Viel Kritik an Zidane-Ernennung Große Fußballer als Trainer: mehr Frust als Erfolg

Madrid · Ottmar Hitzfeld hat harsche Kritik an der Ernennung des gänzlich unerfahrenen Zinedine Zidane als Trainer von Real Madrid geäußert. Tatsächlich sind viele Weltklasse-Fußballer als Coach gescheitert.

Projekt Zinedine Zidane: So schnitten frühere Weltstars als Trainer ab
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So schnitten frühere Weltklasse-Fußballer als Trainer ab

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Die Inthronisierung des dreimaligen Weltfußballers Zinedine Zidane als Trainer von Real Madrid hat nicht nur Beifallsstürme ausgelöst. Erfolgscoach Ottmar Hitzfeld reagierte fast schon entsetzt auf die Berufung des französischen Fußball-Idols. "Er ist ein Trainer ohne jegliche Erfahrung. Er lebt ausschließlich von seinem großen Namen als Spieler", sagte der Champions-League-Gewinner mit Bayern München und Borussia Dortmund der Schweizer Tageszeitung "Blick".

"Zidane hat als Trainer noch nichts bewiesen, und jetzt muss er mit den größten Stars der Welt umgehen", setzte Hitzfeld nach. Selbst Zidanes Bruder Farid äußerte in der Zeitung La Provence leise Bedenken: "Die Aufgabe wird alles andere als einfach für ihn." In der Tat zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher, dass viele großartige Fußballer auf der Trainerbank auf verlorenem Posten standen - respektive saßen.

Zinedine Zidane wird Trainer bei Real Madrid: Pressestimmen
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Zinedine Zidane wird Trainer bei Real Madrid – Pressestimmen

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Etwa Diego Maradona (55), der für nicht wenige als bester Kicker der Geschichte gilt. Der "Goldjunge" schoss Argentinien 1986 zum WM-Titel. Trotz zahlloser Eskapaden und seines krachenden Scheiterns als Nationaltrainer bei der WM 2010 (0:4 im Viertelfinale gegen Deutschland) ist die Verehrung in seiner Heimat aber ungebrochen.

Auch Zidanes großer Landsmann Michel Platini (60) erlebte eine Trainerkarriere zum Vergessen. Der mittlerweile gesperrte Uefa-Präsident und überragende Akteur bei Frankreichs EM-Sieg 1984 verpasste als Nationaltrainer 1990 die Qualifikation für die WM in Italien, bei der EM 1992 in Schweden war in der Gruppenphase Endstation.

Die Generation der deutschen Weltmeister von 1990 war als Übungsleiter im Gros ebenfalls wenig erfolgreich. WM-Kapitän Lothar Matthäus (54) etwa kam nach seinem Karriereende 2000 nicht über Engagements bei zweitklassigen Klubs im Ausland sowie als Nationaltrainer Ungarns und Bulgariens hinaus.

Real Madrid: Bilder von Zinedine Zidanes erstem Training
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Zidane leitet erstmals Training von Real Madrid

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Rudi Völler (55) und Jürgen Klinsmann (51) schwammen zumindest anfangs auf der Erfolgswelle. Völler übernahm die deutsche Nationalelf nach dem EM-Debakel 2000 und führte das Team zu Platz zwei bei der WM 2002. Nach dem frühen EM-Aus 2004 übergab er an seinen einstigen Sturmpartner Klinsmann.

Der hauchte dem Team ohne jede Trainererfahrung neues Leben ein und hatte nach Platz drei bei der Heim-WM 2006 den Ruf als Baumeister des Sommermärchens weg. Bei Bayern München scheiterte Klinsmann aber 2009 grandios. Weltmeister Toni Kroos merkte in der Zeit an, er habe unter Klinsmann "alles vermisst: eine Spielidee, angemessene Kommunikation und den Erfolg".

Erfolge vorweisen können tatsächlich wenige Weltstars. Besonders der FC Barcelona hatte ein gutes Händchen. So formte Johan Cruyff (68) den FC Barcelona Anfang der 1990er Jahre zum spanischen Serienmeister und 1992 zum Gewinner des Europapokals der Landesmeister.

Cruyffs Lehrling Pep Guardiola (44) legte eine Trainerkarriere hin, die Zidane als Blaupause dienen könnte: Ohne große Erfahrung aus der Barcelona-Reserve zum Chef des Profiteams befördert, gewann Guardiola von 2008 bis 2012 sagenhafte 14 Titel, seit 2013 kamen bei Bayern München fünf weitere hinzu. Bei seinem Abschied am Saisonende ist er das heißeste Eisen auf dem Trainermarkt.

Auch zwei deutsche Weltstars feierten als Trainer gigantische Erfolge: "Kaiser" Franz Beckenbauer (70) wurde als Teamchef 1990 Weltmeister, Jupp Heynckes (70) krönte seine 34-jährige Trainerlaufbahn zum Abschied 2013 mit dem Gewinn des Triples mit Bayern München.

(sid)
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