Verstrickungen in Panama Papers Razzia in Uefa-Zentrale

Nyon · Nach Berichten über angeblich zweifelhafte Geschäfte des früheren Uefa-Generalsekretärs und heutigen Fifa-Chefs Gianni Infantino hat die Schweizer Bundespolizei die Zentrale der Europäischen Fußball-Union in Nyon durchsucht.

FIFA: Gerührter Gianni Infantino bedankt sich bei den Delegierten
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Gerührter Infantino bedankt sich bei den Delegierten

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Foto: afp, tlr

Das bestätigte die Uefa am Mittwoch. Die Beamten forderten Einsicht in die Verträge zwischen der Uefa und der Briefkastenfirma Cross Trading.

"Natürlich stellt die Uefa der Bundespolizei alle relevanten Dokumente in ihrem Besitz zur Verfügung und wird vollumfänglich kooperieren", hieß es in einer Pressemitteilung.

"Wenn meine Entschlossenheit schon sehr stark war, den Ruf des Fußballs wiederherzustellen, ist sie jetzt nur noch stärker", ließ der 46-jährige Infantino mitteilen. Er begrüße die Ermittlungen in dieser Sache und werde den Behörden bei weiteren Fragen selbstverständlich zur Verfügung stehen.

Die "Süddeutschen Zeitung" hatte zuvor unter Berufung auf die "Panama Papers" berichtet, dass Infantino 2006 in seiner Funktion als Direktor der Uefa-Rechtsabteilung Verträge mit dem Unternehmen Cross Trading unterzeichnet haben soll, deren Eigentümer zwei der heutigen Angeklagten im Fifa-Skandal waren. Dabei ging es um Fernsehrechte.

Die südamerikanischen TV-Rechtehändler Hugo und Mariano Jinkis sollen mit den Verträgen damals TV-Rechte für die Champions League erworben und diese mit hohem Gewinn in Lateinamerika weiterverkauft haben.

Derweil trat Pedro Damiani nach den jüngsten Vorwürfen gegen seine Person als Mitglied des Fifa-Ethikkomitees zurück. Das berichtet die "SZ", die sich auf Fifa-Kreise beruft.

Damiani war laut Angaben in den sogenannten Panama Papers Verwalter von Firmen, über die womöglich Fifa-Offizielle bestochen wurden. Aufgrund mutmaßlicher Geschäftsverbindungen zwischen dem 57 Jahre alten Anwalt aus Uruguay und seinem im Korruptionsskandal geständigen Landsmann Eugenio Figueredo hatte die Ethikkommission zu Wochenbeginn interne Vorermittlungen gegen Damiani eingeleitet.

Seit Gründung der Fifa-Ethikkommission im Oktober 2006 war Damiani Teil des Gremiums. Der Präsident des Fußballklubs Atlético Pebarol Montevideo hat nach "SZ"-Informationen bereits am Dienstag seinen sofortigen Rücktritt eingereicht. Eine offizielle Bestätigung durch den Weltverband steht noch aus.

Am Sonntagabend hatten die "Süddeutsche Zeitung" und ihre Medienpartner über Damianis Offshore-Geschäfte berichtet und dessen Beziehungen zu Funktionären und Sportvermarktern, die im Korruptionssumpf stecken, offengelegt. Als Rechtsanwalt hatte sich Damiani unter anderem auf Offshore-Firmen spezialisiert. Seine Kanzlei in Uruguays Hauptstadt Montevideo war einer der wichtigeren Kunden von Mossack Fonseca — so taucht der Fifa-Ethikkommissar in den Panama Papers auf. Dabei kamen rund 400 Briefkastenfirmen zum Vorschein, welche von der Kanzlei J.P. Damiani betreut wurden.

(seeg/dpa/sid)
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