Länderspiel gegen Frankreich Englische Fans wollen Marseillaise singen

Paris · Trotz der Terroranschläge von Paris wird Frankreich am Dienstag wie geplant sein Länderspiel in England bestreiten. Als Zeichen der Solidarität wollen die englischen Fans die Marseillaise singen.

Sportwelt solidarisiert sich mit Pariser Terror-Opfern
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Foto: afp, jnk ej

Die ganze Sportwelt solidarisiert sich mit den traumatisierten Franzosen, doch das wohl stärkste Zeichen gegen den Terror setzt die Equipe Tricolore selbst. Trotz der Trauer, trotz der bedrückenden Erinnerungen an das gespenstische Länderspiel gegen Deutschland will die französische Nationalmannschaft am Dienstag (21 Uhr) im Londoner Wembley-Stadion gegen England wie geplant auflaufen.

"In Zeiten des Terrors müssen alle, die ihr Land und dessen Vielfältigkeit repräsentieren, zusammenzustehen gegen den Horror, der keine Farbe und keine Religion hat", sagte Nationalspieler Lassana Diarra. Für den 30-Jährigen von Olympique Marseille wird die Partie gegen England besonders emotional: Er trauert um seine Cousine, die bei der Anschlag-Serie am Freitagabend in Paris ums Leben kam.

Die Schwester von Offensivspieler Antoine Griezmann (24/Atletico Madrid) überstand dagegen körperlich unbeschadet das Attentat im Pariser Konzertsaal Bataclan. "Gott sei Dank konnte meine Schwester den Bataclan verlassen. Alle meine Gebete gelten den Opfern und ihren Familien", twitterte Griezmann: "Vive la France."

Anschläge bei Sportereignissen
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In sozialen Netzwerken werden die englischen Fans dazu aufgerufen, im Wembley-Stadion die französische Nationalhymne zu singen. "Wenn du ein Ticket für das Spiel hast, ist es jetzt an der Zeit, die Marseillaise zu lernen", twitterte zum Beispiel der britische TV-Reporter Mark Pougatch: "Es ist Zeit, der Welt zu zeigen, was Brüderlichkeit bedeutet." Vor dem Anpfiff wird es mit Sicherheit eine Schweigeminute geben, die Spieler beider Nationen werden Trauerflor tragen.

Verhindern kann das Spiel als Symbol für die Freiheit nur eine verschärfte Sicherheitslage. "Sollten die britischen Behörden zu einer neuen Einschätzung der Lage kommen, würden wir die Angelegenheit neu überlegen", teilte ein Sprecher des französischen Fußballverbandes FFF mit. Während der EM-Gastgeber in England bewusst Flagge zeigen soll, wurden als Vorsichtsmaßnahme am Wochenende alle Sportveranstaltungen in Großraum Paris abgesagt.

Angesichts der Anschlag-Serie im Herzen von Frankreich, bei denen nach offiziellen Angaben 129 Menschen starben und weitere 352 verletzt wurden, tritt alles andere in den Hintergrund. Selbst der Skandal um Stürmerstar Karim Benzema, der seinen Nationalmannschaftskollegen Mathieu Valbuena mit einem pikanten Video erpresst haben soll, ist plötzlich nicht mehr wichtig. "In Gedanken bei den Opfern und ihren Familien", twitterte Benzema. Der Profi von Real Madrid steht aktuell nicht im Kader.

Die übrigen Nationalspieler trainierten am Samstagnachmittag unter Ausschluss der Öffentlichkeit, am Montag fliegen sie nach London zu einem der schwersten Spiele ihres Lebens. Die schrecklichen Bilder, die sie nach dem Spiel gegen Deutschland in den Katakomben des Stade de France auf diversen Bildschirmen sehen mussten, werden sie nach London begleiten. Noch Stunden nach dem Schlusspfiff verharrten die französischen Nationalspieler genau wie die DFB-Elf im Stadion und folgten gebannt einem Nachrichtensender.

"Ein grausamer Abend", sagte Abwehrspieler Raphael Varane. Der 2:0-Sieg im Testspiel gegen den Weltmeister war da schon längst kein Thema mehr.

(areh/sid)
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