Fifa-Beben FBI ermittelt Insidern zufolge gegen Blatter - Interpol hilft

Zürich · Auch zwei Tage nach der völlig überraschenden Rücktrittsankündigung rätselt die Fußballwelt weiter über die Motive von Fifa-Präsident Joseph Blatter. Nachdem der 79-jährige Schweizer sich immer jeglicher Kritik widersetzt, sämtliche Krisen überstanden und am vergangenen Freitag die Wahl zum Chef des Weltverbandes erneut gewonnen hatte, sind die Beweggründe für seinen nun freiwilligen Abschied nicht eindeutig geklärt.

Sepp Blatter: 17 Jahre an der Spitze der Fifa
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Foto: dapd, Alessandro Della Bella

Berichte der Zeitung "New York Times" und des US-Senders ABC legen den Schluss nahe, dass Blatter nur auf juristischen Druck - und eventuell sogar in einer Kurzschlussreaktion - agiert haben könnte. Der US-amerikanische Inlands-Geheimdienst FBI soll gegen ihn ermittelt haben. Das berichtete am Dienstag die "New York Times". Auch der US-Fernsehsender ABC hat die - sofern korrekt - für Blatter verheerenden Informationen und beruft sich auf Personen, die mit dem Fall vertraut seien. Einzelheiten, was die Ermittlungen ergeben haben oder ob sie andauern, wurden nicht bekannt. Man gehe die Fifa an wie einen "klassischen Fall organisierter Kriminalität nach New Yorker Stil", zitierte ABC News anonyme Justiz-Informanten. Das FBI gab zu den Berichten keinen Kommentar.

Auch für Blatters berufliches Umfeld zieht sich die Schlinge immer enger: Kurz vor Blatters Rücktritt enthüllten US-Medien die Identität des Fifa-Funktionärs, der laut Anklage 2008 zehn Millionen US-Dollar Schmiergelder verschoben haben soll: Dabei soll es sich um Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke gehandelt haben - einer der engsten Vertrauten Blatters. Das Geld soll Jack Warner entgegengenommen haben, bis 2011 Fifa-Vize-Präsident. Die Ermittler glauben, dass er das Geld angenommen hat, damit Südafrika die Fußball-WM 2010 erhält. Auch gegen ihn wird ermittelt.

Die internationale Polizeibehörde Interpol bot der US-Justiz bereits Amtshilfe an. Gesucht wird neben Warner der Paraguayer Nicolás Leoz, ehemals Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees und südamerikanischer Verbandschef. Auch vier Geschäftsleute sind auf der Fahndungsliste.

Im zweiten Ermittlungsverfahren, dem der Schweizer Justiz zu den WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022), laufen offenbar die Auswertungen der Zeugenbefragungen führender Wahlmänner von Fifa-Vize Issa Hayatou bis Spaniens Spitzenmann Angel Maria Villar Llona. Auch Franz Beckenbauer steht als ehemaliges Mitglied des Exekutivkomitees auf der Zeugenliste der Schweizer Ermittler.

(dpa/RP)
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