Schiedsrichter-Skandal DFB-Präsident Zwanziger droht mit Rücktritt

München/Frankfurt (RPO). DFB-Präsident Theo Zwanziger hat im Schiedsrichter-Skandal um Manfred Amerell mit Rücktritt gedroht. "Wenn wir diesen Prozess verlieren, muss ich selbstverständlich sofort von meinem Amt als DFB-Präsident zurücktreten", sagte Zwanziger vor dem Zivilverfahren zwischen Amerell und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) am Donnerstag vor dem Landgericht München I dem Fachmagazin kicker.

 Unter Druck: Dr. Theo Zwanziger.

Unter Druck: Dr. Theo Zwanziger.

Foto: AP, AP

"Dieser Fall träte ein, wenn die Aussagen aller jungen Schiedsrichter, die wir zu schützen haben, und ihre eidesstattlichen Erklärungen falsch wären", erklärte Zwanziger am Rande des Länderspiels zwischen Deutschland und Argentinien (0:1): "Denn dann wäre Herr Amerell das Opfer."

Der zurückgetretene frühere Schiedsrichterbeobachter Amerell attackierte FIFA-Referee Michael Kempter erneut scharf. "Kempter hat mich für seine eigenen Motive, für seine Karriere benutzt", sagte Amerell dem TV-Sender Sat.1: "Ich unterstelle Kempter, dass er in einer Dreistigkeit lügt, wie ich es in meinem Leben noch nicht gehört habe."

Amerell bei Kerner zu Gast

Gegen Amerell, am Donnerstagabend (22.15 Uhr) Gast in der Sat. 1-Sendung "Kerner", gibt es Vorwürfe von Kempter und drei weiteren Unparteiischen. Der 62-Jährige will in dem Zivilverfahren eine einstweilige Verfügung erreichen, wonach der DFB nicht mehr von "sexueller Belästigung und Übergriffen" in Bezug auf seine Person sprechen darf.

Unterdessen liegt der Süddeutschen Zeitung eine Mail von Kempter an Amerell vom 21. Oktober 2008, drei Tage nach dem Erstligaspiel zwischen Werder Bremen und Borussia Dortmund, vor. Darin soll von "Schatz" und "gemeinsam verbrachter Zeit" die Rede sein. Damit wäre nicht nur die Glaubwürdigkeit des DFB-Kronzeugen Kempter empfindlich beeinträchtigt.

Beckenbauer als Nachfolger?

Als Nachfolger von Zwanziger wird bereits Franz Beckenbauer ins Spiel gebracht. Der "Kaiser" wiegelte in Bezug auf entsprechende Spekulationen allerdings ab: "Dafür bin ich zehn Jahre zu jung."

Im DFB-Präsidium wird darüber nachgedacht, einen außerordentlichen Bundestag für den 30. April einzuberufen. Dort sollen möglicherweise Satzungsänderungen im Schiedsrichterwesen verabschiedet werden, außerdem könnte Zwanziger die Vertrauensfrage stellen. Eine Entscheidung über die Einberufung eines außerordentlichen DFB-Bundestages könnte bei der Präsidiumssitzung am Freitag kommender Woche fallen.

Kempter pfeift wieder

Kempter genießt bislang die Rückendeckung vom DFB, obwohl es gegen den 27-Jährigen aus Sauldorf selbst einen Vorwurf eines Schiedsrichterassistenten gibt, dass Kempter sich diesem am 13. Mai 2009 "genähert" haben soll. Kempter bestreitet dies, der DFB schenkt ihm Glauben. Es gebe keinen Fall Kempter, sagte Ralf Köttker, Geschäftsführer Medien beim DFB.

Kempter soll vielmehr am Sonntag auf den Fußball-Platz zurückkehren. Er soll wahrscheinlich die Zweitliga-Partie Union Berlin gegen den MSV Duisburg leiten.

(SID/can)
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