Fifa-Skandal Obama schaltet sich ein — und Maradona will selbst einen Job

Frankfurt/Main · Diego Maradona bringt sich als möglicher Vize-Präsident der Fifa ins Gespräch. Unterdessen hält die Diskussion an, was Joseph S. Blatter von der Millionen-Zahlung an Jack Warner wusste.

Diego Maradona hat Schönheitsoperation hinter sich
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Die Metamorphose des Diego Maradona

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Der mächtigste Mann der Welt, der oberste Sport-Boss und die "Hand Gottes" - wenn sich diese drei am gleichen Tag zum Fifa-Skandal äußern, muss es um den Fußball-Weltverband wirklich schlecht bestellt sein. US-Präsident Barack Obama forderte im Zeichen der tiefen Korruptions-Krise mehr "Integrität" und "Transparenz", IOC-Chef Thomas Bach "schmerzhafte, aber notwendige Reformen" - und Diego Maradona sich selbst.

90 Minuten Maradona - 90 Minuten Wahnsinn
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90 Minuten Maradona - 90 Minuten Wahnsinn

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"Es gibt eine gute Chance, dass ich Vize-Präsident werde, wenn Prinz Ali bin Al Hussein bei der Präsidenten-Wahl gewinnt. Und wenn ich es bin, werde ich aufräumen", sagte Argentiniens Fußball-Idol und hinterließ damit ein großes Fragezeichen bei all denen, die den Weltverband nach den erschütternden Enthüllungen wirklich reformieren wollen.

In welchem Umfang bestochen und betrogen wurde, ist immer noch kaum abzusehen. Die zentrale Frage, wie viel Noch-Präsident Joseph S. Blatter von den kriminellen Machenschaften wusste, können nur die US- und Schweizer Ermittler beantworten - vielleicht sogar mit einer offiziellen Anklage. Bis dahin bleibt es bei Indizien, wie E-Mails oder Briefen, in denen Blatters Name fällt.

Strippenzieher Jack Warner

Seit am 27. Mai sieben Fifa-Funktionäre verhaftet wurden, vergeht kein Tag ohne neue Beweise und Anschuldigungen - ständig im Kreuzfeuer ist aber nur einer: Jack Warner. Der ehemalige Fifa-Vizepräsident aus Trinidad und Tobago ist in den Augen der US-Ermittler der Strippenzieher eines ungeheuerlichen Korruptionsnetzwerks, das vor allem Warner selbst diente. Dafür schien jedes Mittel recht.

Laut BBC, die Einblick in die Akten hat, soll der 72-Jährige auch eine Hilfszahlung in Höhe von 750.000 US-Dollar unterschlagen haben, die an das 2010 von einem schweren Erdbeben erschütterte Haiti gehen sollte - dort aber nie ankam. Warner hatte die Insel nach dem Beben besucht und die finanzielle Hilfe angeregt.

Die Fifa (250.000 US-Dollar) sowie der südkoreanische Verband (500.000) zahlten an den damaligen Präsidenten des Kontinentalverbands für Nord- und Zentralamerika sowie die Karibik Concacaf, angeblich im Glauben, Warner würde sich um alles kümmern. Das tat er laut den US-Behörden - aber nur um "persönliche" Dinge. Der zwielichtige Geschäftsmann, der von seinem Heimatland offiziell aufgefordert wurde, sich dem US-Prozess zu stellen, streitet bislang alles ab und sieht sich in der Opferrolle.

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Das ist Prinz Ali bin Al-Hussein

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In der glaubt sich auch weiterhin die Fifa. Mit Blick auf die Untersuchung der Schweizer Bundesanwaltschaft zu den Weltmeisterschaften 2018 (Russland) und 2022 (Katar) unterstrich der Weltverband im britischen Guardian erneut, dass "bislang kein Beweis ans Licht gekommen ist, der suggerieren würde, dass es irgendeinen rechtlichen Grund gebe, die WM-Vergaben aufzuheben".

Die bei der Vergabe 2010 deutlich unterlegenen Australier sehen das ein wenig anders. "Ich will keine Vorwürfe erheben, die ich nicht beweisen kann", sagte Frank Lowy, Präsident des australischen Verbands FFA: "Aber die WM in ein Land vergeben, wo während der Spiele Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius herrschen? Was meinen Sie, wie das funktioniert hat?"

Der FFA-Chef selbst war unter Druck geraten, weil damals rund 342.000 US-Dollar Richtung Karibik geflossen waren. "Es gab keine Bestechung", sagte Lowy: "Ich mache mir deswegen keine Sorgen." Der Scheck sei damals offiziell an die Concacaf geschickt worden. Deren Präsident war: Jack Warner.

(sid)
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