Verrückter 5:4-Sieg bei Norwich Liverpool schickt Klopp ins Gefühls-Chaos

Norwich · Mit dem ersten Liga-Sieg im neuen Jahr haben Teammanager Jürgen Klopp und der frühere englische Fußball-Rekordmeister FC Liverpool in einem denkwürdigen und verrückten Spiel ihren Premier-League-Negativtrend gedreht. Durch den spektakulären 5:4 (1:2)-Erfolg bei Abstiegskandidat Norwich City nach einem 1:3-Rückstand rückten die Reds nach zuvor nur einem Zähler aus den vorherigen drei Punktspielen als Siebter wieder in die Nähe der Europacup-Plätze.

Jürgen Klopp verliert Brille beim Jubel
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Klopp verliert Brille beim Jubel

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Foto: afp, LP/JR

Das Kontrastprogramm zu Klopps Euphorie nach dem Thriller in Norwich, wo der zu Wochenbeginn vom DFB-Pokalsieger VfL Wolfsburg für elf Millionen Euro verpflichtete Abwehrspieler Timm Klose noch nicht zum Einsatz kam, erlebte sein umstrittener Kollege Louis van Gaal bei Rekordmeister Manchester United. Die 0:1 (0:0)-Heimpleite der Red Devils ohne den weiter verletzten Nationalmannschafts-Kapitän Bastian Schweinsteiger gegen den FC Southampton setzt den Niederländer wieder stärker unter Druck, zumal ManUnited weiter an Boden zum Führungsquartett verlor.

Die Spitze übernahm das Überraschungsteam Leicester City mit dem deutschen Ex-Nationalspieler Robert Huth durch ein 3:0 (1:0) gegen Stoke City zumindest für 24 Stunden vom zuvor punktgleichen FC Arsenal. Huth sorgte dabei mit einem missglückten Freistoß für zahlreiche Lacher. Die Gunners mit den Weltmeistern Mesut Özil und Per Mertesacker stehen damit am Sonntag im Schlagerspiel gegen Meister FC Chelsea unter Zugzwang, zumal auch Manchester City am Samstagabend durch ein 2:2 (1:1) bei West Ham United aufgrund der besseren Tordifferenz am Londoner Klub vorbeizog.

Absoluter Höhepunkt des 23. Spieltages war allerdings das Fußball-Fest in Norwich. An Liverpools Dreier, den Adam Lallana in der fünften Minute der Nachspielzeit perfekt machte, hatte auch der frühere Hoffenheimer Roberto Firmino mit einem Doppelpack (19. und 63.) großen Anteil.

Klopp durchlebte auf Liverpools Bank eine Achterbahn der Gefühle. Zweimal verspielte seine Elf eine Führung, holte vor Lallanas Siegtreffer aber auch einen zwischenzeitlichen 1:3-Rückstand auf. Beim Jubel über den packenden Sieg verlor Klopp, der Veitstänze aufführte und zur Liverpooler Spielertraube auf den Platz lief, sogar seine Brille und musste ohne Sehhilfe vor die Presse treten: "Ich habe eigentlich immer eine zweite Brille dabei, aber ich kann sie nicht finden, weil es schwierig ist, eine Brille ohne Brille zu finden."

Seine emotionale Beanspruchung war dem früheren Meister-Trainer von Bundesligist Borussia Dortmund ins Gesicht geschrieben. "Auch wenn all unsere Probleme durch den Sieg nicht gelöst sind, bleibt das eine unvergessliche Begegnung. Solch ein Spiel haben wir nicht zum ersten Mal erlebt, und wir müssen darüber nachdenken, warum immer uns so etwas passiert. Nach 90 Minuten Sieger zu sein, nach 93 Minuten nur einen Punkt zu haben und nach 95 Minuten doch wieder Sieger zu sein, ist absolut ungewöhnlich, aber es ist auch nicht gut, dass wir vier Gegentore kassiert haben", resümierte Klopp nach Schlusspfiff.

Nach Firminos erstem Treffer zur 1:0-Führung der Gäste drehten die Platzherren die Begegnung und schienen nach dem 3:1 neun Minuten nach der Pause auf der Siegerstraße. Doch Liverpool, das zuletzt in der Liga gegen ManUnited 0:1 verloren hatte, glich zunächst durch Jordan Henderson (56.) und erneut Firmino aus, ehe James Milner (75.) zu Beginn der Schlussphase den früheren Europapokalsieger zum zweiten Mal in Führung brachte. Vor Lallanas Treffer in der turbulenten Nachspielzeit schien die Begegnung nach Norwichs abermaligem Ausgleich (90.+3) noch auf eine Punkteteilung hinauszulaufen.

(sid)
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