Der Sport und der Terror "The Games must go on"

Meinung | Düsseldorf · Die Entscheidung darüber, ob das Fußball-Länderspiel der deutschen Mannschaft am Dienstag gegen die Niederlande stattfindet, fällt laut DFB am Sonntag. Ein Ja zum Fußball wäre ein Ja zur Freiheit. Ganz im Sinne des früheren evangelischen Bischofs Wolfgang Huber. Im Eröffnungsgottesdienst der Weltmeisterschaft 2006 hatte er gesagt: "Fußball ist ein starkes Stück Leben."

Terror in Paris: DFB-Elf sicher in Deutschland gelandet
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DFB-Tross landet nach Terror von Paris sicher in Frankfurt

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Erstens: Die Behörden müssen zum Ergebnis kommen, dass Zuschauer und Spieler bei der Begegnung im ehemaligen Niedersachsenstadion keinem außergewöhnlichen Risiko ausgesetzt sind. Zweitens: Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff müssen es jedem einzelnen Profi ihres Kaders überlassen, ob er sich in der Lage fühlt, kurz nach den unfassbaren und für sie unmittelbaren Ereignissen in Paris, wieder zu spielen.

Es darf nicht so sein wie am Abend von "9/11", als die Spieler des FC Schalke gegen ihren erklärten Willen in der Champions League gegen Panathinaikos Athen antreten mussten. Auf Befehl der Uefa.

Terror in Paris: Sportwelt reagiert betroffen
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Foto: afp, le

Rund um die Skandale bei DFB, besagter Uefa und Fifa sowie im Weltverband der Leichtathletik hat sich in den vergangenen Tagen und Wochen die Erkenntnis breitgemacht, dass der große Sport ein skrupelloses Geschäft ist. Betrieben von gewissenlosen Halbwelt-Gestalten, denen es nur ums Geld geht. Ja, das stimmt. Zum Teil.

Der Sport ist immer noch mehr als das. Er ist auch ein Ausdruck von Lebensbejahung. Er verbindet Menschen und Völker. "Der Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern", wie Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela mal bei einer Ehrung des Fußballstars Pele sagte, "er hat die Kraft, Menschen zu vereinen." Der im Sport geprägte Begriff "Fairplay" ist längst zum Schlagwort einer humanistischen Haltung geworden.

Es ist zwar noch nicht erwiesen, dass die Anschläge von Paris so terminiert waren, dass sie im Besonderen das Länderspiel des kommenden EM-Gastgebers und des Weltmeisters treffen sollten. Dass sich aber in unmittelbarer Nähe des Stadions Explosionen ereigneten und Terroristen angeblich sogar in die Arena vordringen wollten, deutet an, dass die Gewalttäter den Sport als Plattform suchten. Der Sport, der weltweit Milliarden Menschen Freude macht und ihnen eine positive Lebenseinstellung vermittelt, steht ständig unter Bedrohung von terroristischen Organisationen.

Auf 1,38 Milliarde Euro werden die Sicherheitskosten für mögliche Olympische Spiele 2024 in Hamburg beziffert. Spätestens seit den Anschlägen vom 11. September 2001 auf New York und Washington finden sportliche Großereignisse nur noch in Stadien und Hallen statt, die wie Hochsicherheitstrakte wirken.

Doch der Sport beugt sich dem Terror nicht. Dieses Prinzip gilt seit IOC-Präsident Avery Brundage nach den Palästinenser-Anschlägen bei den Spielen 1972 in München die sporthistorischen Worte sagte: "The Games must go on." Die bis zu dem Anschlag im Sportlerdorf so heiteren Spiele gingen — mit einem Tag Verspätung — zu Ende. Es war eine umstrittene Entscheidung Brundages und des IOCs. 17 Menschen waren ums Leben gekommen.

Das Länderspiel am Dienstag zwischen Deutschland und den Niederlanden sollte das sein, was die landläufige Bezeichnung für solche Begegnungen verspricht: ein Freundschaftsspiel, eine Partie, die ein friedliches Gegeneinander und damit ein beispielhaftes Miteinander im Sinne des Sports ist. "Oranje" ist dafür genau der richtige Gegner. Denn die zum Teil erbitterte Rivalität zwischen Deutschen und Holländern kann an diesem Tag zu Gunsten von Fairness und vor allem Respekt weichen.

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