Suspendierter Fifa-Generalsekretär Valcke offenbar untergetaucht

New York/Berlin · Der beurlaubte Fifa-Generalsekretär fehlt bei Feierlichkeiten in Russland. DFB-Boss Niersbach fordert Aufklärung.

Jerome Valcke im Porträt
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Das ist Jerome Valcke

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Foto: afp, S Bo/RT/QL

Der suspendierte Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke hat ein Fehlverhalten im Zusammenhang mit dem Verkauf von WM-Tickets bestritten. Entsprechende Anschuldigungen eines Mitarbeiters der Marketingagentur JB Sports Marketing seien "frei erfunden" und "ungeheuerlich", teilte Valckes New Yorker Anwalt Barry Berke in der Nacht auf gestern mit. Valcke habe von diesem niemals Geld erhalten und niemals eingewilligt, von diesem Geld oder andere Wertgegenstände anzunehmen.

Nun ist Valcke offenbar untergetaucht. Geplant war vor der neuerlichen Erschütterung im Fußball-Weltverband am Donnerstagabend, dass der 54-jährige Franzose die Fifa gestern bei den Feierlichkeiten "1000 Tage bis zur WM" in Moskau vertritt. Dort anwesend war nun FIFA-Wettbewerbsdirektor Colin Smith.

Valcke, engster Vertrauter von Fifa-Präsident Sepp Blatter, war am Donnerstag vom Fußball-Weltverband "mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres von all seinen Aufgaben entbunden" worden. Der Verband habe von einer Reihe von Vorwürfen Kenntnis erhalten, die den Generalsekretär beträfen, hieß es. Daher sei eine "formelle Untersuchung durch die Fifa-Ethikkommission" in Auftrag gegeben worden. Der stellvertretende Generalsekretär Markus Kattner wird Valckes Amt übernehmen, wie die Fifa gestern mitteilte.

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte von Vorwürfen der Agentur JB Sports Marketing gegen die Fifa-Spitze berichtet. In dem Bericht heißt es, Vertreter der Agentur hätten einen Ticketingvertrag mit der Fifa für die WM-Turniere 2010 bis 2022 vorgelegt, in dessen Kontext Valcke eine "diskrete Gewinnbeteiligung" zugesichert worden sein soll.

Die oberste Strafverfolgungsbehörde der Schweiz interessiert sich nach eigenen Angaben für die Korruptionsvorwürfe. Zu eventuellen Ermittlungen wollte die Bundesanwaltschaft (BA) gestern jedoch keinerlei Angaben machen. "Es handelt sich um interessante Aussagen, welche die schweizerische Bundesanwaltschaft bei Bedarf wie andere Medienberichte analysieren wird", erklärte eine BA-Sprecherin.

Zudem soll die Fifa im Rahmen der Aufklärung der Manipulationsvorwürfe bei der Vergabe der WM-Turniere an Russland und Katar nicht alle Karten auf den Tisch gelegt haben. Nach Angaben des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" behindere die Fifa entgegen eigener Angaben die Ermittlungen der BA. Der Weltverband habe eine Versiegelung der aus seinem Hauptquartier stammenden Daten erwirkt, um die Untersuchungen zu verzögern, heißt es.

Sepp Blatter hat derweil ganz andere Sorgen. Gestern schrieb der 79-Jährige eine pikante E-Mail an seine mehr als 400 Mitarbeiter: "Ich bitte Sie alle, hart weiterzuarbeiten, um das Spiel, das wir lieben, weiter zu entwickeln, voranzubringen und zu feiern." Der Weltverband sei zudem durchaus in der Lage, den schweren Korruptionsvorwürfen standzuhalten.

(RP)
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