DFB-Kapitän am Knie verletzt Drei Alternativen für Schweinsteiger

Düsseldorf · Bastian Schweinsteiger fehlt der deutschen Nationalmannschaft in den beiden Länderspiel-Klassikern gegen England am Samstag und drei Tage später gegen Italien. Der DFB-Kapitän ist erneut am Knie verletzt, Bundestrainer Joachim Löw setzt bei der EM in Frankreich wohl trotzdem auf Schweinsteiger. Doch es gibt Alternativen zu dem 31-Jährigen.

 Nachwuchs für Löw: Joshua Kimmich, Mahmoud Dahoud und Julian Weigl (v.l.n.r.)

Nachwuchs für Löw: Joshua Kimmich, Mahmoud Dahoud und Julian Weigl (v.l.n.r.)

Foto: dpa/Kombo rpo

Die Parallelen zwischen Schweinsteiger und Michael Ballack sind nicht wegzudiskutieren. Kurz vor der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika wurde Ballack von Kevin-Prince Boateng in einem Spiel der englischen Premier League böse gefoult und verpasste die Endrunde wegen einer Verletzung am Sprunggelenk. Ohne ihren "Capitano" spielte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes bei der WM groß auf und scheiterte erst im Halbfinale am späteren Weltmeister Spanien.

Nun also Schweinsteiger. Laut Löw habe der Mittelfeldspieler von Manchester United bis zur EM in Frankreich "noch ein bisschen Zeit", und auch Ballack warnt davor, den Kapitän schon jetzt abzuschreiben. "Schweinsteiger hat noch zweieinhalb Monate Zeit. Da gibt es eine realistische Chance, dass er bei der EM dabei ist, auch wenn viele das derzeit bezweifeln", sagt der heutige TV-Experte. Ballack weiter: "Ich weiß, dass Joachim Löw alles versuchen wird, ihn mitzunehmen. Wer ihn zu früh abschreibt, macht einen Fehler. Er hat schon viele Verletzungen, viele Rückschläge erlitten. Es liegt jetzt alles an ihm, sich noch einmal voll zu pushen. Die Motivation traue ich ihm ohne Weiteres zu."

Warum Löw Schweinsteiger unbedingt mit zur EM nehmen will, ist klar: Schweinsteiger ist sein Kapitän, sein emotionaler Leader, seine Stimme auf dem Platz. Die Bilder aus dem WM-Finale 2014, in dem Schweinsteiger mit klaffender Wunde unter dem Auge und blauen Flecken am ganzen Körper den WM-Pokal in die Höhe reckte, geben dem Bundestrainer irgendwie recht. Aber: es gibt Alternativen zu Schweinsteiger.

Joshua Kimmich

Der Youngster hat sich bei Bayern München einen Stammplatz erarbeitet. Mehr noch, Kimmich ist der Lieblingsspieler von Pep Guardiola. "Joshua Kimmich ist fast mein Sohn", hatte Guardiola einmal über den U21-Nationalspieler gesagt. Aufgrund der Personal-Probleme in der Münchner Innenverteidigung stellte Guardiola Kimmich zentral in die Abwehr, wo er seine Sache außerordentlich gut macht. Kimmich überzeugt als Zweikämpfer ebenso wie als Passgeber — und das als gelernter defensiver Mittelfeldspieler.

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Eigentlich hatten viele damit gerechnet, dass Löw Kimmich bereits für die anstehenden Länderspiele nominiert, doch der Bundestrainer verzichtete — noch. Sollte Kimmich bei den Bayern so weiterspielen wie in den vergangenen Wochen und Monaten, wird Löw allerdings nicht um eine EM-Nominierung herumkommen. Ob als Schweinsteiger-Ersatz oder nicht.

Mahmoud Dahoud

Der gebürtige Syrer ist der Überflieger bei Borussia Mönchengladbach. Der 19-Jährige kam im letzten Spiel von Lucien Favre am fünften Spieltag erstmals von Beginn an zum Einsatz, seitdem ist er als kongenialer Partner von Granit Xhaka auf der Sechs nicht mehr wegzudenken. Dahoud ist einer der letzten Straßenfußballer, sein unbekümmertes Auftreten, das Verspielte und Intuitive verleiht dem Gladbacher Spiel eine unberechenbare Note. Dahoud versucht stets, mit seinem temporeichen und präzisen Passspiel komplexe Situationen spielerisch zu lösen. Alles oftmals verbunden mit einem gewissen Hang zum Risiko. Ein schmaler Grat für seine Position, aber "er macht aus dem Bauch heraus sehr viele Dinge richtig", lobte Sportdirektor Max Eberl, der zugleich aber auch vor möglichen Leistungsschwankungen warnte.

Dass Dahoud nun erstmals für die U21 nominiert wurde und beim 4:1 in der EM-Quali gegen die Färöer auch sein Debüt feierte, ist nach den Leistungen in dieser Saison keine große Überraschung gewesen, sondern war der nächste logische Schritt. In seiner jetzigen Verfassung könnte Dahoud den nächsten sogar schon im Sommer machen. Falls nicht, könnte sich der Gladbacher immerhin mit einem Ticket für Olympia in Rio "trösten". Macht er in den kommenden Wochen so weiter, dürfte ihm das auf jeden Fall sicher sein.

Julian Weigl

Neben Daoud ist Weigl wohl die größte Überraschung der laufenden Saison. Im Sommer verpflichtete Borussia Dortmund den 20-Jährigen für 2,5 Millionen Euro von 1860 München, mittlerweile hat er seinen Marktwert auf neun Millionen Euro hochgeschraubt. Von 45 Pflichtspielen verpasste der Youngster in dieser Saison ganze zwei — eines davon, weil er von einem Infekt gebremst wurde. Ansonsten setzt BVB-Trainer Thomas Tuchel auf den zentralen Mittelfeldspieler vor der Vierer-Abwehrkette. Und Weigl zahlt das Vertrauen zurück. 92 Prozent seiner Pässe kommen an, Weigl gewinnt 56 Prozent seiner Zweikämpfe. Zudem spielt der ehemalige "Löwe" nur wenig Foul — in der bisherigen Saison nur ganze 29 Mal.

"Das werden nicht die ersten Spiele ohne Basti sein. Wir werden das auffangen", versprach Kroos, der wohl gemeinsam mit Sami Khedira auf der Sechs spielen wird. Ilkay Gündogan hatte für die Test-Länderspiele wegen einer Fußblessur abgesagt, ist aber für die EM gesetzt.

Als Backup steht Christoph Kramer von Bayer Leverkusen bereit, dessen EM-Platz nach überschaubaren Leistungen in dieser Saison aber bei Weitem nicht sicher ist. Ein Platz könnte also noch frei werden, wenn es Schweinsteiger nicht zur EM schaffen sollte. Kimmich, Weigl und Dahoud stünden bereit.

(seeg/are)
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