Südamerika-Meisterschaft Fifa-Skandal überschattet Copa America

Santiago · In Chile beginnt heute die Südamerika-Meisterschaft. Favorit ist Argentinien mit Champions-League-Sieger Lionel Messi.

Argentinien besiegt Bolivien mit 5:0
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Ein Jahr nach der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien steht der Fußball in Südamerika wieder für 24 Tage im Blickpunkt. Bei der Copa America messen sich ab heute Topstars wie der Argentinier Lionel Messi, Brasiliens Neymar oder der Kolumbianer James Rodriguez im Gastgeberland Chile. Doch das traditionsreiche Turnier mit neun Bundesligaprofis wird vom Korruptionsskandal um den Fußball-Weltverband Fifa schwer überlagert. Denn auch der südamerikanische Verband Conmebol steckt tief im Korruptions-Sumpf.

Als Ende Mai 14 heutige oder ehemalige Offizielle von der US-Justiz des organisierten Verbrechens und der Korruption beschuldigt wurden, waren darunter auch zwei hochrangige Funktionäre aus Südamerika. Der Uruguayer Eugenio Figueredo wurde in Zürich festgenommen. Der Paraguayer Nicolás Leoz, seit 1986 bei der Fifa, steht seitdem unter Hausarrest. Auch weitere Angeklagte kommen aus Südamerika.

Die Details der Anklage zur Copa America erstrecken sich bis ins Jahr 1986. Doch die Präsidenten der südamerikanischen Verbände bestreiten, illegale Zahlungen erhalten zu haben. "Wenn man nichts zu verbergen hat, dann ist es am besten, das zu zeigen", sagte etwa Chiles Verbandsboss Juan Angel Napout.

Inmitten der Krise könnte etwas Copa-Glanz in den nächsten Wochen helfen. Immerhin kommen nicht wenige der besten Fußballer der Welt aus Südamerika. Lionel Messi, Javier Mascherano und Neymar werden die Nachwehen nach dem Triumph in der Champions League mit dem FC Barcelona wohl noch spüren, wenn sie auf chilenischem Boden gelandet sind. Finaltorschütze Luis Suárez fällt beim aktuellen Titelträger und Rekordsieger Uruguay wegen seiner Beißattacke bei der WM 2014 in Brasilien dagegen noch gesperrt aus.

Auch die Bundesliga ist bei dem fast 100 Jahre alten Traditionsturnier dabei: Peru tritt mit Jefferson Farfán vom FC Schalke 04, Claudio Pizarro vom FC Bayern und Carlos Zambrano von Eintracht Frankfurt gleich mit einem Trio aus der deutschen Spitzenklasse an. Genauso wie Chile mit Relegationsheld Marcelo Díaz vom Hamburger SV, Gonzalo Jara vom FSV Mainz 05 und Miiko Albornoz von Hannover 96. Dazu kommen Augsburgs Raúl Bobadilla und Frankfurts Nelson Valdez für Paraguay sowie Roberto Firmino aus Hoffenheim, der für die brasilianischen Nationalmannschaft, die Seleção, aufläuft.

Neben den Spielern steht auch ein deutscher Trainer im Fokus. Der ehemalige Karlsruher Winfried Schäfer will nach seinen Stationen in Kamerun und Thailand jetzt mit Fußball-Exot Jamaika mitmischen. Der Inselstaat in der Karibik ist neben Mexiko Gastteam und klarer Underdog im Teilnehmerfeld, das zwölf Nationen umfasst. "Wir hoffen auf das Viertelfinale. Ich will Spiele gewinnen. Wenn wir am Ende aus Chile zurückkommen, soll unsere ganze Insel glücklich über die Reggae Boyz sein", sagt Schäfer.

Zu den Favoriten auf den Titel zählen die mit Stars gespickten Teams aus Brasilien und Argentinien. Auch Kolumbien rechnet sich mit Real Madrids James Rodriguez nach einer starken WM Chancen aus. Hoch gehandelt wird auch Chile; bereits zum siebten Mal hat "La Roja", so wie die Elf in Anlehnung an die roten Heimtrikots genannt wird, an der Westküste Südamerikas den Heimvorteil. Den Titel gewann sie bislang nie, das soll sich nun ändern. Der Grundstein zum ersten Gesamterfolg kann beim Eröffnungsspiel gegen Ecuador in der Nacht auf Freitag (1.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit) im Nationalstadion in Santiago gelegt werden. "Wir unterstützen die Fans auf dem Feld. Zusammen spielen wir mit einem zwölften Mann", sagt der chilenische Star Alexis Sánchez, der in England für den FC Arsenal spielt - ein weiterer Superstar bei der Copa.

(dpa)
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