"Wir müssen uns schämen" Was machen eigentlich die Holländer während der EM?

Paris · Wenn Europas Fußball-Elite in Frankreich um die Krone spielt, sitzen die Niederländer um Kapitän Arjen Robben frustriert zuhause.

EM 2016: Niederlande trauert nach verpasster Qualifikation
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Oranje trauert nach verpasster EM

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Foto: afp, ed/RT

Arjen Robben ging es in den vergangenen Wochen ohnehin nicht gut. Wieder einmal plagten den 32-Jährigen hartnäckige Probleme an den anfälligen Adduktoren. Doch wenn der verletzte Superstar von Bayern München zuletzt auf die bevorstehende EURO in Frankreich angesprochen wurde, verschlechterten sich Gesundheitszustand und Laune noch einmal dramatisch.

"Es schmerzt. Das ist das Schlimmste. Wir müssen uns schämen", sagt der reichlich frustrierte Kapitän der Niederländer mit leichenbitterer Miene über einen tristen Sommer ohne Fußball - einen Sommer, den die niederländischen Profis um Robben, Klaas-Jan Huntelaar oder Wesley Sneijder am Strand mit Frau und Kindern, als TV-Experten oder einfach nur zuhause verbringen müssen.

Wenn die EM am Freitag in Paris beginnt, wird der Elftal ihr Versagen in der Qualifikation noch einmal brutal vor Augen geführt werden. Halb Europa kämpft diesmal um die Krone, 24 (!) Teams - und die Holländer, bei der WM 2014 noch Dritter, gucken in die Röhre. Wie Gibraltar, Andorra oder San Marino. Unvorstellbar! Ein Desaster für die stolze Fußball-Nation!

Sneijder mit schlaflosen Nächten

Die Schmähgesänge "Ohne Holland fahr'n wir zur EM", die es auch am Samstag beim Länderspiel in Wien gegen Österreich (2:0) gegeben hatte, braucht es da gar nicht mehr, um die Oranjes endgültig in ein Jammertal zu stürzen. "Es bringt mich immer noch um den Schlaf, dass wir nicht dabei sind, auch weil man als Fußballer nicht das ewige Leben hat", betont Regisseur Sneijder. Er habe "fantastische Zeiten bei Oranje" erlebt, "aber das wird immer eine Narbe bleiben".

Der Schalker Huntelaar flüchtet sich deshalb mit der Familie auf eine sonnige Insel - der Fernseher wird vermutlich ausbleiben. "Ich bin ehrlich. Als Nationalspieler freue ich mich nicht auf die EM und auch nicht für ein einziges Land. Ich werde froh sein, wenn sie vorbei ist", räumt der Torjäger offen ein - und gab damit die (Grabes-)Stimmung im Lande wieder. "Wir nahmen immer teil. Überall gab es Feste, jeder trug Oranje-Kleidung. Das gibt es jetzt nicht. Das hätte nicht passieren dürfen", fügt Huntelaar traurig an.

So bleibt Bondscoach Danny Blind, der trotz der Blamage im Amt bleiben durfte, nichts anderes übrig, als den Blick tapfer nach vorne zu richten. "Alles steht im Zeichen der Qualifikation für die WM in Russland. Das ist nun unser Ziel", sagt der 54-Jährige. Deshalb werde er bei der EURO die beiden Gruppengegner Schweden und Frankreich sogar live beobachten. "Die anderen Spiele", so Blind, "sehe ich mir zu Hause im Fernsehen an".

Da kann er dann auch den Ex-Hamburger Rafael van der Vaart als TV-Experten bewerten. Sneijder hat derweil reichlich Zeit, seine Frau Yolanthe in einem Rechtsstreit um ein Ferienhaus auf Ibiza gegen deren Schwester Rebecca moralisch zu unterstützen.

Und Robben? Der trainiert bis Freitag in München, um zum Saisonstart der Bayern am 11. Juli wieder fit zu sein, ehe er sich in den Urlaub verabschiedet. Zuletzt wurde er noch nach seinem EM-Favoriten gefragt. "Wenn ich mir Freunde machen will, muss ich Deutschland sagen", antwortete Robben schmallippig. Am liebtsen würde er gar nichts über diese EM sagen.

(sid)
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