Fifa sucht neuen Präsidenten So funktioniert die Wahl am Freitag

Zürich/Düsseldorf · Am Freitag soll in Zürich der Nachfolger des suspendierten Fifa-Präsidenten Sepp Blatter gewählt werden. Doch der Bewerber Prinz Ali bin Al-Hussein will das verhindern, weil der Fußball-Weltverband volle Transparenz bei der Abstimmung ablehnt.

Ali bin Al-Hussein – Prinz und Fußball-Funktionär
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Das ist Prinz Ali bin Al-Hussein

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Foto: afp, pe/aa/RAB

Der Jordanier hat beim Internationalen Sportgerichtshof CAS einen Antrag auf Verschiebung gestellt. Er will eine Wahlkabine aus Glas aufstellen lassen. Für Fifa-Kommissionschef Domenico Scala war dies nicht in Betracht gekommen. Die Fifa verweigerte zudem eine Anfrage zur "beschleunigten Klärung der Sache". Der CAS will bis spätestens morgen über die Forderung entscheiden. Die Aussichten für eine Verschiebung sind aber gering. Wir erklären, wie die Wahl funktioniert.

Wie läuft die Wahl zum Fifa-Präsidenten ab? Die Wahl findet durch den Kongress in geheimer Abstimmung statt. Wahlberechtigt sind alle 209 Mitgliedsverbände der Fifa mit je einer Stimme. Diese verteilen sich auf die sechs Konföderationen: Afrika 54, Europa 53, Asien 46, Nord- und Mittelamerika 35, Ozeanien 11, Südamerika 10. Prinz Ali bin Al-Hussein (40) verspricht sich von den transparenten Wahlkabinen geringere Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Abstimmenden. So könnten diese keine Handybilder ihres Stimmzettels machen, um damit Dritten zu beweisen, wie sie gewählt haben, denn das ist verboten.

Wie viele Stimmen reichen zum Sieg? Um Fifa-Präsident zu werden, sind im ersten Wahlgang zwei Drittel der Stimmen erforderlich. Sollte kein Kandidat die nötige Mehrheit erreichen, scheidet der Bewerber mit den wenigsten Stimmen aus. Bei zwei verbliebenen Kandidaten benötigt der Sieger eine Zwei-Drittel-Mehrheit, erst in einem folgenden Wahlgang reicht die einfache Mehrheit. 2015 dauerte der einzige Wahlgang zwischen Sepp Blatter und Prinz Ali bin al-Hussein mehr als zwei Stunden. Diesmal könnte es angesichts der fünf Kandidaten zu fünf Wahlgängen kommen.

Können die Kandidaten noch einen Rückzieher machen? Ja, alle Bewerber können die Kandidatur vor oder während des Kongresses zurückziehen. Vor dem Kongress kann der Entschluss der Wahlkommission offiziell mitgeteilt werden. Während des Kongresses muss der Kandidat seine Entscheidung vor Beginn des Wahlgangs erklären.

Wer sind die Favoriten auf den Chefposten der Fifa? Der asiatische Verbandsboss Scheich Salman bin Ibrahim al Khalifa und Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino sind die aussichtsreichsten Kandidaten. Das Mitglied der Herrscherfamilie von Bahrain will die Struktur des Weltverbandes verändern. Sein Ziel: mehr Transparenz, Ordnung und Gerechtigkeit. Der 50-Jährige kann auf Stimmen aus Asien zählen. Der Italo-Schweizer Infantino (45), der in den vergangenen Wochen Reisediplomatie betrieb, rechnet mit vielen Stimmen aus Europa. Seine Schlagworte: Entwicklungshilfe, Offenheit und Mitbestimmung.

Wer steht neben Scheich Salman, Uefa-Generalsekretär Infantino und Prinz Ali noch zur Wahl? Der Südafrikaner Tokyo Sexwale (62) und Jérome Champagne (57) aus Frankreich bewerben sich ebenfalls um den Posten. Liberias Verbandspräsident Musa Hassan Bility fiel durch den Integritätscheck der Ethikkommission.

Wie positioniert sich der Deutsche Fußball-Bund? Der DFB unterstützt Infantino. "Er kennt durch seine Arbeit als Generalsekretär der Uefa alle Facetten des Fußballs, ist international ausgezeichnet vernetzt und spricht sechs Sprachen", sagte Interimspräsident Reinhard Rauball. Ein Votum für Scheich Salman schloss er aus. Salman wird vorgeworfen, bei der Niederschlagung der Demokratiebewegung im Jahr 2011 Sportler denunziert zu haben.

Wen unterstützt Sepp Blatter? Der Schweizer (79) könne "keine Partei ergreifen", sagte er in einem Interview mit dem französischen Radiosender RMC. Einem Auftritt des Wallisers beim Fifa-Kongress steht seine Sperre entgegen.

Nimmt Wolfgang Niersbach an der Wahl teil? Nein. Der 65-Jährige hat sich nach seinem Rücktritt als DFB-Präsident rar gemacht. In Zürich betritt er die große Bühne: Er sitzt im Exekutivkomitee der Fifa. Auf die Wahl hat er aber keinen Einfluss.

(RP)
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