Brisantes Freundschaftsspiel Cosmos gastiert mit Pele und Raul auf Kuba

Havanna · Erstmals seit 1978 besucht mit New York Cosmos ein Profi-Fußballteam aus den USA den sozialistischen Karibikstaat. Auch Altstar Pelé ist mit von der Partie. Denn neben dem Sportlichen geht es auch um die große Politik zwischen Washington und Havanna.

 Prominenter Besuch: Pele ist seinem ehemaligen Team Cosmos New York auf Kuba gelandet.

Prominenter Besuch: Pele ist seinem ehemaligen Team Cosmos New York auf Kuba gelandet.

Foto: dpa, emp uw

Der König kam als einer der ersten raus. Pelé strahlte in die Kameras am Flughafen von Havanna, danach fand "O Rei" auch einige Worte für die anwesenden Reporter. "Für mich ist es eine große Freude, hier zu sein", sagte die brasilianische Fußball-Legende am Sonntagabend bei seiner Ankunft auf Kuba.

Pelés Besuch in Begleitung einer Profi-Mannschaft sorgte für Aufsehen in dem sozialistischen Karibikstaat, bislang eigentlich nicht für seine Fußballbegeisterung bekannt. Ausgerechnet ein Team aus Kubas früher verhasstem großen Nachbarstaat USA will dies aber jetzt ändern — New York Cosmos. Die Mannschaft aus der zweiten US-Liga tritt am Dienstag (23.00 MESZ) gegen die kubanische Nationalelf an.

Für sein erstes Freundschaftsspiel in Havanna ist Cosmos in Top-Besetzung angereist. Neben Ehrenpräsidenten Pelé sind aktuelle Spieler wie der langjährige Real-Madrid-Star Raúl González oder Spaniens Europameister Marcos Senna mit von der Partie.

Bei dem historischen Kick in Havanna geht es aber um mehr als nur um Fußball. Zwar wird Pelé für den Sport werben, schon seit Jahren bereist der Brasilianer die Welt als Botschafter seines Sports. Auch Altstars wie Raúl sollen Fußballglanz nach Kuba bringen. Dort fiebern viele junge Fans inzwischen leidenschaftlicher den Spielen von europäischen Spitzenteams wie Real Madrid oder Bayern München entgegen, als sich für den Nationalsport Baseball zu begeistern.

Mit seinem Besuch auf Kuba leistet Cosmos aber auch der Politik einen großen Dienst. Der Auftritt ist der erste eines Fußball-Profiteams aus den USA in Havanna seit 1978 — nur die US-Nationalmannschaft besuchte seither das Land für ein WM-Qualifikationsspiel.

Beide Staaten waren sich jahrzehntelang spinnefeind, nachdem Kuba im Zuge der Revolution von 1959 US-Unternehmer enteignete. Nicht nur die bilateralen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen kamen danach zum Erliegen. Auch der Sport wurde oft zum ideologischen Schlachtfeld.

Kubanische Spitzensportler, allen voran Amateurbaseballer und -Boxer, setzen sich immer noch oft in die USA ab, um dort als Profis zu Geld und Ruhm zu kommen. Das sozialistische Regime beschuldigt im Gegenzug den Nachbarn der gezielten Abwerbung.

Mitte Dezember verkündeten beide Länder aber überraschend, dass sie ihre 1961 abgebrochenen Beziehungen nach und nach normalisieren wollen. Die Verhandlungen über die Eröffnung regulärer Botschaften stehen vor einem baldigen Abschluss.

Auch US-Unternehmer entdecken zunehmend den lange verfemten Karibikstaat — ebenso wie der US-Sport. Manager, Vereine und Stars wollen bei der Öffnung der sozialistischen Insel eine Rolle spielen.

Ende April organisierte die NBA erstmals ein Trainingscamp für Jugendliche auf Kuba. "Basketball kann eine Brücke zwischen den Menschen bauen", sagte damals der frühere NBA-Star Dikembe Mutombo in Havanna. Ähnliches traut Cosmos auch dem Fußball zu.

Es wird "ein historisches Spiel", glaubt Top-Star Raúl. Nun seien die Türen auf Kuba für alle in den USA offen, sagte der Spanier vor der Abreise nach Havanna. "Ich hoffe, auch andere US-Teams können bald gegen Mannschaften aus Kuba spielen."

(dpa)
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