"Hallo and willkommen" Britische Hysterie am "Jurgen Klopp day"

Jürgen Klopp wird vor der ersehnten Vertragsunterschrift beim FC Liverpool mit überzogenen Erwartungen konfrontiert. Längst fehlt nur noch seine Unterschrift.

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Foto: dpa, lus hak

Die Reds rollen Jürgen Klopp den roten Teppich aus - jetzt muss der deutsche Meistertrainer nur noch den letzten Schritt gehen. Am Donnerstagmorgen schien es fast undenkbar, dass ein anderer Teammanager als "Jurgen" künftig die Geschicke des mythenumrankten FC Liverpool lenken wird.

"Hallo and willkommen!", schrieb die Tageszeitung Liverpool Echo da bereits in ihrem eigens angelegten Liveticker und rief den "Jurgen Klopp Day" aus. Die Top 5 der Sportmeldungen im Independent: Klopp, Klopp, Klopp, Klopp, Klopp! Bereits am Freitagmittag werde die Vorstellung des langjährigen Trainers von Borussia Dortmund an der Anfield Road erfolgen.

Alles klar also? Nicht ganz. Es ist kein Vollzug gemeldet, offensichtlich steht also Klopps schwungvolle Unterschrift mit dem Querstrich durch das Doppel-p noch aus. Setzt er sie unter den angebotenen Vertrag, kann er drei Jahre lang angeblich jeweils zehn Millionen Euro verdienen. Angeblich ist ohnehin das Wort der Stunde. Angeblich hat Jürgen Klopp den Bossen der Reds bereits erklärt, er brauche keine neuen, teuren Stars.

Angeblich ist er in Liverpool. Angeblich darf er seinen getreuen Co-Trainer Zeljko Buvac nicht mitbringen. Und angeblich steht der exakte Vorstellungstermin: 12.00 Uhr British Summer Time (BST), also 11.00 Uhr deutscher Zeit. Auch die Marketing-Chefin von Klopps Werbepartner Opel gab via Twitter einen Hinweis. "Auf jeden Fall bleibt er uns treu, denn Opel - unter dem Markennamen Vauxhall - sponsert auch den FC Liverpool", schrieb Tina Müller.

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Foto: AFP/JUSTIN TALLIS

Zweifel scheinen unangebracht, oder sie werden weggewischt. Der ebenfalls kontaktierte Carlo Ancelotti (zuletzt Real Madrid) hat Medienberichten zufolge seine Absage übermittelt - und alles andere als die Nachricht "Klopp signed" würde die Fans nach dem Wahnsinn der vergangenen Tage enttäuschen bis verstören.

Und so stürzt sich die Presse dankbar auf Klopp, der beinahe hymnisch überhöht wird. Alle Wortspiele, die "puns", sind inzwischen gemacht, King Klopp, Jurgen Kop, Klopp of the Kops, nun kommen die Beigeschichten: Sein letzter Liverpool-Besuch in 20 Fotos (Daily Mail), seine 15 "verrücktesten und wundervollsten Zitate" (Telegraph), seine 7 schwierigsten Aufgaben (Independent) - und "aus welchen Profis Jurgen Weltklassespieler formte" (Mirror).

Unterschreibt Klopp, werden die Erwartungen gigantisch sein, überzogen. Er wird trotz der "Sprachbarriere" (der Dialekt Scouse hat mit Englisch wahrlich nicht viel gemein) schnell Erfolge liefern müssen, obwohl ein langsamer Neuaufbau angebracht wäre. Er wird den richtigen Ton treffen und die Emotionen bedienen müssen, alles mit Rücksicht auf die glanz- und schmerzvolle Historie des Vereins, der seit 25 Jahren auf seinen 19. Meistertitel wartet.

Frühere Liverpool-Legenden wie Graeme Souness, Jamie Carragher und auch Dietmar Hamann sind sich ohnehin einig: Klopp wäre als Erwecker der in Lethargie verfallenen Reds ein "perfect fit", genau der Richtige. Eine einzige zurückhaltende Stimme ("die Frage ist die sprachliche Barriere") war am Donnerstag in den englischen Zeitungen zu finden. Sie kam aus Deutschland: von Oliver Kahn.

(sid)
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