen streng.

Damit auch alle verstehen, dass beim Confed-Cup vor allem um Kaderplätze für die WM gespielt wird und dass es um hehre Werte wie die Zukunft des deutschen Fußballs geht, haben die Begriffsfinder im DFB die Confed-Cup-Mannschaft ein "Perspektivteam" genannt. Eigentlich gibt es nun sogar zwei Perspektivteams. Fast gleichzeitig mit dem Turnier der Konföderationen in Russland (17. Juni bis 2. Juli) wird nämlich in Polen die U 21-EM ausgespielt. Im deutschen Aufgebot stehen einige, die sich berechtigte Hoffnungen machen dürfen, an Löws Mission Titelverteidigung 2018 teilzunehmen.

Wie im Confed-Cup-Team kommen bei der U21 die Jungs mit der besten Perspektive aus dem Berufsfeld "offensives Mittelfeld". Kein Wunder, denn mit der Geburt der Nachwuchsleistungszentren hat sich der DFB der Entwicklung fußballerischer Feingeister mit ausgeprägtem Kreativpotenzial verschrieben. Zu dieser Kategorie gehören die Confed-Cup-Athleten Julian Brandt (21), Leon Goretzka (22) und Timo Werner (21) ebenso wie die U-21-Kollegen Serge Gnabry (21) und Max Meyer (21). Sie haben ihre Fertigkeiten allesamt, wenn auch in gebotener Kürze, bei der A-Mannschaft vorgeführt. Und sie sollen nach Löws unbescheidener Vorstellung in diesem Sommer an die Weltklasse herangeführt werden.

Der Bundestrainer darf derart selbstbewusste Töne anschlagen. Und auch das hat ursächlich mit den Leistungszentren zu tun, die Anfang des Jahrtausends entstanden. Sie entstanden aus tiefer Not. Zehn Jahre nach dem WM-Titel 1990 und dem berühmten Satz des damals noch unumstrittenen Kaisers Franz Beckenbauer, nach dem Fall der Mauer und durch die Spieler aus der ehemaligen DDR sei die deutsche Mannschaft "auf Jahre hinaus unschlagbar", ging der deutsche Fußball durch das tiefe Tal des Rumpelfußballs.

Erlöst wurde er durch den charismatischen Erneuerer Jürgen Klinsmann und den taktischen Fußballflüsterer an seiner Seite, Joachim Löw. Sie waren die maßgeblichen Akteure beim Sommermärchen 2006, und Löw profitierte anschließend auch von der Aufbauarbeit der Nachwuchsleistungszentren. Irgendwann einmal wird man dem ehemaligen DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder dafür ein Denkmal setzen, denn er winkte die Reform durch. Und gleich daneben dürfte Berti Vogts auf den Sockel gestellt werden: Der frühere Bundestrainer hatte das Grundsatzpapier zur Nachwuchsförderung verfasst - lange bevor der deutsche Fußball in die Krise geraten war. Von derart schrecklichen Zeiten ist das Land des Weltmeisters Ewigkeiten entfernt. Mittlerweile darf Löw einen Luxus verwalten, von dem seine Vorgänger (sogar Beckenbauer) nur verschämt träumen durften. Deutschland verfügt mittlerweile über einen Kreis von wohl 30 Spielern, die hohen Ansprüchen gerecht werden. Das sind paradiesische Zustände. Sie verlangen allerdings einen Trainer mit großem Talent zur Moderation. Löw muss auf dem Weg zur WM mehr denn je die Ansprüche der Platzhirsche mit denen der Emporkömmlinge in Einklang bringen und im besten Fall Energie fürs große Ganze daraus schöpfen. Diese Hoffnung hat er schon formuliert: "Unser Ziel ist es, dass es ein paar junge Spieler im nächsten Jahr schaffen, auf die Etablierten Druck auszuüben. Dann kann man erfolgreich sein."

Löws Maßstab für Erfolg ist - wen wundert's - das WM-Turnier in Russland. Dass der Confed-Cup-Ausrichter über die unpopuläre Besetzung der deutschen Mannschaft im Vorbereitungsturnier nicht gerade vor Begeisterung frohe Lieder anstimmt, stört Löw nicht. Ihn stört zurzeit ohnehin wenig.

(pet)
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