Premier League Transferfenster in England schließt künftig vor Saisonstart

London · Die Premier League macht ihren Laden künftig früher dicht, die Bundesliga könnte schon bald folgen: Nach dem Wechselwahnsinn des Sommers steht der internationale Transfermarkt vor einer kleinen Revolution.

 Pep Guardiola und Jose Mourinho dürfen in Zukunft nur noch bis vor dem ersten Spieltag einkaufen.

Pep Guardiola und Jose Mourinho dürfen in Zukunft nur noch bis vor dem ersten Spieltag einkaufen.

Foto: ap

Den Anfang machte am Donnerstag das Fußball-Mutterland England. Nach einem Beschluss der Mehrzahl der 20 Klubs sind Transfers in die Premier League künftig nur noch vor Saisonbeginn möglich.

Ab der Spielzeit 2018/2019 können die Klubs der reichsten Liga der Welt demnach nur noch bis zum Donnerstag (17.00 Uhr Ortszeit) vor dem ersten Spieltag auf Einkaufstour gehen. Verkäufe sind dagegen weiter bis zum 31. August möglich. An diesem Tag endet die Transferperiode in den meisten anderen europäischen Ligen, darunter auch die Bundesliga.

Zur Frage, ob diese Deadline auch hierzulande bald fällt, äußerte sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) zunächst noch verhalten. "Das Thema Transferfenster stand - unabhängig von der Entscheidung der Premier League - auf der Agenda der heutigen Vollversammlung der Sportverantwortlichen der Bundesliga und 2. Bundesliga bei der DFL. In der Diskussion wurde deutlich, dass es dazu bei den Klubs noch kein abschließendes Meinungsbild gibt", teilte ein DFL-Sprecher mit. Deshalb werde sich der Ligaverband "im Austausch mit den anderen europäischen Topligen darüber informieren, wie sich die jeweilige Situation darstellt und welche Pläne für Veränderungen es gegebenenfalls auch dort gibt." Anschließend werde sich die Kommission Fußball der DFL mit dem Thema beschäftigen.

In Deutschland waren Forderungen nach einem früheren Ende der Transferperiode zuletzt ebenfalls laut geworden. Entsprechend positiv fielen die ersten Reaktionen aus der Bundesliga aus. "Ich begrüße die Entwicklung in England und bin absolut dafür, das Transferfenster früher zu schließen. Ich bin bereit, jeden Vorstoß zu unterstützen, der auch in Deutschland zu diesem Ergebnis führt", sagte HSV-Sportdirektor Jens Todt.

Die Premier League gab ihre die Entscheidung nach einem Treffen aller Klubs bekannt, englischen Medien zufolge fiel sie nicht einstimmig aus. Arsenals Teammanager Arsene Wenger hatte den Schritt schon vor der Abstimmung befürwortet. "Nicht einmal die Spieler haben Klarheit. Jeder Trainer in der Liga würde zustimmen, das vor Saisonbeginn zu klären, um nicht Spieler in der Kabine sitzen zu haben, die schon zur Hälfte weg sind", hatte Wenger auf einer Pressekonferenz gesagt.

In England war das Transferfenster erst am vergangenen Donnerstag geschlossen worden, drei Wochen nach dem Saisonstart. Die englische Football League, in der die zweite, dritte und vierte Spielklasse zusammengefasst sind, ist nicht von der neuen Regelung betroffen.

Auch Uefa-Präsident Aleksander Ceferin hatte sich zuletzt für eine kürzere Transferperiode ausgesprochen. "Ja, ich denke, das Transferfenster ist zu lange offen. Es ist seltsam, dass die Saison beginnt, du für einen Club spielst und dann wechseln kannst und einfach für den nächsten spielst. Das ist nicht gut für den Wettbewerb. Da sind wir in ernsthaften Gesprächen, das Transferfenster zu verkürzen", hatte der Uefa-Chef der ARD gesagt und "Ende Juli" als möglichen Termin genannt.

Die europäische Klubvereinigung ECA hält eine Vorverlegung des Transferschlusses allerdings für unrealistisch, solange die europäischen Ligen nicht zeitgleich mit ihrer Saison beginnen. In Frankreich begann die Spielzeit in diesem Jahr am ersten Augustwochenende, in England am zweiten, in Spanien, Italien und Deutschland am dritten. Auch dort wäre ein einheitlicher Beginn hilfreich, um Chancengleichheit bei Transfers zu gewährleisten.

Außerdem wollen die Klubs die Qualifikationsspiele für Champions League und die Europa League abwarten, ehe sie die Kaderplanung abschließen. Schwierig, da Einigkeit unter den mittlerweile mehr als 200 ECA-Mitgliedern herzustellen

(sid)
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