ManUnited-Trainer Louis van Gaal droht die Ablösung durch Mourinho

Manchester/Düsseldorf · Louis van Gaal ist als Trainer von Manchester United schwer unter Druck geraten und scheint kein passendes Rezept gegen die anhaltende Formschwäche zu finden. Jose Mourinho könnte ihn ablösen.

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Das ist Louis van Gaal

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Foto: AFP/MAURICE VAN STEEN

Vor ein paar Jahren hat Aloysius Paulus Maria Louis van Gaal die Amsterdamer Arena gemietet und unter Flutlicht aus seinem Buch der Fußball-Weisheiten gelesen. Später drückte er Karl-Heinz Rummenigge, dem Vorstandschef seines damaligen Arbeitgebers Bayern München, ein Exemplar des drei Kilo schweren Druckwerks in die Hand und sagte: "Für Sie ist das auch wichtig zu lesen." Rummenigge fiel keine passende Antwort ein.

Es ist nicht heraus, ob der Trainer Louis van Gaal nun das Stadion von Manchester United mieten und nach einer weiteren Lesung seinen derzeitigen Arbeitgeber zum Studium der Schrift anhalten wird. Es ist nicht einmal wahrscheinlich. Denn der Holländer ist derart stark unter Druck geraten, dass er möglicherweise noch vor Beginn des neuen Jahres gar keinen Arbeitgeber mehr hat. Englische Medien berichten übereinstimmend, dass der Klub Kontakt mit dem vergangene Woche bei Chelsea London entlassenen Jose Mourinho aufgenommen habe. Die "Daily Mail" glaubt sogar, dass ManUnited noch in dieser Woche van Gaal den Laufpass geben könnte.

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Der Mangel an Erfolgen und der seltsam müde Fußball, den van Gaals Spieler dem Publikum anbieten, stehen in krassem Missverhältnis zur Selbsteinschätzung des niederländischen Trainers. Er hat das nach dem Titelgewinn mit AZ Alkmaar 2009 sehr treffend zusammengefasst. "Ich bin der Beste", sagte er. Die Bayern glaubten es aufs Wort und verpflichteten den selbstbewussten Holländer.

Er hat in München nachgewiesen, dass er zumindest zu den wirklich guten Trainern gehört - nicht nur am Vortragspult. Er verpasste den Bayern einen neuen Fußballstil, der Verein hatte unter seiner Leitung nicht mehr nur die besten Spieler, sondern auch die beste Mannschaft. Jedenfalls so lange, wie das Team ihm folgte und seine Eigenarten ertrug.

Erst als sich die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Klub-Bossen (an erster Stelle Uli Hoeneß) und dem Coach in der Mannschaft herumgesprochen hatten, riss auch das Band zu den Spielern. So ähnlich könnte das auch in Manchester sein. Zu Beginn der Zusammenarbeit vor anderthalb Jahren stand die Ehrfurcht der Fußballer vor einem Trainer, der ein nicht rundherum top besetztes holländisches Nationalteam mit taktischem Geschick zum dritten Platz bei der WM geführt hatte.

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Van Gaal schien der richtige Mann für einen Neuaufbau beim vormaligen Serienmeister. Und als sich seine Vorstellung von Fußballkultur langsam durchsetzte, fand ManUnited wieder Anschluss an die Plätze in der oberen Etage der Tabelle. Zunächst ging es auch in dieser Saison so weiter. Und es schien ein durchdachter Griff zu sein, als van Gaal seinen ehemaligen Münchner Schützling Bastian Schweinsteiger als Chefstrategen fürs Mittelfeld verpflichtete. Den Kritikern in England ist das Spiel des Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft allerdings zu langsam. Und van Gaal muss sich den Vorwurf gefallen lassen, einige Misserfolge öffentlich dem ehemaligen Münchner in die Schuhe geschoben zu haben.

Das wirkte nicht souverän. Und es kann nicht als alleiniger Grund für Manchesters unbefriedigende Zwischenbilanz gelten. Denn auch ohne Schweinsteiger fand United keinen Rhythmus. Die Spieler mosern hinter vorgehaltener Hand über die Taktik und ein eintöniges Training, damit niemand auf die Idee verfällt, dass sie selbst für die fallende Formkurve verantwortlich sein könnten. Am Wochenende gab es eine 1:2-Niederlage gegen den Abstiegskandidaten Norwich City, und van Gaals Team rutschte auf Rang fünf ab - meilenweit entfernt von der Platzierung, die Uniteds Ansprüchen gerecht wird.

Der Trainer hat dazu wenig mehr als die Standardauskünfte zu geben. "Diese Niederlage ist eine Bestätigung, dass wir in einer schlechten Phase sind, aus der wir wieder raus müssen", sagte er. Es klang nicht so, als habe er ein taugliches Rezept zur Hand, wie der Klub aus dieser Phase kommen könne.

Vielleicht denkt Mourinho bereits darüber nach. Der Portugiese ließ jedenfalls über seinen Agenten verbreiten, er sei "nicht müde", brauche kein Sabbatjahr, und es gebe "einige Jobs, die man nicht ablehnt". Dazu gehört der bei Manchester United auf jeden Fall.

Van Gaal räumte immerhin ein, er wisse nicht, ob er im Klub vollen Rückhalt genieße. Selbstzweifel beschleichen ihn deshalb aber bestimmt nicht.

(pet)
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