Diego Maradona Fragwürdiges Trainer-Engagement in der Wüste

Fudschaira/Buenos Aires · Fünf Jahre wollte niemand mehr etwas von Diego Maradona als Trainer wissen. Nun gibt der Argentinier für sein Comeback sprichwörtlich klein bei.Für ihn geht es in die Wüste.

 Diego Maradona vor dem Wappen seines neuen Arbeitgebers

Diego Maradona vor dem Wappen seines neuen Arbeitgebers

Foto: afp

Als Diego Maradona zur Feier des Tages den Ball auf dem grünen Rasen gekonnt tanzen ließ, strahlten die Scheichs würdevoll um die Wette. Argentiniens Fußball-Ikone hatte gerade lässig in blauen Shorts und T-Shirt gekleidet seinen Namen unter den Ein-Jahres-Vertrag mit dem Fudschaira Sports Club gesetzt.

Nach fünfjähriger Auszeit ist der Weltmeister von 1986, der am Montag als Botschafter des Weltverbandes zum Fifa-Kongress nach Bahrain reiste, zurück auf der Trainerbank und wieder mittendrin im Fußballgeschäft. Dummerweise jedoch abseits bei einem klanglosen Zweitligisten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).

Mit seinen Petrodollars hat Klubpräsident Scheich Muhammad, primär Kronprinz von Fudschaira, eines der sieben Emirate im Wüstenstaat, den 56-Jährigen aus dem sportlichen Vorruhestand gelockt. In diesen war Maradona kurioserweise vor fünf Jahren von Al Wasl aus dem gerade einmal 120 Kilometer westwärts gelegenen Dubai geschickt worden.

Jetzt soll es "El Pibe d'Oro" (Goldjunge) mit Amtsantritt am 1. Juli richten. Schließlich hatten vier Niederlagen in Folge beim Saison-Endspurt im April den erst 1968 gegründeten Klub um den erstmaligen Aufstieg ins nationale Fußball-Oberhaus gebracht. Am Ende wurde es Platz vier in der Zwölfer-Liga.

Ein Strandhaus mit direktem Zugang ans Meer, freie Hand beim Trainerstab und ein halbes Dutzend neuer Spieler: Das sind die Versprechen der Scheichs, die aber wohlweislich eine Ausstiegsoption nach sechs Monaten in den Vertrag einbauten.

Denn als Trainer konnte Maradona weder in der Heimat bei Deportivo Mandiyú (1994), Racing Club (1995) oder später zwei Jahre bei der argentinischen Selección, die er nach dem 0:4 im Viertelfinale bei der WM 2010 in Südafrika gegen Deutschland verließ, an die Geniestreiche des "El Diez" mit der Rückennummer 10 anknüpfen.

Am Wochenende hofierten ihn die weißgewandten Emire beim Antrittsbesuch, präsentierten stolz das rund 10.000 Plätze bietende Stadion. Eine neue, kleine Welt für einen, der sich vor 31 Jahren in Mexiko im WM-Finale gegen Deutschland (3:2) selber krönte. Vor offiziell 114.600 Zuschauern im Estádio Azteca. Viel mehr Einwohner hat auch die Hauptstadt des Emirats nicht.

"Das fußballerische Projekt hat Diego angelockt", behauptet sein Anwalt Matías Morla, der den Vertrag aushandelte, in der Tageszeitung Clarín. Maradona selber hatte Anfang Februar beim Fernsehsender TyC auf die Frage nach dem Karriereknick geantwortet, dass er bei einem Klub zugreifen werde, der ihm Macht garantiere und mit dem er um Titel kämpfen könne: "Es muss mich nur einer anrufen."

Und weil er gerade eine Reihe von Terminen in Dubai hatte, wurde es fast ein Ortsgespräch. Endlich meldet sich ein Verein mit Geld und dem ruhmbringenden Aufstieg als Vorgabe - im Nirgendwo am Golf von Oman.

(sid)
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