Sieg für die Geschichte "Zehn Tore mit Pfiffen": Verkehrte Welt bei Real Madrid

Real Madrid feierte in Spanien den höchsten Ligasieg seit 55 Jahren - und das wenige Stunden nach dem Erfolg des Erzrivalen bei der Klub-WM. Die Fans pfiffen dennoch.

Real Madrid fegt Rayo Vallecano mit 10:2 vom Platz
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Foto: dpa, jrp sam

Nach dem höchsten Ligasieg seit 55 Jahren herrschte bei Real Madrid verkehrte Welt. Trainer Rafael Benitez sprach nach dem denkwürdigen 10:2 (4:2) gegen den Stadtrivalen Rayo Vallecano zwar konsequent von einem "großartigen Abend". Die Proteste und Pfiffe gegen ihn, die Mannschaft und Klubchef Florentino Perez konnte aber auch Benitez nicht leugnen.

"Zehn Tore mit Pfiffen. Rayo tanzte Real aus, bis sie nur noch neun Spieler auf dem Feld hatten", schrieb die spanische Sporttageszeitung Marca am Montag über eine Partie, die in die Geschichte einging. Erstmals seit Februar 1960 endete eine Begegnung der Primera Division wieder zweistellig, damals hatte ebenfalls Real 11:2 gegen Elche gewonnen.

Doch damit nicht genug: Für Real war es Sieg Nummer 1600 in der Liga, damit liegen die Königlichen vor dem ewigen Rivalen FC Barcelona (1535) und Athletic Bilbao (1178). Die Real-Fans meckerten trotzdem. Nach dem 1:2-Rückstand und auch zur Pause gab es ein gellendes Pfeifkonzert im Bernabeu-Stadion, Tabellenplatz drei und das peinliche Pokal-Aus haben ihre Spuren hinterlassen.

Real Madrid besiegt Getafe mit 4:1
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Kurioserweise wurde die Stimmung auch beim anschließenden Scheibenschießen nicht besser. Gegen nur noch acht Feldspieler - Tito hatte nach einem brutalen Einstieg gegen Toni Kroos Rot (14.), Raul Baena wenig später Gelb-Rot (28.) gesehen - traf Real zwar fast nach Belieben, doch auch Rayo kam immer wieder gefährlich vor das Tor. Die Real-Fans waren wenig amüsiert.

El Mundo Deportivo schrieb dann auch von einem "Skandal-Torfestival" und erklärte: "Real verschenkt zu Weihnachten Treffer in Serie, die Fans schimpfen dennoch. Es kam nicht gut an, dass Cristiano Ronaldo sich mit den Fans anlegte und seine Tore nicht feierte."

Real droht nach 3:1 Disqualifikation
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Foto: ap

Superstar Ronaldo hatte nach seinen Treffern (30./53.) unterkühlt reagiert, den Ball aus dem Tor geholt und den prompten Rückweg in die eigene Hälfte angetreten. Der viermal erfolgreiche Gareth Bale (25./41./61./70.), Karim Benzema (48./80./90.) und Danilo (3.) jubelten dagegen ausgelassen. Wohl auch im Glauben daran, den eigenen Fans eine gelungene Reaktion auf den Gewinn der Klub-WM durch den Erzrivalen Barcelona wenige Stunden zuvor geschenkt zu haben.

Reals Anhänger sahen das zumindest teilweise anders. Zwar wurde jeder einzelne Treffer im nicht ganz gefüllten Stadion bejubelt, doch die kritische Stimmung blieb auch nach Spielende erhalten.

Trainer Benitez ignorierte das allerdings auch lange nach dem Spielende, so gut es ging. "Wir haben getroffen und die Fans waren glücklich", sagte Reals-Trainer auf der Pressekonferenz. Das war an diesem seltsamen Abend allerdings nur die halbe Wahrheit.

(sid)
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