MSV Duisburg Aycicek ist beim MSV angekommen

Duisburg · Nach leichten Anlaufschwierigkeiten ist der 23-jährige Mittelfeldspieler für Trainer Baumann "sehr wertvoll" geworden.

 Die Übersicht, die Deniz Aycicek auch in dieser Szene andeutet, ist eine der Stärken, die sein Trainer Karsten Baumann an ihm schätzt.

Die Übersicht, die Deniz Aycicek auch in dieser Szene andeutet, ist eine der Stärken, die sein Trainer Karsten Baumann an ihm schätzt.

Foto: Reichwein

Deniz Aycicek hat ein unglaubliches Entwicklungspotenzial — zumindest im Computerspiel Fifa 13. Da steigen die virtuellen Werte des Mittelfeldspielers vom MSV Duisburg — allerdings noch im Trikot seines Ex-Vereins Hannover 96 — in schwindelerregende Höhen. "Ja, da bin ich auch drauf angesprochen worden", sagt Aycicek lachend und ergänzt: "Wenn man da mit mir spielt, werde ich mit der Zeit extrem stark und komme auf eine Ebene mit Messi und Ronaldo. Das ist natürlich ein Fehler im Spiel."

Richtig ist dagegen, dass er sich auch im echten Leben extrem gut entwickelt hat: Beim MSV ist er nach leichten Anlaufschwierigkeiten inzwischen ein Fixpunkt im Offensivspiel geworden, seine Standards sind extrem gefährlich. Beim 2:1-Sieg gegen RB Leipzig vergangenen Samstag erzielte er das 1:0 selbst und bereitete den Siegtreffer durch Kingsley Onuegbu mit vor. Eine ganz starke Vorstellung, die möglichst morgen (14 Uhr, Live-Ticker bei www.rp-online.de/msv) beim Chemnitzer FC ihre Fortsetzung finden soll.

MSV-Trainer Karsten Baumann sagt über Aycicek: "Er hat sich gemacht. Er hat einen etwas längeren Anlauf gebraucht, bei uns und in der Liga." Seine schwärzeste Stunde im Duisburger Trikot erlebte der Mittelfeldspieler beim mit 1:2 verlorenen Heimspiel gegen Borussia Dortmund II Anfang September, als er nach 33 Minuten beim Stand von 0:2 ausgewechselt wurde. "Das war natürlich nicht das schönste Spiel. Ein Dienstagabend, fast 22 000 Zuschauer da und du musst so früh runter — was soll ich sagen?", meint Aycicek heute achselzuckend.

Diese Gelassenheit hat er sich erarbeitet und sich in die Startelf zurückgekämpft. "Er hat sich zurechtgefunden", sagt Baumann. "Am Anfang fehlte ihm das körperbetonte Spiel, aber da hat er jetzt reingefunden und sehr gute Auftritte abgeliefert. Mit seiner Ballsicherheit, seinen Standards und seiner Übersicht ist er sehr wertvoll für uns." Aycicek gibt das Lob umgehend zurück: "Der Trainer hat mir erklärt, dass ich meine Schwächen im Zweikampf habe. Ich habe mir darüber einen Kopf gemacht und jetzt klappt es besser. Ich spüre das Vertrauen des Trainers, und das tut einem Spieler wie mir gut. Ich weiß aber, dass ich jedes Mal Gas geben und das Vertrauen zurückgeben muss."

Das fällt dem in Neustadt am Rübenberge geborenen Deutsch-Türken seit Mitte Oktober auch wesentlich leichter, denn da wurden ihm die Platten aus dem Gesicht entfernt, die bei einem Jochbeinbruch eingesetzt worden waren. "Ich hatte da ein Jahr Probleme mit. Vor allem wenn ich auf der Seite geschlafen habe, ist die immer angeschwollen", erinnert sich Aycicek. "Als die Platten raus waren, habe ich mich direkt besser gefühlt. Ich weiß nicht — vielleicht hatte ich dann keine Angst mehr."

Rein statistisch verursacht auch der morgige Gegner keine Angst. Während der MSV nach der Winterpause 1:1 in Regensburg und eben 2:1 gegen Leipzig spielte, kassierte Chemnitz zwei 0:3-Klatschen gegen Heidenheim und Regensburg. "Wir dürfen uns aber nicht von den Ergebnissen blenden lassen", warnt Trainer Baumann. "Wir haben uns die Spiele auch noch mal angesehen und die Chemnitzer haben ansprechende Leistungen geboten. Sie sind sicher etwas verunsichert, aber läuferisch und kämpferisch stark. Sie werden alles versuchen, zu Hause die Punkte zu holen. Und sie sind gefährlich bei den Standards — so ist das 1:1 im Hinspiel gefallen." Das war auch der Endstand.

Das Rezept gegen Chemnitz: "Wir müssen so geschlossen auftreten wie gegen Leipzig", sagt Baumann. "Wenn wir so spielen wie gegen Leipzig, mache ich mir keine Sorgen", bekundet Aycicek. Etwas anders wird der MSV schon spielen müssen, denn Tanju Öztürk fällt mit einer Gelbsperre im defensiven Mittelfeld aus.

Für ihn rückt entweder Pierre De Wit aus dem offensiven Mittelfeld zurück oder Kevin Wolze geht auf diese Position. Zudem soll es das Debüt von Christian Eichner als Linksverteidiger geben. Baumann: "Er hat im Training normal durchgezogen und wird höchstwahrscheinlich in Chemnitz auflaufen." Gleiches gilt für Aycicek.

(RP)
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