EM 2016 fest im Blick Podolski und Gomez: Türkei als Umweg für Karriereziele

Mersin und Sivas statt Rom oder Manchester: Die ersten Auswärtsspiele mit ihren neuen Istanbuler Clubs verdeutlichen Podolski und Gomez, dass der Türkei-Wechsel nicht auf die große Fußball-Bühne führt. Der Umweg soll beide im Sommer 2016 nach Frankreich bringen.

Lukas Podolski holt mit Galatasaray Istanbul ersten Titel
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Podolski holt mit Galatasaray ersten Titel

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Foto: afp, ADM/RA

Lukas Podolski und Mario Gomez machen aus der Motivation für ihre Transfers nach Istanbul keinen Hehl. Wenn die Süper Lig in der Türkei am Wochenende in die neue Saison startet, geht es für die deutschen Offensivspieler nicht nur um Erfolge mit ihren neuen Clubs Galatasaray und Besiktas. Podolski und Gomez haben ihre eigene Karriere im Blick - das Ziel lautet: EM 2016 in Frankreich mit Weltmeister Deutschland. "Ich brauchte einfach im Hinblick auf die EM jetzt einen Schnitt", sagte Gomez nach seinem Transfer vom AC Florenz an den Bosporus.

Podolski hatte von Bundestrainer Joachim Löw nach einer Reihe enttäuschender Länderspielauftritte und dem Reservisten-Dasein beim FC Arsenal und bei Inter Mailand unmissverständlich gesagt bekommen: "Er muss spielen. Denn zwei Jahre ohne richtige Spielpraxis wären keine gute Grundlage, um bei der EM 2016 dabei sein zu können."

Ein Wechsel in die Türkei wirkt wie ein Rückschritt, das wissen Podolski und Gomez - und das weiß auch Löw. Der Weltmeistertrainer ging nach seinem Aus beim VfB Stuttgart 1998 zu Fenerbahce Istanbul, trainierte später noch Adanaspor, bevor nach zwei weiteren Stationen in Österreich die große DFB-Karriere begann.

Podolski soll also Spiele liefern - den Anfang machte er mit seinem Einsatz beim 1:0 im Supercup gegen Bursaspor. Der Ur-Kölner hat auch schnell die Seele des türkischen Fußballs verstanden, ließ sich mit Türkeifahne auf einem Bosporus-Boot fotografieren und bringt seine Begeisterung für Galatasaray fast täglich in den sozialen Netzwerken zum Ausdruck. "Du bist die Pokale wert, ruhmreiches Galatasaray", schrieb Podolski auf Instagram.

Beweise der sportlichen Qualität erwartet man auch in der Türkei. "Beide sind nicht mehr ganz jung. Die Süper Lig ist qualitativ vielleicht nicht erste Klasse, aber was den Wettstreit betrifft, so ist sie ein sehr hartes Pflaster. Ob sie erfolgreich sein werden, hängt davon ab, wie sie mit dieser Härte umgehen werden", sagte der Sportchef der Zeitung "Hürriyet", Mehmet Arslan.

Bei einem ist sich Arslan mit Blick auf die deutschen Neuzugänge sicher: "Ich kann garantieren, dass sie glücklich sein werden. Denn die Liebe für Mannschaften und Spieler in der Türkei ist so leidenschaftlich, dass sie jedem Spieler den Kopf verdreht. Die Süper Lig kann einen Spieler vielleicht nicht so sehr motivieren wie die Bundesliga, aber die Begeisterung der Fans kann diese Lücke füllen."

Löw will ganz rational sportliche Konstanz sehen. Von der gerade Gomez lange weit entfernt war. Seit der EM 2012 bestritt er nur drei Testländerspiele. Zum Saisonauftakt geht es für ihn und den von 1899 Hoffenheim verpflichteten Andreas Beck mit Besiktas zu Mersin Idman Yurdu und damit wie für Podolski und Galatasaray bei Sivasspor in die Provinz weit im türkischen Osten.

Um den Niederländer Robin van Persie von Manchester United lieferten sich Besiktas und Fenerbahce ein stadtinternes Wettpokern, bevor der neue Gomez-Klub aufgeben musste. Aufsteiger Antalyaspor sparte auch nicht am Personal: Altstar Samuel Eto'o wurde geholt, die angestrebte Verpflichtung von Ronaldinho scheiterte allerdings. In die überhitzte Stimmung passten Gerüchte um angebliche Träumereien einer Verpflichtung von Lionel Messi.

Der türkische Sportökonom Tugrul Aksar beurteilt die Süper Lig kritisch - trotz oder gerade wegen der prominenten Neuzugänge. Die Liga leide seit Jahren unter finanziellen Problemen, die auch durch die hohen Transferausgaben bei gleichzeitig sinkenden Einnahmen verursacht würden, sagt Aksar. Er warnt vor den finanziellen Belastungen, die durch die Einkäufe entstünden - und die vor allem durch Kredite finanziert würden. "Leider haben die Klubs keine Chance, die teuren Transfers mit Einnahmen aus eigener Kraft zu begleichen", sagt Aksar.

(dpa)
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