Mehmet Scholl hört bei der ARD auf Kein großer Verlust für die TV-Zuschauer

Meinung | Düsseldorf · Mehmet Scholl ist nicht mehr länger Fußball-Experte und Chef-Kritiker bei der ARD. Nach neun Jahren – und einem großen Krach – wird die Zusammenarbeit umgehend beendet. Scholl-Fans werden ihn vielleicht in Zukunft vermissen, ein großer Verlust ist sein Ausscheiden dennoch nicht.

So reagiert das Netz auf das Scholl-Aus
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Foto: SWR/Olga Samuels

Mehmet Scholl ist nicht mehr länger Fußball-Experte und Chef-Kritiker bei der ARD. Nach neun Jahren — und einem großen Krach — wird die Zusammenarbeit umgehend beendet. Scholl-Fans werden ihn vielleicht in Zukunft vermissen, ein großer Verlust ist sein Ausscheiden dennoch nicht.

Eins steht fest: Scholl ist ein Typ. Er spaltete die Fußball-Nation mit seinen flapsigen und kontroversen Thesen und Bildern jahrelang in zwei Lager. Unvergessen sein Spruch über Mario Gomez bei der EM 2012. Nach dem Spiel der DFB-Elf gegen Portugal urteilte Scholl knallhart: "Ich hatte zwischendrin Angst, dass er sich wund gelegen hat, dass man ihn wenden muss." Die Folgen: eine wochenlange Diskussion. Sicherlich ganz im Sinne seines Arbeitgebers ARD, der dadurch in aller Munde war. Beim Confed Cup produzierte Scholl jüngst noch einmal Schlagzeilen mit dem provokanten Spruch: "Vielleicht kommt Cristiano Ronaldo ja wirklich in den Knast. Dann mache ich mir Sorgen, dass er als Miss September endet."

Um witzige Sprüche war der ehemalige Profi des FC Bayern auch während seiner Karriere selten verlegen. "Hängt die Grünen, so lange es noch Bäume gibt", antwortete er im Bayern-Jahrbuch 94/95 auf die Frage nach seinem Lebensmotto. Doch es sind nicht nur Sprüche, die aus Scholls Karriere in kurzen Hosen bis heute überdauern. Es sind vor allem seine unfassbaren Freistöße, seine spektakulären Dribblings, seine Haken, seine Freude am Spiel, die auch Fans anderer Mannschaften liebten.

Als Experte konnte er leider nie auf ganzer Linie überzeugen, blieb dort nur der Pausenclown. Als TV-Zuschauer hatte man sehr oft den Eindruck, dass ein lustiger Spruch für ihn wichtiger war als eine ausgewogene Analyse. Gerne benutzte Scholl den Holzhammer als stilistisches Mittel seiner polemischen Aussagen. Noch schlimmer: Scholl, der eigentlich die Aufgabe hatte, Fußball zu erklären, entpuppte sich im Laufe seiner Expertenzeit als wahrer "Taktik-Hasser". Wahre Experten wie Tobias Escher vom Taktik-Portal www.spielverlagerung.de schlugen da sehr oft die Hände über dem Kopf zusammen.

Bleibt zu hoffen, dass die ARD bei der Suche nach einem Nachfolger für Scholl einen echten Experten findet und nicht nur einen großen Namen aus der Fußballszene verpflichtet, der mit witzigen Sprüchen polarisiert. RTL setzt bei Spielen der Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation mit Jens Lehmann übrigens auch auf das "Modell Scholl" — und damit auf ein Auslaufmodell.

(can)
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