Ballgeschiebe bei U21-EM Schweden geht Italien wieder auf den "Keks"

Uherske Hradiste · Zugegeben, ein handfester Skandal sind die Vorkommnisse am Ende des Gruppenspiels der U21-EM zwischen Portugal und Schweden nicht. Das Ballgeschiebe sorgt vor allem beim italienischen Verband für ein Déjà-vu.

Schweden und Portugal nach 1:1 im Halbfinale
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Schweden und Portugal nach 1:1 im Halbfinale

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Die Italiener hatten ihre Pflicht erledigt, in der Schlussphase führten sie 3:0 gegen England. Die Blicke richteten sich fortan nur noch von Olmütz nach Uherske Hradiste, wo Portugal und Schweden aus Sicht Italiens alles tun konnten — nur nicht unentschieden spielen.

Lange stand es 0:0, doch dann traf ein Mann mit dem wunderbar passenden Namen Paciencia ("Geduld") zum 1:0 für die Portugiesen. Schweden war raus zu diesem Zeitpunkt, Italien weiter. Das Glück der Squadra Azzurra währte aber nicht lange, in der 89. Minute erzielte Schwedens Simon Tibbling (Namensbedeutung unbekannt) den Ausgleich.

Der Vierte Offizielle zeigte drei Minuten Nachspielzeit an. Als die Schweden kurz darauf zu einem Einwurf klärten, sollte dies bereits ihre letzte Ballberührung der Partie gewesen sein. Mehr als 70-mal schoben sich die Portugiesen den Ball hin und her, ihr Toptalent William Carvalho dürfte am Ende eine sagenhafte Passquote gehabt haben. Irgendwann flehten sie den Schiedsrichter regelrecht an: Come on, jetzt pfeif' doch ab! Der tat ihnen bald den Gefallen.

Zuvor war alles einwandfrei gelaufen, die Schlussminuten gerieten dennoch zur Farce. Furchtbar sehen solche Szenen für Fußball-Fans nämlich immer aus, auch wenn das Geschiebe nur drei Minuten dauert. Aus italienischer Sicht sorgten sie für ein Déjà-vu. Bei der EM 2004 hätten Dänemark und Schweden sogar unentschieden spielen dürfen, 0:0 oder 1:1, aber eben nicht 2:2. Jahre später erschien ein Magazinbericht, der entgegen erster Erkenntnisse eine Absprache belegte.

"Alle Befürchtungen sind bestätigt worden. Dieses Ergebnis hinterlässt mehr als einen Zweifel", schrieb die Sporttageszeitung Gazzetta dello Sport am Donnerstag. "Dieser Keks ist schwer zu verdauen, und wieder ist er schwedisch." Umgangssprachlich sprechen die Italiener bei einer vermeintlichen Verschwörung von einem "biscotto", einem Plätzchen.

Hinweise, dass es in Uherske Hradiste ähnlich lief wie einst in Porto 2004, gibt es keine. Die Drei-Minuten-Schande ließe sich jedoch vermeiden, wenn nicht das Torverhältnis, sondern der direkte Vergleich entscheidend wäre. Heute jährt sich übrigens der Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und Österreich bei der WM 1982 zum 33. Mal. Das nur am Rande.

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