Transfer-Rekord in England 1,185 Milliarden Euro: Premier League stellt alles in den Schatten

London · Die englische Premier League hat mit Ausgaben von rund 1,185 Milliarden Euro erneut einen Transfer-Rekord aufgestellt. Die Bundesliga lag im Europa-Vergleich mit weitem Abstand auf Rang vier. Ein Spitzenfunktionär aber sieht bald Probleme für die Engländer.

Kevin De Bruyne, Raheem Sterling und Christian Benteke: die Mega-Transfers
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Die teuersten Transfers 2015/16

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Im Milliarden-Monopoly auf dem Transfermarkt hat die englische Premier League einen weiteren Rekord aufgestellt und den Rest von Fußball-Europa erneut weit hinter sich gelassen. Mit Ausgaben von rund 1,185 Milliarden Euro investierten die Erstligisten von der Insel in ihrer Sommer-Wechselperiode etwa 48 Millionen mehr in neue Spieler als noch im Vorjahr. Die Premier League ließ sich ihr neues Personal damit dreimal soviel kosten wie die Bundesliga, die für ihre Sommer-Zugänge nach Berechnungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte 395 Millionen Euro ausgab.

"Es ist Wahnsinn, was da passiert. Aber Geld hat auch noch keine Titel gewonnen", hatte Weltmeister Jerome Boateng schon vor Transferschluss über die Finanzpolitik der englischen Vereine gesagt. Obwohl die italienische Serie A in diesem Sommer tief in die Tasche griff, waren die Ausgaben von 551 Millionen Euro nicht mal halb so hoch wie die der Premier League. Dabei reinvestierte Meister Juventus Turin großzügig das unter anderem für Arturo Vidal eingenommene Geld, Inter und der AC Mailand warfen im Bemühen um die Rückkehr an die Spitze viele Millionen auf den Markt.

Die Transferbilanz der Premier League
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Auf Platz drei folgte Spaniens Primera Division mit 565 Millionen Euro. Damit hat die Liga einen Rekord aufgestellt. Die bisherige Höchstmarke wurde mit 547 Millionen Euro vor der Saison 2007/08 registriert. Die größten Ausgaben tätigte der FC Valencia mit 142 Millionen Euro. Teuerster Spieler war der türkische Nationalspieler Ardan Turan, der für 41 Millionen Euro von Atletico Madrid zum FC Barcelona wechselte, bei den Katalanen aber wegen der Transfersperre erst ab dem 1. Januar spielberechtigt ist. Für Real Madrid stehen 89 Millionen Euro für neue Spieler zu Buche.

Grund für den großen Abstand zur Premier League dürfte wohl auch sein, dass der FC Barcelona wegen des Transferverbots der Fifa erst im Winter wieder richtig einkaufen darf und auch Real Madrid keinen neuen "Galactico" holte.

Teuerster Sommer-Transfer war daher Deutschlands Fußballer des Jahres Kevin De Bruyne, der für knapp 75 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg zu Manchester City wechselte. City allein gab insgesamt 218 Millionen Euro für neue Profis aus, so viel wie nie zuvor ein englischer Klub während einer Transferperiode. Im Vorjahr hatte ManCity sich noch mit rund 66 Millionen Euro beschränken müssen, weil Europas Dachverband Uefa dem Scheich-Club wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay ein Ausgabenlimit gesetzt hatte.

Die Transferbilanz der Bundesliga
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Manchester bricht zweimal den eigenen Transferrekord

Diesmal konnte City wieder auf ganz große Shopping-Tour gehen und brach mit Raheem Sterling (62 Millionen Euro) und De Bruyne gleich zweimal seinen Vereins-Transferrekord. Stadtrivale United machte dafür wenige Stunden vor Schluss der Wechselfrist den 19 Jahre alten Anthony Martial vom AS Monaco mit einer Ablöse von mindestens 49 Millionen Euro zum teuersten Teenager der Fußball-Welt.

"Die treibende Kraft dahinter sind das Wachstum und die Verteilung der Übertragungsrechte der Liga", erklärte Deloitte-Analyst Alex Thorpe. So mancher Verein handelte dabei wohl bereits im Vorgriff auf den neuen TV-Traumvertrag, der den Premier-League-Klubs von der kommenden Saison an drei Milliarden Euro pro Jahr garantiert. Selbst der Tabellenletzte kann aus dem TV-Topf 135 Millionen Euro verplanen. Zum Vergleich: Der FC Bayern kassierte als deutscher Meister in der Vorsaison 50,6 Millionen Euro an Fernsehgeld.

Der Münchner Sportvorstand Matthias Sammer warnt jedoch vor Panikmache. "Sollen wir kapitulieren? Ich kann diese Diskussion nicht verstehen", sagte Sammer und riet den Bundesliga-Klubs, eher die Chancen als die Gefahren des veränderten Transfermarkts zu sehen.

Bayer Leverkusens Geschäftsführer Michael Schade sagte der "Sport Bild" sogar: "Die Premier League wird später Probleme bekommen, wenn sie ihre überbezahlten Profis nicht mehr loswird, weil in Europa kein anderes Land in der Lage ist, die Gehälter zu bezahlen, die in England verdient werden." Für Schade ist daher klar: "Da wird die Premier League dann vom eigenen System gefressen."

(dpa)
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