Fifa-Präsident Blatter: "Sie haben mich angefleht, zu bleiben"

Zürich · Fifa-Präsident Joseph Blatter hat bedauert, dass er nicht im Sommer 2014 zurückgetreten ist. "Ich hätte den Mut aufbringen und mich nach der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien zurückziehen sollen", sagte der Chef des Fußball-Weltverbandes der russischen Agentur Tass.

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Foto: afp, fc/ab

"Aber mich haben fünf von sechs Kontinentalverbänden angefleht zu bleiben (...). Sie hatten Angst, dass jemand aus Europa an die Macht kommt und die Uefa dann den gesamten Weltfußball kontrolliert", sagte Blatter in dem am Mittwoch veröffentlichten Interview.

Der Schweizer warf Uefa-Chef Michel Platini vor, den Fifa-Skandal provoziert zu haben. "Von Anfang an war ich das Ziel der Attacken. Und arrangiert hat das alles Michel Platini. Es ist etwas Persönliches."

Der wegen Korruptionsverdacht für 90 Tage gesperrte Walliser drohte den Verbänden vom alten Kontinent denn auch mit Machtverlust beim Umbau der Fifa: "Warum sollte Europa drei Vizepräsidenten in der Fifa-Exekutive haben, obwohl Afrika doch mehr Mitgliedsverbände hat?" Die Ernsthaftigkeit seiner Drohung unterstrich Blatter mit der Darstellung des Fifa-Reformkomitees als seine Handlanger: "Wir brauchen ein Gleichgewicht der Regionen. Das Komitee arbeitet meine Agenda ab. Ich habe ihnen vorgeben, was sie zu tun haben."

Nachdem Uefa-Chef Platini aus Blatters Sicht wegen seiner ebenfalls bis Januar gültigen Suspendierung keine Chance mehr auf die Wahl zum neuen Fifa-Chef hat, bemüht sich der Eidgenosse auch um eine Aufsplittung der Europa-Fraktion hinter der Kandidatur von Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino: "Speziell in Nordeuropa sagen Leute, dass es das Ende für Europa wäre, wenn er antritt. Die meisten Nationalverbände mögen Infantino nicht, und alles, was ich an ihm mag, ist, dass er aus dem gleichen Dorf kommt wie ich."

Über seine Theorien von einer politischen Verschwörung Europas und der USA gegen seine Person hinaus teilte Blatter nach der vom FBI ausgehenden Verhaftung mehrerer Fifa-Funktionäre in Zürich auch gegen die USA aus: "Selbst wenn man über eine US-Übernahme der Fifa spricht - Fußball, der richtige Fußball, da, wo das richtige Geld ist, wo die guten Spieler sind, die bedeutenden Wettbewerbe, ist Europa. Die Amerikaner können es nicht übernehmen."

Zu seinen persönlichen Ambitionen äußerte sich Blatter rund vier Monate vor der Wahl seines Nachfolgers auf dem Kongress am 26. Februar 2016 in Zürich erwartungsgemäß nicht eindeutig: "Ich hoffe, dass ich dann wieder als Fifa-Präsident da sein werde. Dann könnte ich wenigstens den Kongress leiten."

(dpa)
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