Das "neue" DFB-Team Jünger, schneller, effektiver

Düsseldorf · Bundestrainer Joachim Löw richtet seine Mannschaft mit Blick auf die WM 2018 neu aus. Nun ist die Bühne frei für junge Talente, die vorspielen dürfen.

Joachim Löw findet Kapitän und sieht Confed-Cup als "Perspektivturnier"
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Löw findet Kapitän und sieht Confed-Cup als "Perspektivturnier"

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Foto: dpa, jai

Manche Probleme lösen sich einfach in Luft auf. Bei Joachim Löw waren es Anfang August zwei Anrufe, die ihm das Leben etwas erleichtert haben. Kapitän Bastian Schweinsteiger (32) und Lukas Podolski (31) klingelten beim Fußball-Bundestrainer durch und teilten mit, dass sie ihre verdienstvolle Karrieren in der Nationalmannschaft gerne beenden würden. "Für beide ist es ein sehr guter Zeitpunkt gewesen. Für mich war das absolut in Ordnung", sagte Löw und ließ durchblicken, dass er keinerlei Anstalten unternommen hat, sie zu einer Fortsetzung ihrer Laufbahn mit dem Adler auf der Brust zu überreden. Ein klarer Hinweis darauf, dass beide ihrer Aussortierung auf dem Weg zur WM 2018 in Russland zuvorgekommen sind. Die Verjüngung des Kaders ist Teil der Marschroute, die Löw vor dem Testspiel gegen Finnland in Mönchengladbach (morgen, 20.45 Uhr) und dem ersten WM-Qualifikationsspiel in Norwegen (Sonntag, 20.45 Uhr) vorgab. Zudem stehen taktische Neuerungen auf der Agenda.

Spontan habe Löw sowohl Schweinsteiger als auch Podolski in den Telefonaten Abschiedsspiele zugesagt. Der Kapitän sagt morgen Tschüss - und das wohl vor magerer Kulisse. Nur 18.000 Tickets waren bis gestern Mittag für die Partie im Borussia Park verkauft.

Podolski soll im März 2017 nach überstandener Verletzung bei einem Testspiel Gelegenheit zum Abschied erhalten. Bei der EM in Frankreich hatte er nur noch die Rolle des stets gut gelaunten Edelreservisten übernommen. Schweinsteiger kam nach Verletzung nur schwer in Tritt, wirkte nicht mehr athletisch genug für die ganz große Fußballbühne.

Nun ist die Bühne frei für junge Talente, die vorspielen dürfen. Als große Casting-Show soll dabei der Konföderationen-Pokal 2017 dienen. Löw will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Neben der Sondierung von Spielern für die Mission WM-Titelverteidigung ein Jahr später, bewegt Löw vor allem die Entlastung seiner Stars dazu, im kommenden Sommer ein junges Team nach Russland zu schicken. "Drei Turniere in Folge wären für manche Spieler nicht ideal. Wir wollen verstärkt junge Spieler mit Perspektive heranführen. Die Tür steht da weit offen", sagte Löw und setzt direkt ein Zeichen: Die Olympia-Teilnehmer Julian Brandt, Max Meyer und Länderspieldebütant Niklas Süle erhalten morgen gegen Finnland eine Einsatzgarantie.

Das vergangene Turnier hat Löw mit seinem Trainerstab noch einmal ausführlich auf taktische Neuerungen durchleuchtet. Sie kamen zum wenig überraschenden Schluss: "Die EM hat keine Revolution gebracht." Was das eigene Team angeht, hat die Analyse mehr Erhellendes zu Tage gefördert. Besonders an zwei Themen will Löw im Hinblick auf die WM arbeiten: Chancenverwertung und Umschaltspiel nach Balleroberung.

Früher sagte man Angreifen und Kontern. Im modernen Fußballjargon heißt es Ballbesitz- und Umschaltspiel. Für Löw habe seine Elf bewiesen, dass sie in der Lage ist, auch gegen extrem defensiv eingestellte Teams Torchancen herauszuspielen. Nun gehe es darum, nach Ballgewinn schneller vors gegnerische Tor zu kommen. Das Ziel ist also, beide derzeit populären taktischen Ausrichtungen zu vereinen.

Wer als Kapitän auf Schweinsteiger folgen wird und diese Ideen maßgeblich mit umsetzen soll, weiß Löw bereits. Mitteilen will der Coach die Entscheidung aber erst am Donnerstag. Ein Indiz für die Wahl könnte es morgen Abend geben, wenn Schweinsteiger, der 60 bis 70 Minuten spielen soll, den Platz verlässt und die Binde letztmals übergeben wird.

(erer)
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