"Ich bin ein Kämpfer" Taktik, Tricks und Täuschungen: "Blattini" kämpft um Comeback

Die Sperren für Fifa-Boss Joseph S. Blatter und Uefa-Chef Michel Platini halten die Fußball-Welt in Atem. Inzwischen erscheint auch eine Verschiebung für die Wahl eines Blatter-Nachfolgers nicht ausgeschlossen.

Michel Platini: Weltklasse-Spielmacher, Ex-Uefa-Präsident
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Joseph S. Blatter demonstriert Machtwillen, Michel Platini kämpft um seine Zukunft, und der Rest der Fußball-Welt sucht händeringend nach Auswegen aus der Krise: Im beispiellosen Machtvakuum nach der Kaltstellung von Fifa-Boss Blatter (Schweiz) und Uefa-Chef Platini (Frankreich) sind Taktik, Tricks und Täuschungen Trumpf. Inzwischen scheint sogar eine Verschiebung der für den 26. Februar geplanten Wahl eines neuen Fifa-Präsidenten denkbar.

Blatter wär's nur recht. "Ich bin ein Kämpfer", sagte 79-Jährige der Zeitung Schweiz am Sonntag im Rahmen seiner beschränkten Aussage-Befugnisse noch sehr eindeutig.

Dass Blatter nicht freiwillig auf die Rückkehr in sein Präsidenten-Büro verzichten wird, war schon durch den umgehend eingelegten Einspruch des 79-Jährigen gegen die 90-tägige Suspendierung klar. Am Samstag reichte auch Platini im Kampf um seine Kandidatur für den Fifa-Chefsessel seinen angekündigten Protest bei der Berufungskommission des Weltverbandes ein.

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In den Einsprüchen von "Blattini" aber erschöpfen sich momentan auch schon die Fakten. Ansonsten nämlich haben nach dem Sturz der beiden mächtigsten Fußball-Funktionäre auf dem Globus Spekulationen Hochkonjunktur.

Am Wochenende geriet dabei eine Verschiebung der Fifa-Wahl durch die eiligst einberufene Exekutive am 20. Oktober (Dienstag) in den Fokus. Das Szenario wollte Präsident Wolfgang Niersbach vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) auch schon nicht mehr kategorisch ausschließen: "Wenn man wirklich an den Punkt käme, im Konjunktiv gesprochen, wir müssten eventuell noch einmal verschieben, dann kann das auf keinen Fall ein langes Hinausschieben sein, weil einfach Druck auf dem Kessel ist. Wir wissen von Behörden, dass die auch etwas erwarten." Niersbachs Kollege Greg Dyke von der englischen FA brachte die Variante für den Fall eines Kandidatenmangels zumindest auch schon einmal ins Gespräch.

Das Manöver würde außer Blatter, der einen weiteren Aufschub für seinen Abschied von der großen Bühne bekommen könnte, besonders Platini nutzen. Der 60-Jährige hätte - seine Rehabilitierung ebenfalls vorausgesetzt - mehr Zeit für seinen geplanten Wahlkampf.

Platoche zieht indes für die Rettung seines Traums von der Fifa-Präsidentschaft schon jetzt sämtliche Register und schart Verbündete um sich. Südamerikas Kontinentalverband CONMEBOL forderte die Aufhebung von Platinis Suspendierung. Der französische Nationalverband FFF bereitet zudem eine Klage gegen die provisorische Sperre seines Idols beim Internationalen Sportgerichtshof CAS vor. Zuvor hatte seine Uefa durch die Verneinung der "Notwendigkeit zur Berufung eines Interimspräsidenten" sogar schon die Drohkulisse einer Abspaltung aufgebaut.

Platinis Gefolgsleute wollen den einstigen Weltstar am liebsten jedoch an der Fifa-Spitze sehen. "Die Suspendierung ist unpassend und unangemessen. Die Unschuldsvermutung muss in Betracht gezogen werden. Herr Platini ist für kein Vergehen schuldig gesprochen worden, sodass seine Suspendierung die Integrität des Prozesses für die Wahl eines neuen Fifa-Präsidenten infrage stellt", erklärte der CONMEBOL. Der FFF will trotz weiter mangelnder Erklärungen für die Millionen-Zahlung der Fifa an Platini angeblich versuchen, Platinis Suspendierung beim CAS als inhaltlich unbegründet und grundsätzlich schädigend für seinen eigenen Ruf anzufechten.

Der Hintergedanke des gewagten Schachzuges: Im Eilverfahren könnte beim CAS eher eine Entscheidung fallen als im Berufungsverfahren bei der Fifa. Im Erfolgsfall würde Platini bei den Not-Konferenzen der UEFA-Exekutive am Donnerstag (15. Oktober) und des Fifa-Vorstands wieder mit am Tisch sitzen. Dafür hat Platini als "Auskunftsperson" im Schweizer Strafverfahren formal bessere Karten als sein beschuldigter Erzfeind Blatter.

Der Schweizer musste nach seiner "Götterdämmerung" auch im Internet von Insignien seiner Macht lassen. Bei seinem "twitter"-Account ist der bisherige Zusatz mit der englischsprachigen Nennung seiner Funktion ("President of Fifa, world football s governing body") schon gestrichen. "Seine" Fifa stellte außerdem im Menübereich "Der Präsident" ein Porträt von Isaa Hayatou (Kamerun) mit der Überschrift "Fifa Interimspräsident" ein - und den Text über Blatter offline.

Derlei Details perlen jedoch an Blatter ab. "Mich kann man zerstören", sagte der Fifa-Chef a.D., "aber mein Lebenswerk kann man nicht zerstören."

(sid)
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