Sitzung des Fifa-Exekukutivkomitees Der nächste Neuanfang soll Blatters Ende besiegeln

Zürich · Am heutigen Montag will das Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbands Fifa den Termin für die Präsidentenwahl festlegen. Derweil arbeitet die US-Justiz an der Aufklärung des Korruptionsskandals.

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Das Ende der Blatter-Ära tatsächlich besiegeln und die überfälligen Reformen endlich auf den Weg bringen: Das Exekutivkomitee des taumelnden Fußball-Weltverbands Fifa trifft sich am Montag in Zürich zu einer der wichtigsten Sitzungen seiner Historie und will den Befreiungsschlag aus der tiefen Krise landen — die zahlreichen Kritiker glauben allerdings nicht an den großen Wurf.

Vor allem Wolfgang Niersbach drückt vor der Zusammenkunft mit seinen Exko-Kollegen aufs Tempo, um das Versteckspiel bei der Nachfolgesuche des scheidenden Präsidenten Sepp Blatter (79) zu beenden. "Die Sitzung muss das klare Ziel haben, unter Beachtung der Fifa-Statuten einen möglichst schnellen Termin festzulegen", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit Blick auf die Entscheidung über das Datum für den Wahlkongress: "Ich erwarte eine Terminierung für den Dezember, noch vor Weihnachten."

Nach Ansicht Niersbachs stehen dann die potenziellen Nachfolger Blatters, zu denen der 64-Jährige selbst gehört, unter Zugzwang: "Aufgrund der geltenden Viermonats-Frist muss spätestens im August klar sein, wer sich um das Amt bewerben will."

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Ein Kandidat für das Erbe Blatters, der als Folge des Korruptionsskandals am 2. Juni seinen Rücktritt angekündigte, hat sich bislang nicht öffentlich positioniert. Derzeit wird vor allem ein Modell gehandelt: Uefa-Boss Michel Platini folgt auf Blatter, Niersbach beerbt Platini bei der Europäischen Fußball-Union.

Dieser Plan, der zuletzt von adidas-Vorstandsboss Herbert Hainer befürwortet wurde, stößt allerdings auf Kritik — vor allem weil Platini durch Vorwürfe der Vetternwirtschaft schwer belastet ist. "Für einen wirklichen Neuanfang ist Platini sicher nicht der Richtige", sagte Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Bundestag-Sportausschusses, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Der frühere DFB-Boss Theo Zwanziger ist ohnehin der Ansicht, dass es mit der Wahl eines neuen Präsidenten nicht getan ist. "Es ist ein Irrglaube, dass eine Reform nur durch das Auswechseln von Personen zustande kommt", äußerte das ehemalige Exko-Mitglied in der BamS: "Es bedarf viel mehr einer völligen Veränderung der Führungsstruktur."

Bei der Suche nach einem Heilsbringer fällt dennoch immer wieder der Name von Niersbach. Der DFB-Boss hatte zuletzt ein 10-Punkte-Programm für tiefgreifende Änderungen vorlegt, wollte dieses aber ausdrücklich nicht als Wahlprogramm verstanden wissen.

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Für Reformen eingetreten war zuletzt ausgerechnet Blatter, der in seinen verbleibenden Monaten an der Spitze die Erneuerung selbst auf den Weg bringen will und sogar mit einem Verbleib im Amt kokettierte. Davon hält Niersbach nichts. "Die Einführung und Umsetzung eines umfassenden Reformpakets sehe ich beim neuen Präsidenten", sagte Niersbach: "Er könnte seine Ideen beispielsweise auf dem außerordentlichen Kongress als Ziel formulieren und sie auf dem ordentlichen Kongress im Mai 2016 in Mexiko zur Abstimmung stellen."

Als Konsequenz aus dem Skandal soll das Exko am Montag unter anderem über Reformen beim Bewerbungsverfahren um die Ausrichtung künftiger WM-Turniere beraten. So sollen Bewerber keine Projekte zur Förderung des Fußballs im Ausland mehr finanziell unterstützen dürfen. Außerdem liegt der Plan auf dem Tisch, wonach potenzielle WM-Gastgeber künftig die Standards der Vereinten Nationen (UN) bei Menschen- und Arbeitsrechten umsetzen müssen.

Der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International (TI) und den Sponsoren reicht eine Erneuerung aus dem Ff-Innern allerdings nicht aus. Sie fordern eine "unabhängige Kommission", um den Weltverband zu reformieren. Ziel müsse es sein, die Fifa von der "Kultur der Korruption" zu säubern.

Derweil gehen die "Säuberungen" in Übersee weiter. Der aus der Schweiz in die USA ausgelieferte ehemalige Fifa-Vizepräsident Jeffrey Webb (Kaimaninseln) hat vor einem Bundesgericht bei einer ersten Anhörung auf nicht schuldig plädiert. Der 50-Jährige wurde gegen eine Kaution von 10 Millionen US-Dollar auf freien Fuß gesetzt. Webb musste seine Pässe allerdings abgeben und muss sich in einem Radius von 32 km rund um das Bundesgericht aufhalten.

Webb gehört zu den sieben verhafteten Fifa-Funktionären. Der frühere Chef des Kontinentalverbandes Concacaf (Nord- und Mittelamerika sowie Karibik) ist allerdings bisher der einzige, der mit seiner Überstellung an die US-Justiz einverstanden war.

Webb wird von der US-Justiz wie acht weitere Topfunktionäre aus Gremien der Fifa, der Concacaf oder des Conmebol (Südamerika) und fünf Vermarktern wegen Beteiligung an Verschwörung, Betrug, Bestechung und Geldwäsche angeklagt.

(sid)
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