Kolumne Gegenpressing Post vom DFB-Präsidenten

In Rotenburg gibt es Knatsch um einen Kunstrasenplatz. Die Fußball-Lobby hat dort einen mächtigen Verbündeten: DFB-Präsident Reinhard Grindel. Der hat nun einen Brief geschrieben.

 Gianni Costa.

Gianni Costa.

Foto: Phil Ninh

Die Kreisstadt Rotenburg ist stolz auf ihre Sehenswürdigkeiten. Im virtuellen Reiseführer wird eine historische Scheune zur Besichtigung empfohlen, ein Naturschutzgebiet und ein Ausflug zur Wiedau, einem Nebenfluss der Wümme. Nächtigen kann man im Drei-Sterne-Hotel ab 79 Euro, fünf Sterne gibt es für 143 Euro. Nicht so offensiv wird bislang mit einem prominenten Bürger als Aushängeschild geworben: Reinhard Grindel. Wer jetzt noch nicht vor Ehrfurcht erstarrt ist - REINHARD GRINDEL, Präsident des Deutschen Fußball Bundes (DFB).

In der Vermarktung als Tourismusstandort ist das ein echtes Pfund. Sehen die Rotenburger aber offenbar nicht so. Anders ist es nicht zu erklären, dass man gegenüber dem zugezogenen Sohn der Stadt derart unkooperativ ist. Dabei will Grindel doch nur das Beste für seine Heimat. In Rotenburg gibt es nämlich den Plan, einen Kunstrasenplatz zu bauen. Doch nicht alle finden das Projekt toll. Ausgerechnet der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Rotenburger Sportvereine ist der Meinung, man könne das Geld besser anders investieren. Rolf Ludwig zweifelt vor allem an, ob es ausreichend Bedarf für den Platz gibt.

Und nun kommt Reinhard Grindel ins Spiel. Der ist nämlich nicht nur beim DFB die größte Nummer, sondern auch als Lobbyist für seinen Heimatverein Rotenburger SV engagiert. Vor geraumer Zeit hat er nun sein Amt beim größten Fußballverband der Welt genutzt, um dem Rotenburger Bürgermeister sein Unverständnis mitzuteilen. Auf offiziellem Briefpapier des DFB, wie die Kreiszeitung zu berichten weiß.

Der Bürgermeister wiederum war etwas irritiert über die Post von Grindel, zuvor Bundestagsabgeordneter der CDU. "Ich bin ein bisschen verwundert, dass sich der DFB-Präsident persönlich bezüglich des Themas Kunstrasen gemeldet hat", zitiert ihn die Kreiszeitung. "Es gibt einen ganz klaren Auftrag des Stadtrats, den ich auch sehr ernst nehme. Wir werden alle nötigen Daten für eine Prüfung zusammentragen und vorstellen (...)."

Nun gibt es ein hin und her über einzelne Formulierungen und Behauptungen, die Lage ist zerfahren. Die Rede ist von Unwahrheiten und Lügen. Grindel jedenfalls schreibt: "(...) Die Umwandlung eines bereits bestehenden Spielfeldes in einen Kunstrasenplatz kostet dagegen je nach Unternehmen zwischen 500.000 und 600.000 Euro. (...) Wichtig ist sicherlich der Hinweis, dass die Pflege eines Kunstrasenplatzes mit 10.000 Euro nur 50 Prozent von den durchschnittlichen Pflegekosten einen Naturrasenplatzes (20.000 Euro) beträgt."

In Rotenburg, so wird in der Stadt gewitzelt, zuckt man nun jedes Mal, wenn der Bote klingelt zusammen: Es geht die Angst um, wer als Nächstes Post von Grindel bekommt.

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(gic)
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