"Brauche ihn, wenn es für uns wichtig ist" Schweinsteiger: Löws Chef für gewisse Stunden

Im Alter von 31 Jahren müsse Bastian Schweinsteiger nicht mehr jedes Länderspiel machen, glaubt Bundestrainer Joachim Löw. Doch am Freitag wird es auf den Kapitän ankommen.

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Die Anreise zu seinem 112. Länderspiel war für Bastian Schweinsteiger anders als alle zuvor. Erstmals flog der Kapitän aus Manchester statt aus München zur Nationalmannschaft ein. Doch das, so beteuerte er mit einem breiten Grinsen, habe "auch Vorteile. Ich sitze nicht neben Thomas Müller und der quasselt einen zu".

Nach den ersten spannenden Wochen in England präsentierte sich der 31-Jährige sichtlich locker und gelöst, daran konnte auch ein leichter Unfall seines Shuttles auf dem Weg ins Hotel nichts ändern. Der Tapeten-Wechsel scheint ihm nach 17 Jahren als "Inventar" des FC Bayern gut getan zu haben - und sein Stimmungshoch kommt für die Nationalmannschaft möglicherweise zur richtigen Zeit.

Denn für Bundestrainer Joachim Löw ist Schweinsteiger zwar nur ein Chef für gewisse Stunden - doch genau eine solche schlägt am Freitag. Wenn Weltmeister Deutschland im Qualifikationsspiel gegen Polen am Freitag in Frankfurt (20.45 Uhr/RTL) gegen das drohende EM-Aus kämpft, setzt der Bundestrainer auf seinen Kapitän, der im WM-Finale 2014 überragte und damit im wichtigsten Spiel seiner Karriere wohl auch sein bestes absolvierte. Nun soll er sein Team zum Sieg gegen den Tabellenführer führen - und damit zur EURO 2016 in Frankreich.

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Er müsse Schweinsteiger "nicht mehr in jedem Testspiel" einsetzen, hatte Löw der Süddeutschen Zeitung gesagt: Aber er brauche ihn "dann, wenn es für uns wichtig ist. Dann weiß ich, dass er führt und Verantwortung übernimmt und Siegeswillen zeigt wie kein anderer".

Als Kapitän hat Schweinsteiger seit seiner Beförderung nach seiner Tour de Force im WM-Finale bisher aber aus verschiedenen Gründen noch wenig prägenden Einfluss genommen. Nur dreimal konnte er das Team im ersten Jahr als offizieller Chef auf den Platz führen - in einem Test gegen die USA und den Qualifikationsspielen gegen die Fußball-Zwerge Georgien und Gibraltar. Das 0:2 in Polen verfolgte er verletzt vor dem Fernseher.

Am Freitag, das versicherte er, werde sein Team "voll angreifen", es wolle sich "mit aller Macht revanchieren" für die Hinspiel-Niederlage. Dafür müsse es "zwei gute Halbzeiten spielen" und brauche "die Unterstützung unserer tollen Fans, auch wenn es lange 0:0 stehen sollte".

Seine erste Qualifikation als Kapitän soll nicht im Desaster enden, ja mehr noch: Schweinsteiger will nach dem Gewinn der Champions League und der Weltmeisterschaft den noch fehlenden EM-Titel erringen. Dass er in Manchester noch nicht auf Anhieb der große Leistungsträger wurde, spielt dabei keine Rolle. Ihm selbst mache es auf der Insel "sehr viel Spaß", beteuerte er.

Doch die ständigen Schonungen und den Status als Teilzeitkraft brauche er gar nicht, obwohl er in den vergangenen Jahren schon häufig bei Tests gefehlt hat. "Ich möchte so viel es geht für die Nationalmannschaft spielen", sagte er: "Es ist immer schön, in diesem Kreise zu sein. Wir sind Weltmeister, und es ist ein super Gefühl, dieses Trikot anzuziehen."

Natürlich müsse man "bei jedem Spiel neu vorangehen. Man muss nicht nur die eigene Leistung abrufen. Wenn man mehr Erfahrung hat, muss man sich um mehr Dinge kümmern. Das kostet Kraft und Energie". Doch das, so Schweinsteiger, "ist das, was ich immer wollte".

Sein Einfluss am Freitag wird umso wichtiger, da in Sami Khedira ein Leader im zentralen Mittelfeld fehlt und in Mesut Özil wahrscheinlich auch der Spielmacher verletzt ausfallen wird. Doch Löw macht sich keinerlei Sorgen um seinen Kapitän: Denn "wenn es drauf ankommt", sagte er, "ist er immer noch ein Weltklassespieler".

(sid)
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