Fifa berät in Bahrain Eil-Vergabe der Mega-WM?

Manama · Mit DFB-Präsident Reinhard Grindel tagt am Dienstag in Bahrain das Fifa-Council, am Donnerstag der Kongress - und wieder stehen fragwürdige Entscheidungen auf der Agenda. Sogar die WM 2026 könnte schon (vor-)vergeben werden.

 MIt in Bahrain dabei: Reinhard Grindel

MIt in Bahrain dabei: Reinhard Grindel

Foto: dpa, gki axs fdt

Als Reinhard Grindel in der Wüste aus dem Flieger stieg, hatte der DFB-Präsident eine harte Woche vor sich. Beim Fifa-Kongress in Bahrain stehen (schon wieder) fragwürdige Entscheidungen auf der Agenda. Darunter die mögliche Absetzung der "Chef-Überwacher", der Fifa-Ethiker, die einigen im erneut erschütterten Fußball-Weltverband zu unbequem sind - und die Eil-Vergabe der Mega-WM 2026.

Ein entsprechender Antrag der gemeinsamen Bewerber USA, Kanada und Mexiko liegt beim Fifa-Council, das am Dienstag erstmals mit neuen Mitglied Grindel tagt, auf dem Tisch. Der Kongress könnte das Mammut-Turnier, das erstmals mit 48 (statt 32) Mannschaften ausgetragen werden wird, dann am Donnerstag faktisch vergeben.

Zur Abstimmung vorgelegt würde zwar nur eine Vorvergabe unter der Bedingung, dass im Nachhinein die technischen Bewerbungsvoraussetzungen erfüllt werden. Daran würde aber wohl kein Zweifel bestehen. In den USA könnte die WM angesichts der Infrastruktur und Stadien schon morgen stattfinden.

"Ich habe durchaus Sympathie für die Bewerbung der drei Verbände und denke auch, dass sie am Ende sehr gute Chancen haben wird", sagte Grindel dem sid: "Aber im Interesse von Good Governance sollte überlegt werden, ob eine Vorfestlegung wirklich klug ist, oder an einem geregelten Bewerbungsverfahren festgehalten werden sollte."

Tatsächlich stünde die eilige (Vor-)Vergabe im Widerspruch zu den bisherigen Bewerbungsverfahren. Ursprünglich sollte die WM 2026 sogar erst im Jahr 2020 vergeben werden.

Konkurrenten muss der einflussreiche und politisch brisante (US-Präsident Donald Trump will an der Grenze zu Mexiko eine Mauer bauen) Verbund aus Nord- und Mittelamerika aber nicht befürchten. Wegen der noch gültigen Fifa-Vorschriften darf das Turnier nicht in die Kontinentalverbände der beiden vorausgehenden Weltmeisterschaften (2018 in Russland und 2022 in Katar) vergeben werden. Starke Bewerbungen aus Europa und Asien werden deshalb nicht zugelassen.

Ob beim Kongress die Wiederwahl der Vorsitzenden der beiden Kammern der Ethikkommission zugelassen wird, ist dagegen noch offen. Chefermittler Cornel Borbely (Schweiz) und der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert sind nach SID-Informationen zwar offiziell eingeladen. Die beiden haben sich mit den Suspendierungen von zahlreichen, teils hochrangigen Fifa-Mächtigen aber innerhalb des Weltverbands Feinde gemacht.

"Ich bin dafür, dass Eckert und Borbely ihre Arbeit fortsetzen, weil sie zur Wiederherstellung der Integrität der Fifa einen entscheidenden Beitrag geleistet haben", sagte Grindel, der nach den (zurückhaltenden) Aussagen von Fifa-Generalsekretärin Fatma Samoura aber davon ausgehe, dass beide zur Wiederwahl vorgeschlagen werden.

Dass die Fifa-Krise - anders als von Präsident Gianni Infantino vor einem Jahr verkündet - noch nicht vorbei ist, hatten die vergangenen Tage gezeigt. Die US-Ermittlungen hatten wieder einmal ein Korruptionsnetzwerk aufgedeckt. Der einflussreiche und vermeintlich darin verwickelte Strippenzieher Ahmad Al Fahad Al Sabah (Kuwait) trat vorsorglich von allen seinen Fußball-Ämtern, also auch aus dem Council, zurück.

"Die Lage entspricht im Grundsatz unserer Problematik im Deutschen Fußball-Bund", sagte Grindel: "Es handelt sich oftmals um Sachverhalte aus der Vergangenheit, die jetzt in der Phase des Neuanfangs der Fifa ans Licht kommen und den Eindruck erwecken, als hätte sich substanziell nichts geändert. Das wäre ungerecht, viele Sachverhalte liegen ja offenbar Jahre zurück."

Ohne Frage müsse "lückenlos aufgeklärt werden und es müssen entsprechende Konsequenzen gezogen werden", äußerte der DFB-Präsident: "Aber Verfehlungen der Vergangenheit kann man fairerweise der neuen Fifa-Führung nicht ankreiden. Es ist es gut, dass durch die US-Ermittlungen die Fehler der Vergangenheit zutage treten und die Fifa-Affäre aufgeklärt werden kann."

(sid)
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