Aus für Mexikos Nationaltrainer Herrera: "Ich habe ihn nicht geschlagen. So blöd bin ich nicht!"

Aus für "die Laus": Mexikos Nationaltrainer Miguel Herrera, bei der WM noch für seine explosive Art gefeiert, ist jetzt über eben jene gestolpert.

Zehn Fußball-Trainer, die handgreiflich wurden
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Foto: afp, Desk

Für Mexikos Fußball-Legende Hugo Sanchez kam das Aus der "Laus" nur zwei Tage nach dem Triumph beim Gold Cup nicht überraschend. "Das war zu erwarten", sagte der ehemalige Stürmer von Real Madrid im Gespräch mit dem TV-Sender ESPN schulterzuckend, "wir kennen ja seinen Charakter, seine Persönlichkeit..."

Und tatsächlich: Wer Miguel "El Piojo" (die Laus) Herrera bei der WM in Brasilien wüten sah, wird über die Umstände der Entlassung des mexikanischen Nationaltrainers nicht allzu verwundert sein.

Herrera soll am Montag bei der Rückkehr vom Gold Cup Rot gesehen haben - mal wieder. Als er am Flughafen von Philadelphia den Journalisten Christian Martinoli erblickte, brannten bei ihm angeblich alle Sicherungen durch. Er soll, das erzählten Martinoli und weitere Augenzeugen, den Reporter des einflussreichen Fernsehsenders TV Azteca in den Nacken geschlagen und wüst beschimpft haben. Das Gerangel im Stile einer Disco-Schlägerei soll er mit Worten beendet haben im Stile von: "Und wenn ich dich wiedersehe, gibt's wieder Dresche!" Mexikos Verband FEMEXFUT trennte sich umgehend vom Erfolgstrainer.

Der stritt die Attacke ab. "Ja, ich habe mit ihm gestritten", sagte er TelevisaDeportes, "aber ich habe ihn nicht geschlagen. So blöd bin ich nicht!" Ein Video der Rangelei zeigt den Coach, wie er gemeinsam mit seiner Tochter Mishelle schimpft und zetert - Schläge sind jedoch nicht zu erkennen. Mishelle Herrera soll einem Begleiter Martinolis zudem eine Ohrfeige verpasst haben. Ihr Vater hat sich inzwischen entschuldigt, betonte aber, dass er und seine Familie zuletzt Opfer von "Beleidigungen und Spott" gewesen seien - von Martinoli.

Journalist kein zufälliges Opfer

Der Journalist ist Chefkritiker des Wüterichs im Designer-Anzug und deshalb kein zufälliges Opfer des Mannes, der an der Seitenlinie mitunter einer Bulldogge gleich mit hervorstechenden Augen und heraushängender Zunge auf seine Kontrahenten losgeht. Bei der WM brachte ihm sein ausgelassener Jubel viel Sympathie ein, zuletzt übertrieb es Herrera aber. Bei einem Länderspiel im vergangenen Oktober forderte er Panamas Trainer Hernan Gomez zum Faustkampf; im April legte er sich nach dem 0:2 gegen die USA mit Angestellten des Stadions an; am 1. Juli lieferte er sich eine Verbalschlacht mit Honduras' Ersatzbank.

Auch Martinoli war bereits sein Ziel. Nachdem der Journalist den Coach wegen fortwährender Entgleisungen als "barra brava" (Hooligan) bezeichnet hatte, konterte Herrera: "Das bin ich nicht. Aber ich hoffe, dass ich dich irgendwo finde, damit wir unsere Differenzen ausräumen können..." Das war nun offensichtlich der Fall.

"Gewalt hat keinen Platz in der Gesellschaft, in der Familie, im Sport", begründete der designierte Verbandschef Decio de Maria die Entlassung. Herrera war aber auch sportlich nicht mehr unumstritten. Bei der Copa America im Juni scheiterte Mexiko kläglich als Gruppenletzter in der Vorrunde, beim Gold Cup mogelte sich "El Tri" mit einem Sieg in die K.o.-Runde, wo die Mannschaft auf dem Weg zum Finale zwei Mal ins Elfmeterschießen musste. Zudem war dem Verband Herreras öffentliches Engagement für die mexikanischen Grünen missfallen. Nach dem Angriff auf Martinoli konnte ihn auch die breite Unterstützung seiner Spieler nicht mehr retten.

(sid)
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